Inneres team

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Inneres Team von Friedemann Schulz von Thun (1998)


Das Innere Team ist ein Persönlichkeitsmodell des Hamburger Kommunikations-Psychologen Friedemann Schulz von Thun. Es betrachtet die „Innenseite“ der Kommunikation, unsere inneren Stimmen, die sich in bestimmten Situationen oder bei einem Thema zu Wort melden und unser Lebensgefühl beeinflussen. Dargestellt wird diese „innere Pluralität“ mit der Metapher eines Teams und seines Leiters.


Grundlagen

Dieses kommunikationspsychologische Modell basiert auf der Grundlage eines humanistisch-systemischen Menschenbildes. Der Mensch wird darin als nach Selbstverwirklichung strebendes Geschöpf gesehen. Dabei ist er immer zugleich Teil des Ganzen (der Mensch im System) und selbst ein Ganzer (der Mensch als System). Nach Friedemann Schulz von Thun gilt es diesen inneren Menschen zu verstehen (Inneres Team), um ihm so zur Entfaltung/Entwicklung zu verhelfen. Es gilt aber immer auch, ihn als Teil eines Systems zu begreifen, zu dessen Gelingen er beitragen will. Bei dem Modell des inneren Teams handelt es sich ausdrücklich um eine Metapher, die sich in der praktischen Arbeit als sehr wirkungsvoll herausgestellt hat und nicht um eine seelische Störung, sondern um einen ganz normalen menschlichen Zustand.


Das innere Team und seine Kompetenzen


Schon Faust wusste, zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust und Bismarck ging sogar noch weiter und erklärte, dass es in seiner Brust gar zuginge wie in einer Republik. Nach Friedemann Schulz von Thun besitzt der Mensch verschiedene Persönlichkeitsanteile, die in einem ständigen inneren Dialog miteinander stehen, meist ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Diese Anteile sind sich selten einig und setzen scheinbar alles daran, unser Handeln und unsere Kommunikation zu beeinflussen. So kann es passieren, dass man etwas sagt, was man später bitterlich bereut oder aus scheinbar nichtigem Anlass die Nerven verliert. Und dabei verfolgen alle Abteile für sich betrachtet eine positive Absicht und wollen nur das Beste für das übergeordnete Ich. Schulz von Thun bezeichnet dies als innere Pluralität. (NLPlern ist dies aus der Teilearbeit durchaus bekannt.) Der Dialog dieser Anteile untereinander ist das, was unser alltägliches Denken ausmacht. Die inneren Wortmelder sind dabei Not und Tugend zugleich. Da sie nicht alle das Gleiche wollen, kann es zu Problemen in der Kommunikation nach außen führen. Der Mensch fühlt sich zerrissen, kann sich zu keiner Entscheidung durchringen und hat Schwierigkeiten, sich zu motivieren. Gelingt es jedoch den „verstrittenen Haufen“ als kooperatives Team zu formieren, könne man – so Schulz von Thun- von diesem inneren Reichtum profitieren und sei in herausfordernden Situationen gut aufgestellt. Wie in einer Mannschaft kann man dann von den Kompetenzen der unterschiedlichen Teammitglieder profitieren, da diese “vereinten Kräfte” mehr Weisheit in sich tragen, als eine einzelne Stimme allein. Nur wenn ich im Inneren “alle beisammen” und vereint habe, betont Schulz von Thun, kann ich nach außen hin klar, authentisch und situationsgemäß reagieren und stimmig kommunizieren.


Die Aufstellung des Inneren Teams

Das innere Team ist vielfältig und bunt besetzt: ob leise, laut, vorsichtig, mutig, mit dominantem Auftreten nach außen oder kaum hörbar, fast nur ein flüchtiger innerer Gedanke, ein zaghaftes Gefühl oder Körpersignal – beim inneren Team kann alles vertreten sein. Einige Anteile kooperieren miteinander, wieder andere stehen in direkter Konkurrenz. Wie im „wirklichen“ Leben gibt es auch bei inneren Teams alle Facetten der Gruppendynamik zu beachten. In ihrer Gesamtheit spiegeln sie alle Lebenserfahrungen eines Menschen wieder, darunter auch Meinungen dritter und sozio-kulturelle Wertvorstellungen. (Glaubenssätze im NLP)

Typische Teammitglieder sind:


Das Oberhaupt Als Teamleiter bezeichnet Schulz von Thun das übergeordnete „Ich“, der Chef des inneren Teams. Er nimmt Führungsaufgaben wahr und gewährleistet die Einheit der Person. Der Teamleiter ist sowohl für den „Innendienst“ als auch für den „Außendienst“ zuständig und hat letztlich bei außenwirksamen Entscheidungen das letzte Wort. Typische Aufgaben des Oberhaupts sind unter anderem: • Selbstkontrolle • Moderation von inneren Teambesprechungen • Integration der inneren Teammitglieder • Konfliktmanagement • Personal- und Teamentwicklung • Personalauswahl • Einsatzleitung

Die Stammspieler Sie besetzten oft und gerne die vorderste Reihe und stehen im Rampenlicht. Es sind die Teammitglieder, die in der Lebensgeschichte des Individuums „Karriere“ gemacht haben und die Außenwirkung eines Menschen bestimmen.

Außenseiter Diese inneren Teammitglieder halten sich bedeckt, bis hin zum strikten Auftrittsverbot.

Feindliche Antagonisten Hier handelt es sich um innere Teammitglieder, die miteinander im Konflikt stehen, da sie gegensätzliche Standpunkte vertreten.

Leise, Zaghafte Nut wenn wir innehalten, in uns hinein hören und genau zuhören, können wir diese Teammitglieder wahrnehmen.

Spätmelder Diese Teammitglieder melden sich oft erst nach Stunden oder Tagen zu Wort, dann aber oft mit unabweisbarer Heftigkeit.

Bewacher Der Wächter verhindert, dass sich eine andere Stimme zu Wort melden kann. Getreu nach dem Motto: „Das darf auf keinen Fall gesagt werden, so darf man nicht sein.“ Dieses „Verhinderungssystem“ kann zu heftigen inneren Teamkonflikten führen.

Widersacher Diese Teammitglieder wollen uns scheinbar übel mitspielen, greifen die empfindlichen Punkte des übergeordneten Ichs an und versuchen es non-verbal zu attackieren und klein zu halten, aber dahinter steckt eine gute Absicht und eine Botschaft, die es zu erkunden lohnt.

Je nach Thema und Situation – Schulz von Thun bezeichnet es als Anliegen- können sich ganz unterschiedliche Mitspieler zu Wort melden:

• der Kommunikative: Ich brauche erst den Austausch mit anderen • der Vorsichtige: 'Lass’ es lieber so, wie es ist.' • der innere Antreiber: 'Da gibt es jetzt kein Zurück mehr!' • der kühle Kopf: 'Bleib bei den Fakten, wäge Vor und Nachteile ab • der Selbstzweifler: 'Ist das nicht eine Nummer zu groß für Dich?' • der kreative Kopf: 'Da eröffnet sich ja ein Unmenge an neuen Möglichkeiten.' • der Abenteurer: 'Ich bin gespannt, was da alles auf mich zukommt.' • der Bequeme: 'Ich will mich nicht schon wieder entscheiden müssen.'


Das Team formieren – die innere Teamsitzung


Die Herausforderung besteht darin, die geeigneten inneren Mitarbeiter zu einem gegebenen Problem zu identifizieren, zu Wort kommen zu lassen und zur Zusammenarbeit zu bewegen Der innere Dialog sollte bewusst gemacht und bewusst geführt werden. In einem ersten Schritt, werden alle Gedanken, Aussagen und spontanen Äußerungen zu einem gegebenen Problem gesammelt und gegebenenfalls notiert. Anschließend werden die inneren Teammitglieder, die hinter den Gedanken und Äußerungen stecken, identifiziert und benannt. Jedes Teammitglied erhält das Recht, seine Botschaft unkritisiert vorzubringen. Danach wird geklärt, wie die Anteile zusammenwirken, wer gewinnt wann die Oberhand. Wofür tun sie es, wann erweist sich dies als nützlich, wann als hinderlich. Welche positive Absicht steckt dahinter? Wie sind sie zu Deinen Überzeugungen gekommen? Welche Lösungsvorschläge haben sie für das aktuelle Problem? Welche Einwände? Welche Unterstützung benötigen sie?

Der Teamleiter bleibt neutral und begegnet allen Positionen mit Wertschätzung. Auf dieser Basis kann dann über einen Kompromiss nachgedacht werden. Abschließend kann das Ergebnis noch einmal zusammengefasst und erneut die Zustimmung aller Teilnehmer eingeholt werden.

Ein hilfreiches Analyseinstrument kann bei inneren Teamsitzungen die Aufstellung der Teammitglieder mittels Spielfiguren sein. So lässt sich gut visualisieren, welche Anteile nahe beieinander stehe, welche unbeliebt oder dominant sind.


Weitere Aspekte des inneren Teams Die Metapher des inneren Teams kann in vielfältigen Kontexten eingesetzt werden. In Miteinander reden 3 stellt Schulz von Thun folgende Konzepte vor: • Inneres Konfliktmanagement • Nicht-Akzeptanz von Teammitgliedern und seine Folgen • Teamaufbau in Innen- und Außenkontakt • Situationsabhängige Teamzusammensetzung


Literatur


Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden 3 – Das 'innere Team' und situationsgerechte Kommunikation. Rowohlt, Reinbek 1998, http://www.inneres-team.de www.schulz-von-thun.de/index.php?article_id=93 http://www.managerseminare.de/Datenbanken_Lexikon/Inneres-Team-nach-Friedemann-Schulz-von-Thun,166527stehen,