Provokative Therapie

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[nach Frank Farrelly; auch Provokativer Stil]

Das Wort Provokativ im Rahmen der Provokativen Therapie bedeutet soviel wie herauslocken und herausfordern. Provokativ in diesem Sinne bedeutet nicht verletzen, beleidigen oder verurteilen. Die Provokative Therapie wurde in den 1970er Jahren von Frank Farrelly entwickelt. Verbindungen und Grundlagen finden sich in der Arbeit von Milton H. Erickson und auch zu den paradox arbeitenden Schulen.


Historisches

Frank Farrelly entwickelte die Provokative Therapie 1963 während seiner Arbeit mit chronisch schizophrenen und depressiven Menschen, die damals als "hoffnungslose Fälle" galten und zum Teil von Therapeuten "aufgegeben" wurden. Diese Therapie war damals nicht wirklich neu, sondern mehr eine weiter entwickelte Methode der Kommunikation bei Interventionen. Die Provokative Therapie ist eine effektive Therapiemethode, die mit Humor und Herausforderung - als ihre wichtigsten Elemente - arbeitet. Diese Methode ist in eine Vielzahl weiterer Therapieformen integrierbar und fördert vor allem das spielerische Element innerhalb des Therapieverlaufs.


Inhalt und Einsatz

Die wichtigsten Elemente und Grundlagen mit denen die Provokative Therapie arbeitet, sind:

  • Humor und Herausforderung
  • Lachen befreit und
  • Herausforderung setzt in Bewegung.

In der Provokativen Therapie geht es darum, durch Humor den Widerspruchsgeist und die Eigenständigkeit des Klienten neu zu entwickeln. Durch Humor und Lachen über den eigenen und so alltäglichen "Wahnsinn", im Leben so vieler Menschen, sollen Denkblockaden und negative, einengende Glaubenssätze identifiziert, aufgelöst und durch neue positive Verhaltensweisen ersetzt werden. Sie dient der Mobilisierung der Selbstheilungskräfte im Klienten, dem Wecken der eigenen Aktivität und Kämpfernatur und dem eigenen Willen zu konstruktiver Veränderung.

"Wer über sich lachen kann, hat keine Kampf- oder Fluchtmöglichkeiten mehr"
(aus www.provokativ.com)

Die Provokative Therapie hilft dem Klienten über seine Ängste und Torheiten zu lachen, indem sie das Absurde und Selbstschädigende Verhalten des Klienten verzerrt in den Blickpunkt stellt. Sie schafft Entlastung und fördert durch Lachen und Humor den Abstand zu "Problemen" und führt zur Befreiung von einseitigen und blockierenden Sichtweisen. Auf diese Weise soll der Klient wieder zum Akteur seines eigenen Lebens werden und sich selbst nicht mehr als Opfer sehen. Es geht um weg von Passivität und hin zu Aktivität und um ein neues selbstbestimmendes Leben für den Klienten.
Der Therapeut bietet dem Klienten während der Therapie eine Reihe unterschiedlicher und vielfältiger Sichtweisen und Interpretationen das Thema und die Symptome betreffend an. Dadurch bietet sich für diesen die Möglichkeit, neue Sichtweisen wahrzunehmen, die eigenen und bisher eventuell einengenden Bewertungen zu ändern oder ganz aufzulösen und neue Lösungen zu finden.

Zentraler Bestandteil der Provokativen Therapie sind "Provokationen", die oft von außen als unangemessen, verurteilend oder bewertend wahrgenommen werden können. Für den Betroffenen selbst jedoch ist es ein Angebot zur Veränderung und Erweiterung des eigenen Horizontes und Wahrnehmung von sich selbst. Der Klient entscheidet selbst darüber, diese anzunehmen. Der Rapport des Therapeuten spielten in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige und grundlegende Rolle. Da der dieser oftmals die Rolle des "Advocatus Diaboli" einnimmt, um somit humorvoll die selbstschädigenden und destruktiven Strategien und Verhaltensweisen des Klienten, und nur diese, personifiziert, um mit ihm gemeinsam darüber lachen zu können, ist die ehrliche Achtung und der ehrliche Respekt vor dem Klienten von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Intervention. Auf diese Weise werden die selbstzerstörerischen Muster unterbrochen und die kraftvollen Ressourcen des Klienten freigesetzt und aktiviert - neuer Freiraum wird geschaffen.

Auch wenn die Provokative Therapie an manchen Stellen skandalös und nach außen unkonventionell erscheinen sollte - sie öffnet dem Klienten Raum für Emotionen, tiefe Gefühle und hilft ihm, neuen Mut zu finden, sein Leben wieder selbst zu leben und sich als Person wertzuschätzen und anzunehmen.


Vorgehen

Für das Vorgehen innerhalb der Provokativen Therapie wurden "Die 10 Bausteine" entwickelt:
(aus managerSeminare.de)

  1. Den guten Draht zum anderen bewahren.
  2. Der Trainer / Coach bleibt aktiv.
  3. In das Weltbild des anderen einsteigen.
  4. Persifizieren des Weltbildes (Zerrspiegel).
  5. Globalisieren bzw. Pauschalisieren des Weltbildes (Stereotype).
  6. Den Advocatus Diabolie spielen.
  7. Begeisterung für das belastende Symptom zeigen.
  8. In Bildern sprechen.
  9. Keine Ratschläge geben, höchstens idiotische.
  10. Hypnotische Kommunikation und Sprachmuster verwenden, einsetzen.


Ziel

Das Ziel der Provokativen Therapie ist die Stärkung des Selbstvertrauens, des Selbstwertes und der Selbstverantwortung des Klienten. Der Therapeut gibt dem Klienten / Betroffenen Hinweise mit auf den Weg, wie z. B.:

  • Jeder ist verantwortlich für sein Leben.
  • Nur jeder selbst kennt die Lösung für seine Probleme.
  • Es gibt Realitäten im Leben, die müssen alle Menschen akzeptieren.


Einsatz

Die Provokative Therapie wird in vielen Bereichen eingesetzt, z. B.:

  • Psychotherapie
  • Bildung und Beratung
  • Sozialpädagogik
  • Personalentwicklung
  • Management
  • Medizin und Homöopathie
  • Schule und Bildung
  • Beratungen aller Art


Grundvoraussetzungen

Im Rahmen der Provokativen Therapie werden für den Erfolg einige Elemente als wichtige Grundvoraussetzungen gesehen:

  • Akzeptanz
  • Empathie
  • Selbstaktualisierung
  • Kongruenz
  • Authentizität


Literatur

  • Farrelly, Frank and Brandsma, Jeffrey. "Provocative Therapy", Meta Publishing Co., P.O. Box 565, Cupertino, CA 95014, 1974.
  • Farrelly, Frank. "Provocative Therapy", American Academy of Psychotherapists' Tape Library, No. 58, Phila., PA., 1971.
  • Farrelly, Frank and Brandsma, Jeffrey. Provokative Therapie (German translation), Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1986, ISBN 3-540-16666-1.
  • Jürgen Wippich, Ingrid Derra-Wippich: Lachen lernen. Einführung in die Provokative Therapie Frank Farrellys, Junfermann-Verlag, Paderborn 1996, ISBN 3-87387-169-6
  • Eleonore Höfner, Hans-Ulrich Schachtner: Das wäre doch gelacht! Humor und Provokation in der Therapie, Reinbek 1997, ISBN 3-499-60231-8


Weblinks