Abwehrmechanismus

Aus NLPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Begriff des Abwehrmechanismus stammt von Freud (Psychanalyse) und wurde von den NLP-Gründern nie verwendet - unter anderem deshalb, weil deren Grundannahmen in Widerspruch zu wichtigen Grundannahmen der Psychoanalyse stehen und es ihnen gerade darum ging, sich von der Psychoanalyse und ihren Grundannahmen abzugrenzen.

Für Freud bedeutete "Abwehr", daß jemand darauf verzichtet, einen bestimmten Wunsch oder ein Bedürfnis zu erfüllen, sondern stattdessen leugnet ("abwehrt" bzw. "verdrängt"), diesen Wunsch überhaupt zu haben - weil er weiß, daß seine Erfüllung gesellschaftliche Sanktionen nach sich ziehen würde (Beispiel: jemand möchte gerne 4 Wochen Urlaub machen, weiß aber, daß er sich das nicht leisten kann, wenn er seinen Job nicht verlieren will; also sagt er sich selbst und anderen, "ich will doch nicht schon wieder in Urlaub fahren (Abwehr des Wunsches), dafür arbeite ich viel zu gerne (Rationalisierung) - und Kollege X, der schon wieder zwei Wochen im Urlaub war, ist ein fauler Sack (Projektion)!").

Freud war der Überzeugung, daß bestimmte Formen von Abwehr mehr oder weniger unausweichlich seien, weil zivilisatorische Gesetze und Regeln sich praktisch immer gegen bestimmte menschliche Wunschregungen richteten (vgl. Freud: "Das Unbehagen in der Kultur"); mehr, als sich den Zielkonflikt bewußtzumachen, hielt daher er nicht für möglich (kein Integrationsmodell, keine Zukunfts- und Lösungsorientierung).

Ein NLPer würde dagegen das bloße Bewußtmachen solcher Konflikte (Bedürfnis erfüllen vs. gesellschaftliche Normen befolgen) für so etwas wie Folter halten und eher lösungsorientiert vorgehen. Wenn die obige Abwehr für den Klienten funktionieren würde, würde er sie vielleicht für einen nützlichen Reframe halten; sollte der Klient einen Zielkonflikt spüren, würde der NLPer dies vermutlich "Inkongruenz" nennen und vielleicht mit einem Reframing angehen - etwa einem Verhandlungsreframing oder einem Bedeutungsreframing, z.B. "4 Wochen Adria mit der Family? Mein Freund Richard sagt immer, er ist schon nach 2 Wochen 24 Stunden "familytime" familienurlaubsreif und sehnt sich zu seinen Kollegen und Kunden zurück." (Bedeutungsreframing - jetzt bedeutet "Arbeiten" "Urlaub" - von der Familie).

"Abwehr" kann in der Psychoanalyse unter anderem auch bedeuten, Angst, Unlust, Kränkung oder Verletzung zu vermeiden oder unbewusst zu machen (vergessen, "verdrängen"). Während aber ein Psychoanalytiker das Bewußtmachen der Konflikte zum Ziel erklären würde, ohne sie dann unbedingt aufzulösen, wäre für einen NLPer eher das Ziel, Konflikte so gut wie möglich zu integrieren und dabei ggf. auch auf nützliche Weise Tilgung, Generalisierung und Verzerrung einzusetzen. Für einen NLPer kann also auch Abwehr (für einen NLPer eine Form der Löschung/Verzerrung) je nach Kontext durchaus nützlich sein (->Öko-Check).


Die Abwehrmechanismen in der Psychoanalyse

Abwehrmechanismus Erläuterung
Verleugnung Das, was man an sich nicht wahrhaben will, wird mit (unlogischen) Argumenten wegdiskutiert. → Abwehr der Hysteriker
Projektion Eigene, für das Ich gefährliche Impulse, werden auf einen Anderen geschoben, und als im Anderen entstanden erklärt. → "Nicht ich hasse Dich, sondern Du mich"
Regression Frühere Entwicklungsstufen (z.B. die orale, anale, ödipalen oder genitale Phase) werden wiederbelebt, um einen aktuellen, unlustbereitenden Impuls auszuweichen. → Durch Esssucht können z.B. Konfliktängste abgewehrt werden.
Verdrängung Angstbesetzte Impulse werden ins Unbewusste verdrängt, um Triebansprüche zu negieren. → Abwehr der Phobiker
Reaktionsbildung Der unlusterregende Impuls wird durch das Gegenteil ersetzt. → z.B.: statt Aggressivität, Zärtlichkeit zeigen. Abwehr des Zwangsneurotikers.
Intellektualisierung Die problematischen Impulse werden aus dem Gefühlsbereich ins Theoretische verlagert. → "Ich bin nicht aggressiv, ich rede nur über Aggression im Allgemeinen."
Rationalisierung Intellektuelle Scheinbegründungen, um damit unbewusste Triebinteressen zu verdecken (Pharisäertum).
Isolierung Abspalten von Gefühlen aus dem Gesamterleben, indem eine Trennung von angstmachendem Inhalt und den dazugehörigen Affekten erreicht wird. → Abwehr der Zwangsneurotiker
Verschiebung Der angstbesetzte Impuls wird von der Person, der er eigentlich gegolten hätte, auf eine weniger bedrohliche Person verschoben → Häufig bei Aggressionen innerhalb hierarchischer Strukturen.
Identifikation Der problematische Konflikt wird dadurch gelöst, indem man die Meinungen des Anderen oder Gegners einfach übernimmt → Abwehr der neurotisch Depressiven.
Sublimierung Das Umlenken von Triebimpulsen auf gesellschaftlich positiv bewertete Themen.
Vermeidung Vermeidung der angstauslösenden Situation → Abwehr der Phobiker.

Hinweise & Beispiele

Siehe auch

Verwandte Begriffe

Literatur

Weblinks