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In der [http://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie Psychologie] wird [[Trance]] als Sammelbegriff für [http://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_%28Psychologie%29 Bewusstseinsdissoziationen] gekennzeichnet, die durch innere oder äußere Reize unwillkürlich erzeugt werden und die im allgemeinen nicht [http://de.wikipedia.org/wiki/Pathogen Pathogen] sind. Unter  der '''Alltagstrance''' kann ein unwillkürlich angeregter Gedankenstrom verstanden werden, der durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Imagination Imagination] und/oder einen [http://de.wikipedia.org/wiki/Innerer_Monolog inneren Monolog]eine alternative [http://de.wikipedia.org/wiki/Realit%C3%A4t Realität] konstruiert. Im [http://de.wikipedia.org/wiki/Neurolinguistische_Programmierung NLP] von [http://de.wikipedia.org/wiki/Bandler Bandler] & [http://de.wikipedia.org/wiki/John_Grinder Grinder] wird stark mit der bewussten Wahrnehmung dieser Zustände gearbeitet. Die Alltagstrance ist ein natürlicher [http://de.wikipedia.org/wiki/Bewusstsein Bewusstseinsprozess] des Menschen, die mit einer Dominanz des [http://de.wikipedia.org/wiki/Parasympathikus parasympathischen Nervensystems], Entspannung, leichter sexueller Erregung, Pupillenerweiterung und Veränderung der Körperhaltung (z.B. Kreuzung der Füße, Neigung des Kopfes, verminderter Muskeltonus, vermindertes Atemvolumen, nach innen fokusierter Aufmerksamkeit, langsameres Sprechen) einhergeht.
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Von [http://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud S. Freud] wurde die Einleitung dieser  Trance – Prozesse in seiner Traumdeutung (1900) als Primärprozess (unbewusster Systemprozess) definiert, der nachfolgende Sekundärprozess beinhaltet alle vorbewussten-bewussten Systemprozesse des Menschen, wobei er eine Verwandtschaft zwischen Nachttraum und  [http://de.wikipedia.org/wiki/Wachtraum Wachtraum] (Alltagstrance) feststellte. Beide Prozesse (Primär– und Sekundär-Prozess in den Trance-Zuständen) sind nicht starr und durch die  Kindheit manifestiert. Sie entwickeln sich im Laufe eines Lebens (Fosshage, J.L. (1983)).
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Säuglinge/Kleinkinder ab ca. dem 3. Monat leben ständig in einer Art Alltagstrance, die mehrere Jahre ihr Wahrnehmungssystem dominiert. Ab ca. 1 1/2 Jahre entstehen Phantasien. Ab diesem Zeitpunkt sind die für Alltagstrance wichtigen Charakteristika Verdichtung und Verschiebung innerhalb eines Symbolgefüges möglich (Dornes 1993,1998,1999). Wichtig bei Säuglingen/Kleinkindern  ist, dass sie immer  Sinneserfahrungen und Gefühle in alle Beziehungsmuster einweben, da der [http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitiv  kognitive Verarbeitungsvorgang] noch nicht ausgereift ist. Die verschiedenen Durchschnittserwartungen, die ein Kleinkind hat, wurden von Stern als „generalisierte Interaktionsrepräsentationen“ (RIG) bezeichnet. Aus diesen RIG-Grundeinheiten entsteht das Episodengedächtnis, das dem Kind das Kern-Selbst vermittelt. Immer, wenn ein Kind ein Gefühl hat, wird es das vorher gespeicherte RIG hervorrufen und verstärken. Das Erregungs– und Gefühlsniveau,  das ein Kleinkind aufbaut, überträgt es allmählich auch auf andere Menschen. Wenn die erlebten Erfahrungs– und dazugehörigen Alltagstranceprozesse ungenügend verlaufen, entsteht ein falsches und gestörtes Selbst (Stern 2000, 2001, 2003). Fehlangepasste Verhaltensweisen führen zu psychischen Störungen, bei denen bewusste und unbewusste Anteile zusammengesetzt und in [http://de.wikipedia.org/wiki/Maladaptiv#Beispiele_f.C3.BCr_maladaptive_Schemata_und_zugeh.C3.B6rige_Bew.C3.A4ltigungsstile maladaptiven Verhaltensmustern] gespeichert und mit den gegenwärtigen Menschen beständig neuinszeniert werden (Meier (2005)). Derartige Beziehungsmusterstörungen wurden ab 1954 von [http://de.wikipedia.org/wiki/Hanscarl_Leuner Hanscarl Leuner] durch die [http://de.wikipedia.org/wiki/Katathym-Imaginative_Psychotherapie Katathym-imaginative Psychotherapie ] versucht zu beseitigen (ab 1993 als KIP bezeichnet) die, wie einige Werkzeuge des erst Anfang der 70er Jahre entwickelten Methoden- oder Werzeugkastens [http://de.wikipedia.org/wiki/Neurolinguistische_Programmierung NLP] als begleitete Tagestrance bezeichnet werden kann und die in hohem Maße die  Aktivierung von emotionalem und sensorisch-[http://de.wikipedia.org/wiki/Somatisch somatischem] Erleben mit bildlicher Übersetzung und anschließender [http://de.wikipedia.org/wiki/Reflexion_%28Philosophie%29 Reflexion]/[http://de.wikipedia.org/wiki/Elaboration_%28Psychologie%29 Elaboration] bietet. Leuner kam zu der  Erkenntnis, dass durch geführte Imaginationen umfassende Änderungen der Psyche möglich sind, indem die Operation am SYMBOL, das zu den krisenanfälligen Stellen im Individuum geführt hat, den dazugehörigen negativen  emotionalen Zustand (z.B. Schuld, Erwartung, Misstrauen…in interpersonellen Beziehungsmusterreaktionen) in einen positiven verändern kann. Die KIP soll, ähnlich wie die Werkzeuge des NLP, der Ressourcenaktivierung, der Konfliktbearbeitung und der spontanen Entfaltung der Kreativität dienen (Leuner 1994 a,b). Die Wirksamkeit einer Psychotherapie hängt davon ab, ob neue Erlebnis– und Verhaltensmöglichkeiten erlebbar werden (Stern et al 2001). Alltagstrancen (Tagträume) können neue Beziehungsmuster entstehen lassen, Ressourcen aktivieren und Konfliktbearbeitungen ermöglichen (Leuner 1994b). Den NLP-Vertretern wird vielfach vorgeworfen, dass es keine ausreichenden  Wirksamkeitsstudien gibt(Lukesch 2000)).
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Allerdings sind diese auch bei den vergleichbaren imaginativen Verfahren in der anerkannten Psychotherapie sehr selten (von Wietersheim 2003, Stigler 1995,1996,1998,2001).
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Alle bisher betrachteten natürlichen, nicht bewusst eingeleiteten Traum– und  Alltagstrance-Prozesse beim Menschen, unterliegen einem natürlichen Rhythmus ([http://de.wikipedia.org/wiki/Chronobiologie Fachgebiet der Chronobiologie]). 
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Der Rhythmus der Traum-Prozesse beim Menschen wurde 1953 von Aserinsky und Kleitman entdeckt (Aserinsky, Kleitman 1953). Sie fanden, dass während des Schlafes ca. alle  90 Minuten eine [http://de.wikipedia.org/wiki/REM-Schlaf REM]-Schlaf-Phase (rapid eye movement) einsetzt, in der das nächtliche  Träumen vermutet wurde. Im Jahre 1963 stellte Kleitman die Annahme auf, dass sich dieser 90-Minuten Zyklus auch am Tag als Alltagstrancezyklus wiederholt (Kleitman (1963)). Er  bezeichnete den Alltagstrance-Zyklus als basic-rest activity-cycle (BRAC). Dieser Rhythmus der natürlichen Alltagstrance wurde im Jahre 1978  experimentell bestätigt (Kripke, Sonnenschein (1978)). Den  zyklischen  Alltagstrancen konnten zunächst  eine verstärkte orale und sexuelle Organaktivität zur Triebsättigungsbefriedigung zugeordnet werden (Friedman, Fisher (1967); Chase (1979)). Der Grund für den 90-Minuten-Rhythmus ist noch nicht eindeutig geklärt. Neben der wechselnden hemisphärischen Hirndominanz (Chase (1979)) wurden auch geophysikalische und planetarische Zusammenhänge vermutet (Shapiro (1970), Strunz (1987)).
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Aserinsky, E, Kleitman, N: Regulary occuring periods of eye motility, and concomitant phenomena during sleep. Science 118: 273 – 274, 1953.
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Chase, M. H. (1979) Every 90 minutes, a brainstorm. Psychol. Today 13, No. 11,172.
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Dornes, M (1993) Psychoanalyse und Kleinkindforschung Einige Grundthemen der Debatte. Psyche 47 1116-1152
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Dornes, M (1998) Bindungstheorie und Psychoanalyse. Psyche 52 299 348
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Dornes, M (1999) Die frühe Kindheit Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre, 3 Aufl. Fischer, Frankfurt a M
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Fosshage, J.L. (1983) The psychological function of dreams. A revised psychoanalytic perspective. Psychoanal Contemp Thought 6: 641-669. 
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Freud, S. (1900) Traumdeutung. Über den Traum.
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http://www.amazon.de/Die-Traumdeutung-Sigmund-Freud/dp/359610436X
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Friedman S., Fisher C. (1967) On the presence of a rhythmic, diurnal, oral instinctual drive cycle in man: A preliminary report. J.Am. Psychoanal. Ass. 15, 317-343.
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Kleitman, N. (1963) Sleep and wakefulness. The University of Chicago Press, Chicago.
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Kleitman, N. (1982). Basic rest activity cycle - 22 years later. Sleep, 5, 311-317
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Kripke, D. F., Sonnenschein D. (1978) A biologic rhythm in waking fantasy. In: K. S. Pope, J. L. Singer (Hrsg.): The stream of consciousness, pp. 321 -332. Plenum, New York.
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Leuner, H (1994a) Einführung: In Gerber, G , Sedlak, F (Hrsg ) Katathymes Bilder-leben innovativ Motive und Methoden. Reinhardt, München Basel, 9-17
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Leuner, H (1994b) Lehrbuch der Katathym-imaginativen Psychotherapie. Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufe. Huber, Bern
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http://www.amazon.de/Katathym-imaginativen-Psychotherapie-Grundstufe-Mittelstufe-Oberstufe/dp/3456824300
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Lukesch H (2000) Lernen ohne Anstrengung? Der Sirenengesang der geheimen Verführer. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie vol. 14, 2/3, 59-62
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Lynn S,J Neufeld A (1996): FANTASY STYLES, HYPNOTIC DREAMING AND FANTASY PRONENESS. Contemporary Hypnosis (1996) Vol.13, No. 1, pp. 4–12
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Meier, I (2005): Primärprozess, Emotionen und Beziehungsmuster in Tagträumen. Peter Lang AG. Europäische Hochschulschriften
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Stern, D. N. (2003) Die Lebenserfahrung des Säuglings. Klett-Cotta, Stuttgart.
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http://www.amazon.de/Die-Lebenserfahrung-S%C3%A4uglings-Daniel-Stern/dp/3608956875/ref=sr_1_1/303-1940536-3817821?ie=UTF8&s=books&qid=1191059826&sr=1-1
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Stern, D. N. (2000) Das präsymbolische Denken beim Kleinkind. Einige Implikationen für die Psychotherapie. In: Salvisberg H, Stigler M, Maxeiner V (Hrsg) Erfahrung träumend zur Sprache bringen. Grundlagen und Wirkungsweisen der Katathym imaginativen Psychotherapie. Hans Huber, Bern, 101-115.
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Stern, D.N., Bruschweiler-Stern, N., Harrison, A.M., Lyons-Ruth, K. et al. (2001) Die Rolle impliziten Wissens bei der therapeutischen Veränderung. Psychother Psychosom Med Psychol 51: 147-152.
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Stigler, M. (1998) What works how in Catathymic Imagery Psychotherapy (KiP). Fo-cus on: Displacement, Paper presented at 8th. International Congress of the IGKB, Thun (Switzerland).
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Stigler, M., Pokorny, D. (1995) CCRT in daydream psychotherapy. Paper presented at the Society für Psychotherapy Research Pre-Conference, Vancouver (Canada).
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Stigler, M., Pokorny, D. (1996) Reliability of CCRT in daydreams and RAPS. Paper presented at the Society für Psychotherapy Research, Cernobbio (Como).
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Stigler, M., Pokorny, D. (2000) Vom inneren Erleben über das Bild zum Wort. KiP-Texte im Lichte computergestützter Inhaltsanalyse. In: Salvisberg, H., Stigler, M., Maxeiner, V. (Hrsg.) Erfahrung träumend zur Sprache bringen. Huber, Bern, 85-100.
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Stigler, M., Pokorny, D. (2001) Emotions and primary process in guided imagery psychotherapy: Computerized text-analytic measures. Psychother Res 11:415-431.
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Strunz, F (1987) Der 90-Minuten-Rhythmus für Aktivierung und Erholung über das Nychthemeron. In: Biologie in unserer Zeit. vol 17, S. 50 - 54
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Shapiro, A. (1970) Comments on the 90– minute sleep-dream cycle. In: E. Hartmann (Hrsg.): Sleep and dreaming, pp. 21-23, Little, Brown & Co., Boston.
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von Wietersheim, J , Wilke, E , Roser, M , Meder, G (2003) Ergebnisse der Katathym-imaginativen Psychotherapie. Psychotherapeut 48 173-178
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http://www.springerlink.com/content/kfdv3w5n4a2mrb0n/
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=== Weblinks ===
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http://www.nlp.at/lexikon_neu/index.htm
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http://de.wikipedia.org/wiki/Trance_(Zustand)
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http://www.bpv.ch/content/texte/bewusstsein-w-trance.html
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http://www.vnr.de/vnr/besserleben/leichterleben/praxistipp_13894.html
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http://de.wikibooks.org/wiki/Bewusstseinserweiterung:_Klartraum_Theorie
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http://www.sgipt.org/gipt/allpsy/straum/tl_esk1.htm
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http://www.sgipt.org/th_schul/pa/glossar/traum0.htm
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http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/1999/263/
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http://books.nap.edu/openbook.php?record_id=1025&page=138
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http://www.nlpuniversitypress.com/html3/TkTz37.html
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(abrufbar sind 25 Seiten pro Tag der gesamten engl. NLP-Enzyklopädie -auf Buchrücken klicken!-):
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http://www.nlpuniversitypress.com/index.html
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http://w3.ub.uni-konstanz.de/v13/volltexte/1999/147//pdf/147_1.pdf
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[[Kategorie:Begriff]]

Aktuelle Version vom 15. September 2008, 22:09 Uhr


In der Psychologie wird Trance als Sammelbegriff für Bewusstseinsdissoziationen gekennzeichnet, die durch innere oder äußere Reize unwillkürlich erzeugt werden und die im allgemeinen nicht Pathogen sind. Unter der Alltagstrance kann ein unwillkürlich angeregter Gedankenstrom verstanden werden, der durch Imagination und/oder einen inneren Monologeine alternative Realität konstruiert. Im NLP von Bandler & Grinder wird stark mit der bewussten Wahrnehmung dieser Zustände gearbeitet. Die Alltagstrance ist ein natürlicher Bewusstseinsprozess des Menschen, die mit einer Dominanz des parasympathischen Nervensystems, Entspannung, leichter sexueller Erregung, Pupillenerweiterung und Veränderung der Körperhaltung (z.B. Kreuzung der Füße, Neigung des Kopfes, verminderter Muskeltonus, vermindertes Atemvolumen, nach innen fokusierter Aufmerksamkeit, langsameres Sprechen) einhergeht.

Von S. Freud wurde die Einleitung dieser Trance – Prozesse in seiner Traumdeutung (1900) als Primärprozess (unbewusster Systemprozess) definiert, der nachfolgende Sekundärprozess beinhaltet alle vorbewussten-bewussten Systemprozesse des Menschen, wobei er eine Verwandtschaft zwischen Nachttraum und Wachtraum (Alltagstrance) feststellte. Beide Prozesse (Primär– und Sekundär-Prozess in den Trance-Zuständen) sind nicht starr und durch die Kindheit manifestiert. Sie entwickeln sich im Laufe eines Lebens (Fosshage, J.L. (1983)).

Säuglinge/Kleinkinder ab ca. dem 3. Monat leben ständig in einer Art Alltagstrance, die mehrere Jahre ihr Wahrnehmungssystem dominiert. Ab ca. 1 1/2 Jahre entstehen Phantasien. Ab diesem Zeitpunkt sind die für Alltagstrance wichtigen Charakteristika Verdichtung und Verschiebung innerhalb eines Symbolgefüges möglich (Dornes 1993,1998,1999). Wichtig bei Säuglingen/Kleinkindern ist, dass sie immer Sinneserfahrungen und Gefühle in alle Beziehungsmuster einweben, da der kognitive Verarbeitungsvorgang noch nicht ausgereift ist. Die verschiedenen Durchschnittserwartungen, die ein Kleinkind hat, wurden von Stern als „generalisierte Interaktionsrepräsentationen“ (RIG) bezeichnet. Aus diesen RIG-Grundeinheiten entsteht das Episodengedächtnis, das dem Kind das Kern-Selbst vermittelt. Immer, wenn ein Kind ein Gefühl hat, wird es das vorher gespeicherte RIG hervorrufen und verstärken. Das Erregungs– und Gefühlsniveau, das ein Kleinkind aufbaut, überträgt es allmählich auch auf andere Menschen. Wenn die erlebten Erfahrungs– und dazugehörigen Alltagstranceprozesse ungenügend verlaufen, entsteht ein falsches und gestörtes Selbst (Stern 2000, 2001, 2003). Fehlangepasste Verhaltensweisen führen zu psychischen Störungen, bei denen bewusste und unbewusste Anteile zusammengesetzt und in maladaptiven Verhaltensmustern gespeichert und mit den gegenwärtigen Menschen beständig neuinszeniert werden (Meier (2005)). Derartige Beziehungsmusterstörungen wurden ab 1954 von Hanscarl Leuner durch die Katathym-imaginative Psychotherapie versucht zu beseitigen (ab 1993 als KIP bezeichnet) die, wie einige Werkzeuge des erst Anfang der 70er Jahre entwickelten Methoden- oder Werzeugkastens NLP als begleitete Tagestrance bezeichnet werden kann und die in hohem Maße die Aktivierung von emotionalem und sensorisch-somatischem Erleben mit bildlicher Übersetzung und anschließender Reflexion/Elaboration bietet. Leuner kam zu der Erkenntnis, dass durch geführte Imaginationen umfassende Änderungen der Psyche möglich sind, indem die Operation am SYMBOL, das zu den krisenanfälligen Stellen im Individuum geführt hat, den dazugehörigen negativen emotionalen Zustand (z.B. Schuld, Erwartung, Misstrauen…in interpersonellen Beziehungsmusterreaktionen) in einen positiven verändern kann. Die KIP soll, ähnlich wie die Werkzeuge des NLP, der Ressourcenaktivierung, der Konfliktbearbeitung und der spontanen Entfaltung der Kreativität dienen (Leuner 1994 a,b). Die Wirksamkeit einer Psychotherapie hängt davon ab, ob neue Erlebnis– und Verhaltensmöglichkeiten erlebbar werden (Stern et al 2001). Alltagstrancen (Tagträume) können neue Beziehungsmuster entstehen lassen, Ressourcen aktivieren und Konfliktbearbeitungen ermöglichen (Leuner 1994b). Den NLP-Vertretern wird vielfach vorgeworfen, dass es keine ausreichenden Wirksamkeitsstudien gibt(Lukesch 2000)). Allerdings sind diese auch bei den vergleichbaren imaginativen Verfahren in der anerkannten Psychotherapie sehr selten (von Wietersheim 2003, Stigler 1995,1996,1998,2001).

Alle bisher betrachteten natürlichen, nicht bewusst eingeleiteten Traum– und Alltagstrance-Prozesse beim Menschen, unterliegen einem natürlichen Rhythmus (Fachgebiet der Chronobiologie).

Der Rhythmus der Traum-Prozesse beim Menschen wurde 1953 von Aserinsky und Kleitman entdeckt (Aserinsky, Kleitman 1953). Sie fanden, dass während des Schlafes ca. alle 90 Minuten eine REM-Schlaf-Phase (rapid eye movement) einsetzt, in der das nächtliche Träumen vermutet wurde. Im Jahre 1963 stellte Kleitman die Annahme auf, dass sich dieser 90-Minuten Zyklus auch am Tag als Alltagstrancezyklus wiederholt (Kleitman (1963)). Er bezeichnete den Alltagstrance-Zyklus als basic-rest activity-cycle (BRAC). Dieser Rhythmus der natürlichen Alltagstrance wurde im Jahre 1978 experimentell bestätigt (Kripke, Sonnenschein (1978)). Den zyklischen Alltagstrancen konnten zunächst eine verstärkte orale und sexuelle Organaktivität zur Triebsättigungsbefriedigung zugeordnet werden (Friedman, Fisher (1967); Chase (1979)). Der Grund für den 90-Minuten-Rhythmus ist noch nicht eindeutig geklärt. Neben der wechselnden hemisphärischen Hirndominanz (Chase (1979)) wurden auch geophysikalische und planetarische Zusammenhänge vermutet (Shapiro (1970), Strunz (1987)).


Literatur

Aserinsky, E, Kleitman, N: Regulary occuring periods of eye motility, and concomitant phenomena during sleep. Science 118: 273 – 274, 1953.

Chase, M. H. (1979) Every 90 minutes, a brainstorm. Psychol. Today 13, No. 11,172.

Dornes, M (1993) Psychoanalyse und Kleinkindforschung Einige Grundthemen der Debatte. Psyche 47 1116-1152

Dornes, M (1998) Bindungstheorie und Psychoanalyse. Psyche 52 299 348

Dornes, M (1999) Die frühe Kindheit Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre, 3 Aufl. Fischer, Frankfurt a M

Fosshage, J.L. (1983) The psychological function of dreams. A revised psychoanalytic perspective. Psychoanal Contemp Thought 6: 641-669.

Freud, S. (1900) Traumdeutung. Über den Traum. http://www.amazon.de/Die-Traumdeutung-Sigmund-Freud/dp/359610436X

Friedman S., Fisher C. (1967) On the presence of a rhythmic, diurnal, oral instinctual drive cycle in man: A preliminary report. J.Am. Psychoanal. Ass. 15, 317-343.

Kleitman, N. (1963) Sleep and wakefulness. The University of Chicago Press, Chicago.

Kleitman, N. (1982). Basic rest activity cycle - 22 years later. Sleep, 5, 311-317

Kripke, D. F., Sonnenschein D. (1978) A biologic rhythm in waking fantasy. In: K. S. Pope, J. L. Singer (Hrsg.): The stream of consciousness, pp. 321 -332. Plenum, New York.

Leuner, H (1994a) Einführung: In Gerber, G , Sedlak, F (Hrsg ) Katathymes Bilder-leben innovativ Motive und Methoden. Reinhardt, München Basel, 9-17

Leuner, H (1994b) Lehrbuch der Katathym-imaginativen Psychotherapie. Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufe. Huber, Bern http://www.amazon.de/Katathym-imaginativen-Psychotherapie-Grundstufe-Mittelstufe-Oberstufe/dp/3456824300

Lukesch H (2000) Lernen ohne Anstrengung? Der Sirenengesang der geheimen Verführer. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie vol. 14, 2/3, 59-62

Lynn S,J Neufeld A (1996): FANTASY STYLES, HYPNOTIC DREAMING AND FANTASY PRONENESS. Contemporary Hypnosis (1996) Vol.13, No. 1, pp. 4–12

Meier, I (2005): Primärprozess, Emotionen und Beziehungsmuster in Tagträumen. Peter Lang AG. Europäische Hochschulschriften

Stern, D. N. (2003) Die Lebenserfahrung des Säuglings. Klett-Cotta, Stuttgart. http://www.amazon.de/Die-Lebenserfahrung-S%C3%A4uglings-Daniel-Stern/dp/3608956875/ref=sr_1_1/303-1940536-3817821?ie=UTF8&s=books&qid=1191059826&sr=1-1

Stern, D. N. (2000) Das präsymbolische Denken beim Kleinkind. Einige Implikationen für die Psychotherapie. In: Salvisberg H, Stigler M, Maxeiner V (Hrsg) Erfahrung träumend zur Sprache bringen. Grundlagen und Wirkungsweisen der Katathym imaginativen Psychotherapie. Hans Huber, Bern, 101-115.

Stern, D.N., Bruschweiler-Stern, N., Harrison, A.M., Lyons-Ruth, K. et al. (2001) Die Rolle impliziten Wissens bei der therapeutischen Veränderung. Psychother Psychosom Med Psychol 51: 147-152.

Stigler, M. (1998) What works how in Catathymic Imagery Psychotherapy (KiP). Fo-cus on: Displacement, Paper presented at 8th. International Congress of the IGKB, Thun (Switzerland).

Stigler, M., Pokorny, D. (1995) CCRT in daydream psychotherapy. Paper presented at the Society für Psychotherapy Research Pre-Conference, Vancouver (Canada).

Stigler, M., Pokorny, D. (1996) Reliability of CCRT in daydreams and RAPS. Paper presented at the Society für Psychotherapy Research, Cernobbio (Como).

Stigler, M., Pokorny, D. (2000) Vom inneren Erleben über das Bild zum Wort. KiP-Texte im Lichte computergestützter Inhaltsanalyse. In: Salvisberg, H., Stigler, M., Maxeiner, V. (Hrsg.) Erfahrung träumend zur Sprache bringen. Huber, Bern, 85-100.

Stigler, M., Pokorny, D. (2001) Emotions and primary process in guided imagery psychotherapy: Computerized text-analytic measures. Psychother Res 11:415-431.

Strunz, F (1987) Der 90-Minuten-Rhythmus für Aktivierung und Erholung über das Nychthemeron. In: Biologie in unserer Zeit. vol 17, S. 50 - 54

Shapiro, A. (1970) Comments on the 90– minute sleep-dream cycle. In: E. Hartmann (Hrsg.): Sleep and dreaming, pp. 21-23, Little, Brown & Co., Boston.

von Wietersheim, J , Wilke, E , Roser, M , Meder, G (2003) Ergebnisse der Katathym-imaginativen Psychotherapie. Psychotherapeut 48 173-178 http://www.springerlink.com/content/kfdv3w5n4a2mrb0n/

Weblinks

http://www.nlp.at/lexikon_neu/index.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Trance_(Zustand)

http://www.bpv.ch/content/texte/bewusstsein-w-trance.html

http://www.vnr.de/vnr/besserleben/leichterleben/praxistipp_13894.html

http://de.wikibooks.org/wiki/Bewusstseinserweiterung:_Klartraum_Theorie

http://www.sgipt.org/gipt/allpsy/straum/tl_esk1.htm

http://www.sgipt.org/th_schul/pa/glossar/traum0.htm

http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/1999/263/

http://books.nap.edu/openbook.php?record_id=1025&page=138

http://www.nlpuniversitypress.com/html3/TkTz37.html

(abrufbar sind 25 Seiten pro Tag der gesamten engl. NLP-Enzyklopädie -auf Buchrücken klicken!-):

http://www.nlpuniversitypress.com/index.html

http://w3.ub.uni-konstanz.de/v13/volltexte/1999/147//pdf/147_1.pdf