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Anker

Version vom 25. Juni 2007, 07:21 Uhr von Christine Ehrmüller (Diskussion | Beiträge) (Formate, in denen diese Technik angewendet wird)

[Anker; Ankern; Anchor; Anchors; Anchoring]

Im NLP ist ein Anker im wesentlichen »eine beliebige Repräsentation (intern oder extern erzeugt), die eine andere Repräsentation, oder eine Serie von Repräsentationen oder eine Strategie auslöst. Grundlage beim Ankern ist die Annahme, daß alle Erfahrungen als ›Gestalten‹ sinnlicher Information repräsentiert werden. Immer wenn ein Teil einer gewissen Erfahrung wieder eingeführt wird, werden auch andere Teile dieser Erfahrung in einem gewissen Maß reproduziert. Jeder beliebige Teil einer Erfahrung kann also als Anker benutzt werden, um einen anderen Teil dieser Erfahrung auszulösen.« (Dilts u.a., Strukturen subjektiver Erfahrung, Seite 134, Zitat gekürzt)

D.h. jede beliebige innere Reaktion kann mit jedem beliebigem inneren und äußeren Reiz verknüpft werden.

Als Ankern wird der Vorgang des Verbindens von bestimmten Reizen mit Reaktionen bezeichnet.


Biologie des Ankerns: Neurons that fire together wire together

"...Darüber hinaus verbildlichen die modernen, bildgebenden Hirnforschungsverfahren auf neuronaler Ebene zum Beispiel, weshalb eine der besonders grundlegenden Techniken des NLP funktioniert, nämlich das Ankern. Man weiß heute, dass Neuronen, die gleichzeitig aktiv sind, sich durch Synapsen miteinander verbinden. In der Sprache der Neurosciences heißt das: "Neurons that fire together wire together." Wenn man also beim Ankern einen bestimmten Zustand des Klienten mit einem spezifischen visuellen, akustischen oder taktilen Reiz oder einem Geruch verknüpft, aktiviert man entsprechende Nervenzellen, die sich dadurch, dass sie gemeinsam aktiv sind, miteinander verbinden. Die neuronale Verknüpfung erklärt, weshalb dann irgendwann beim Auftreten des bestimmten Reizes gleichzeitig der entsprechende Zustand hervorgerufen wird. Auch die Technik des Zusammenführens von dissoziierten Zuständen (Collapsing Anchors) findet hierin ihre neurophysiologische Erklärung..." aus dem Artikel 'Kommunikation mit NLP' managerSeminare Heft 96, März 2006


Üblicherweise ankert man: Zeiten (z.B. Gegenwartsanker) - Emotionen (z.B. Ressourceanker) - Erinnerungen (z.B. Namen, Begriffe, Situationen)


Anker können über jeden der 5 Sinneskanäle installiert werden:

  • kinästhetische Anker
    • Raumanker (z.B. Bodenanker, d.h. Positionen im Raum)
    • gezielte Berührungen
  • visuelle Anker
    • Einsatz von Gesten
    • Einsatz von Symbolen, Bildern, Farben
  • auditive Anker
    • Worte, die besonders betont werden
    • Geräusche, Melodien und akustische Signale
  • olfaktorische Anker (Gerüche)
  • gustatorische Anker (Geschmack)


Unterscheide:

  • unbedingter Reflex = angeborene, unbedingte Reflexe (Kniesehnenreflex, Lidschlussreflex etc.)
  • Assoziation (zweipolig): Es gibt eine inhaltlich verständliche Verknüpfung zwischen dem Reiz und der Reaktion. Zweipoligkeit meint hier die Tatsache, dass zum Verstehen der Reaktion nur der Reiz als bekannt gegeben sein muss.
  • Klassischer Anker (dreipolig): Ein Anker nutzt eine gegebene Assoziation um die Reaktion an einen zusätzlichen Reiz zu knüpfen, der inhaltlich mit der Reaktion vordergründig nichts zu tun haben muss. Ist der Anker erst einmal installiert, wirkt er zweipolig. Um ihn allerdings setzen zu können muss der zu ankernde Zustand anderweitig hergestellt werden. Durch unmittelbare Erfahrung, Erinnerung oder Imagination. Diese sind zweipolig und Inhaltsorientiert.

Anker können Assoziationen sein, wenn sie in der Gegenwart geprägt werden, ohne das die Person sich dafür an etwas erinnern muss. Die meisten Anker im NLP sind jedoch dreipolig.

Ankern ist im NLP eine Basistechnik, die in fast allen NLP-Formaten eine Rolle spielt.

Historisches

Beim Ankern wird die klassische Konditionierungskette, nach Pawlow, durchlaufen, für deren Beschreibung er 1904 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin erhielt.

Pawlow zeigte, dass nach einer Konditionierung, ein neutraler Reiz eine Reaktion hervorruft, die vorher nur durch einen unkonditionierten Reiz ausgelöst werden konnte. Er ersetzte einen unkonditionierten Reiz (Anblick von Futter) für eine unkonditionierte Reaktion (Speichelfluß) durch einen den konditionierten (=neutralen) Reiz (Glockenton). Indem er regelmäßig kurz vor Darreichung des Futters einen Glockenton erklingen ließ, konnte er nach einigen Malen den Speichelfluss bereits durch den Glockenton auslösen.

Pawlow machte eine weitere sehr wichtige Entdeckung: Hatte er dem Hund über längere Zeit der konditionierten Reiz allein dargeboten, so verschwand allmählich die konditionierte Reaktion; er nannte diesen Prozess Löschung. Wiederholte er nach einiger Zeit das Experiment, so zeigte der Hund nach wesentlich weniger Versuchsdurchführungen wieder die konditionierte Reaktion auf den konditionierten Reiz.

Das heißt Anker können sich abnutzen, sie werden jedoch nicht gänzlich gelöscht, sondern lediglich gehemmt und abgenutzte Anker können in einem verkürzten Prozess wieder nachgeladen werden.

Anwendung, Einsatz

Anker werden eingesetzt, um:

  • ressourcevolle Zustände gezielt herbeiführen zu können,
  • Namen, Begriffe oder Situationen abrufbar zu machen oder
  • leichter in an der Phantasie an bestimmte Zeiten zu gehen oder zurück aus einer Trance in die Gegenwart zu kommen (Gegenwartsanker).

Ablauf, Kriterien

Damit die notwendige Intensität bei einer Vorstellung entstehen kann, muss die Person assoziiert sein.

Im NLP weit verbreitet ist das T.I.G.E.R.-Modell:

Timing - Intensität - Genauigkeit - Einzigartigkeit - Reinheit

Alternativ:
Was wird geankert? - Die Gesamt-Gestalt der Wahrnehmung (s.o.)
Wo wird geankert? - Der Reiz muss spezifisch sein. Normalerweise wird automatisch in allen Sinnessystemen geankert.
Wie wird geankert? - Am besten kurz vor dem Höhepunkt.

Hinweise & Beispiele

Die Intensität eines Ankers wird durch das Ausmaß des Ursprungserlebnisses oder/ und von der Häufigkeit der Wiederholungen beeinflusst.

Anker können "abgenutzt", umgewandelt oder verstärkt werden. Einen Circle Of Excellence, der immer in unangenehmen Situationen eingesetzt wird, empfiehlt es sich wieder aufzuladen. Sonst "wandelt" er sich langsam in einen Stuck State Anker! Ist das Ergebnis des CoE allerdings i.d.R. ein Erfolg, stärkt er sich von allein.

Unser Leben ist voller Anker, sie

  • sind lebenswichtig: z.B. Gewohnheiten → heißen Topf an den Henkeln anfassen
  • entwickeln bei den Menschen Phantasien: z.B. Hubschrauber fliegt über einem Dorf → Einsatz der Bundeswehr? Notlandung? Rettungsaktion?
  • sind weniger nützlich: z. B. Prüfungssituationen → können Wissensleere auslösen
  • erzeugen negative Befindlichkeit (Phobien): z. B. enge Räume → Platzangst

Ein Beispiel für einen Anker ist ein bestimmtes lang nicht gehörtes Lied, welches gerade im Autoradio läuft und unmittelbar dazu führt, dass man sich in eine Situation zurückversetzt fühlt, in der man das Lied oft und viel gehört hat (erste/bestimmte Liebe, Flirt, Strandparty im Urlaub, Beerdigung, "unser Lied" von Partnern, Feierabendsong im Supermarkt usw.). Hierbei handelt es sich um einen typischen Anker: eine Sinneswahrnehmung (lange nicht gehörtes Lied) führt unmittelbar zu einem emotionalen Zustand (fühlen wie in einer bestimmten Situation "damals"). Ähnliche Verbindungen können visuell, durch eine Berührung, einen Geruch oder einen Geschmack ausgelöst werden.

Sehr typische gezielt eingesetzte akustische Anker sind Titelmelodien von TV-Serien/TV-Magazinen. Bekannt sind: Bonanza, Lindenstraße, Sesamstraße, Monitor, Spiegel-TV, Tagesschau. Hört man die Melodie, stellt sich bereits ein bestimmtes Gefühl ein, das von der Sendung erzeugt wird.
Eingesetzt werden akustische Anker auch in der Werbung (z.B. Bacardi, Telekom, Marlboro, Langnese). Der Leser prüfe sich, zu welcher Serie/Werbung ihm sofort die Melodie in den Sinn kommt. Das funktioniert so, als auch umgekehrt.

Anker können auch Gegenden, Gebäude, Räume, Plätze in Räumen, Gegenstände oder Kleidungsstücke sein, ebenso wie Menschen oder Tiere (alles kann ein Anker sein).

Wenn man zu bestimmten Gelegenheiten beispielsweise geraucht hat, kann es sinnvoll sein, auf dem Weg zum Nichtraucher, diese Gelegenheiten zu meiden oder konsequent zu umzuankern.

Wenn man schnell in einen bestimmten Zustand kommen will (Kreativität, Meditation, Klarheit) kann es helfen, immer den selben Ort aufzusuchen (mit immer dem selben Ziel von Kreativität, Meditation, Klarheit). Auch Worte und Gesten sind Anker, beispielsweise in der Meditation das OM und der Meditationssitz (optimalerweise in bestimmter Kleidung, am besonderen Ort, umgeben mit bestimmten Symbolen und Gerüchen sowie spezieller Musik (VAKOG)).

Formate, in denen diese Technik angewendet wird

Ankern ist eine der Basistechniken im NLP, die in sehr vielen Formaten vorkommt.
Ankerformate sind:

Übung

Siehe auch

Verwandte Begriffe

Literatur

Weblinks

Zuletzt geändert am 25. Juni 2007 um 07:21