Einheitliche Feldtheorie
[Unified Fieldtheory of NLP]
Historisches
Der Begriff „Einheitliche Feldtheorie“ stammt ursprünglich aus der Physik und bezeichnet eine angesstrebte (jedoch bislang nicht formulierbare) Theorie, die alle Eigenschaften der Wechselwirkungen und Eigenschaften der Elementartelchen erklärt. So konnte eine einheitliche Theorie für drei der vier Wechselwirkungen (Elektromagnetismus, schwache und starke Kernkraft) formuliert werden, die jedoch nicht die Wechselwirkung der Gravitation erklären kann.
Laut Robert Dilts begann NLP als Einheitliche Feldtheorie, ein Meta-Modell das die „Felder“ der Neurologie, der Linguistik und der künstlichen Intelligenz in einem operativen Rahmen vereinte. Ein Modell über den Modelling-Prozess.
Noch bevor Formate und weitergehende Unterscheidungen entwickelt wurden, bestand NLP aus einem Satz aus Grundannahmen über die Struktur subjektiver Erfahrungen und ihrer Auswirkungen auf das Handeln. Spezifischere Unterscheidungen (wie z.B. Submodalitäten oder Repräsentationssysteme) und Formate entstanden als Audruck der dahinter stehenden Prinzipien.
NLP entwickelte sich weg vom systemischen Ansatz, hin zu einem linearen aufeinander aufbauenden System. Dabei wurde, so Dilts, das „größere Bild“ weitesgehend aus den Augen verloren.
Seit Mitte der 80er entwickelt Robert Dilts eine Einheitliche Feldtheorie des NLP mit dem Ziel den Fokus wieder auf die Ursprünge zu richten und systemisches Denken in der Praxis zu fördern.
Erläuterung
Einerseits geht es bei der Einheitlichen Feldtheorie darum, wie alle Techniken und Formate des NLP ineinandergreifen, auf der anderen Seite bezieht sie sich auf das Verhältnis von NLP zu anderen Denkmodellen. Zum Beispiel wie sich NLP in der Erziehung oder in der Lehre zu NLP in der Organisation verhält. Oder zum Prozess wissenschaftlicher Entdeckungen, Computerprogrammierung und Therapie.
Die Einheitliche Feldtheorie hat ihren Fokus auf „generative“ Anwendungen von NLP-Techniken und -Prinzipien („generieren“ bedeutet etwas Neues zu erschaffen). Generative Prozesse können genutzt werden um spezifische Probleme zu behandeln oder spezifische Ergebnisse zu erzielen, müssen aber nicht notwendigerweise in Bezug auf ein bestimmtes Problem oder Ziel entwickelt werden.
Generative NLP-Prozesse basieren auf der Grundannahme das alle Menschen bereits alle notwendigen Ressourcen in sich tragen um ein effektives Leben zu führen. Sie brauchen lediglich Strategien und Werkzeuge um diese latenten Ressourcen zu erschließen und zu stärken. Dies ist die Essenz generativer Veränderungen, die Entdeckung und der Ausbau von Ressourcen. Dazu ist es nötig die Tiefenstruktur einer Ressource zu verstehen und das Übertragen dieser Ressource in andere Kontexte zu ermöglichen. Dies ermöglicht die Entwicklung von Kompetenzen die in vielen verschiedenen Kontexten angewandt werden können, so genannte "horizontale" Kompetenzen.
Die Techniken und Methoden von generativem NLP befähigen Menschen Probleme zu lösen und Ziele systematischer und organischer zu erreichen. Wenn neue Ressourcen erschlossen werden, tauchen Probleme auf, die mit diesen Ressourcen einfach und auf natürliche Art gelöst werden können Die Einheitliche Feldtheorie bietet systemische Ansätze an, um verschiedene Denkmodelle zu vereinen. Dies geschieht indem operationale Werkzeuge des NLP in einem systemischen Rahmen zusammengeführt werden um ein vollständigeres, effektiveres und ökologisch harmonischeres Modell der Anwendung von NLP in einer größeren Bandbreite von Feldern zu ermöglichen.
Die Einheitliche Feldtheorie ist also ein übergeordnetes Modell, welches ermöglicht bereits existierende Formate tiefgreifender zu verstehen, anzuwenden und individuell anzupassen. Gleichzeitig können neue Formate und Techniken aus der Einheitlichen Feldtheorie heraus entwickelt werden.
Die einheitliche Feldtheorie basiert auf folgenden Annahmen:
1. Gehirn und Nervensystem sind der physische Mechanismus des Geistes (engl. "mind"). Geist ist definiert als Prozess "ein klar definiertes Ziel in der Zukunft zu haben und verschiedene Mittel dieses zu erreichen".
2. Gehirn und Nervensystem erfassen, speichern, assoziieren und vergleichen die Eigenschaften der uns umgebenden Welt in Form von:
a. Repräsentationssystemen - optische Wahrnehmungen, Geräusche, sensorische Reize, Geschmäcker, Gerüche.
b. Submodalitäten - spezifische Qualitäten unserer Wahrnehmungen, wie Farbe, Form, Klang, Temperatur, Geschmack usw.
c. "Allgemeine Empfindungen" - Unterscheidungen die von allen Sinnen geteilt und bestimmt werden können, so wie Ortsbestimmung, Bewegung, Anzahl, Geschwindigkeit usw.
3. Gehirn und Nervensystem funktionieren als kybernetisches (d.h. sich selbst regulierendes) System, z.B. als sich selbst korrigierender Feedbackmechanismus.
4. Jedem mentalen Prozess liegt ein Vergleich zu Grunde. Vergleiche werden normalerweise durch einen Kontrast hergestellt. Zwischen einem bestehenden Zustand oder einer Situation zu einem erwünschenten positiven Zustand oder Ergebnis, oder zu einem negativen Zustand oder einer Situation die vermieden werden soll.
a. Probleme und Veränderungen werden oft durch Inkongruenz oder durch Konflikte die durch Vergleich entstanden sind ausgelöst.
b. Arten von Konflikten sind:
1) Hierarchisch - z.B. Wertekonflikte (Gesundheit gegen Wohlstand, Unabhängigkeit gegen Verbindlichkeit usw.).
2) Auf den logischen Ebenen - z.B. Werte zu tatsächlichem Verhalten.
3) Exhibitatorisch gegen inhibitatorisch (d.h. "anregend gegen hemmend") - z.B. zwischen "Kampf" und "Flucht", "Lust" und "Schmerz" usw.
5. Der grundlegende Veränderungsprozess schließt folgendes ein: (1) das Indentifizieren des Problem- bzw. gegenwärtigen Zustandes, (2) das Hinzufügen geeigneter Ressourcen um (3) den gewünschten Zielzustand zu erreichen. Der Erfolg dies zu erreichen hängt von drei Faktoren ab:
a. Motivation - der Glaube daran, daß es möglich und es wert ist den gewünschten Zustand zu erreichen.
b. Wissen - das Wissen um die nötigen Schritte um das Ziel zu erreichen.
c. Chance - die Fähigkeit mit Widerständen und Interferenzen umzugehen.
SOAR definiert den Problemrahmen in dem die Veränderung stattfindet.
SCORE beschreibt den Weg zur Veränderung innerhalb dieses Rahmens.
TOTE definiert als Feedbackschleife die zu gehenden Schritte.
ROLE und BAGEL beschreiben den spezifischen kognitiven Prozess (Repräsentationssysteme, Submodalitäten, Strategien usw.), Sprachmuster (Muster des Metamodells, signifikante emotionale Worte usw.) und physiologische Hinweise (Augenzugangshinweise, Körperhaltung, Atemmuster usw.). Dies sind die "neurolinguistischen Operatoren" durch die die einzelnen Schritte repräsentiert und ausgeführt werden.
Diese 5 Modelle bilden ein System interagierender Strukturen. Sie sind hierarchisch angeordnet und reichen von eher abstrakten Konzepten (SOAR) bishin zu einfachem Verhalten (BAGEL);(s Abb. A.)
Um NLP-Techniken effektiv einzusetzen ist es nicht nötig über detailliertes Wissen der Modelle und Zusammenhänge der Einheitlichen Feldtheorie zu verfügen. Und gleichzeitig wird profundes Wissen, Verständnis und Beherrschung dieser Prinzipien die Fähigkeiten eines NLP-Anwenders enorm steigern. Die einheitliche Feldtheorie ist eine Quelle für mehr Freiheit, Flexibilität und Kreativität, da sie dem Anwender ermöglicht NLP-Techniken von einer tieferen Struktur her anzuwenden.
Variationen
Hinweise & Beispiele
Das Verständnis der Einheitlichen Feldtheorie und vor allem der 5 Schlüsselmodelle und wie sie miteinander interagieren, ermöglicht es Veränderungsprozesse in Matritzen darzustellen (s. Abb. B)
Beispiel für die Anwendung der Einheitlichen Feldtheorie auf einen Modelling-Prozess (s. Abb. C):
In diesem Beispiel wird die Vorgehensweise eines NLP-Coaches modelliert.
SOAR und SCORE werden verwendet um die Hauptelemente der Strategie zu elizitieren. Dazu wird der SOAR Rahmen auf dem Boden ausgelegt, um dann innerhalb dieses Rahmens mit der zu modelierenden Person die einzelnen Schritte nachzuvollziehen. In diesem Beispiel:
1. Befragung des Coachees in Bezug auf die aktuelle Situation
2. Entwicklung eines Gefühls für die Problematik des Coachees
3. Entwicklung eines Bildes des gewünschten Zielzustandes und der dafür benötigten Ressourcen
4. Wechsel in die Beobachterposition um die erforderlichen Schritte herauszuarbeiten
5. Wechsel in auf die erste Position um mögliche Hindernisse in der Zukunft zu antizipieren
6. Identifikation von ähnlichen Situationen in der Vergangenheit die erfolgreich bewältigt wurden.
7. Projektion der Strategien und inneren Zustände auf zukünftige Situationen
Siehe auch
Verwandte Begriffe
Literatur
Zukunftstechniken [engl. Skills for the Future], Dilts, R. und Bonissone, G., Junfermann 1999
NLP II - die neue Generation: Strukturen subjektiver Erfahrung - die Erforschung geht weiter [engl. NLP II The Next Generation], Dilts, R., DeLozier, J. und Bacon-Dilts, D., Junfermann 2013
Weblinks
http://de.wikipedia.org/wiki/Einheitliche_Feldtheorie