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Fritz Perls

41 Byte hinzugefügt, 15:39, 11. Aug. 2015
/* Veröffentlichungen */
Friedrich (Fritz)Salomon Perls war Psychiater und Psychotherapeut. Er wurde am 8.7.1893 in Berlin als dritter Sohn deutsch-jüdischer Eltern geboren und starb am 14.5.1970 in Chicago. Bekannt wurde er als Begründer der [[Gestalttherapie]], zusammen mit seiner Frau Lore Perls und dem amerikanischen Sozialphilosophen und Schriftsteller Paul Goodman. [[John_Grinder|John Grinder]] und [[Richard_Bandler|Richard Bandler]] [[Modelling | modelten]] ihn und seine Methoden, wodurch er neben [[Milton_H._Erickson|Milton H. Erickson]] und [[Virginia_Satir|Virginia Satir]] zu einer der Hauptinspirationsquellen für das NLP wurde.
Leben ==Schule und Ausbildung==
Fritz Perls war ein begabtes Kind, das allerdings Schwierigkeiten hatte, sich dem autoritären System des Gymnasiums unterzuordnen. Seine Leidenschaft in jungen Jahren gehörte der Bühne. Am Deutschen Theater, damals unter der Leitung von Max Reinhardt, trat er noch während seiner Schulzeit als Komparse auf. Hier wurde besonderer Wert auf Kongruenz des verbalen und non-verbalem Ausdrucks bei den Schauspielern gelegt, ein Aspekt, der Perls in seiner späteren Arbeit sicherlich beeinflusst hat. Weil er sich weigerte, dem Wunsch seiner Mutter folgend, in die Fußstapfen seines Onkels, eines berühmten Anwalts, zu treten, studierte er ab 1914 Medizin. Nach Kriegsbeginn diente er als Sanitätsoffizier an der Front und erlebte in den Schützengräben und Feldlazaretten die Schrecken des Krieges hautnah. Nach Ende des Krieges schloss er sein Studium ab und promovierte kurz darauf.
===Einflüsse und erste Ansätze zur Gestalttherapie===
Fritz Perls ließ sich Beginn der 20er Jahre in Berlin als Psychiater und Neurologe nieder. Dort hatte er Kontakt zu Schauspielern, Malern und Schriftsteller, u.a. Vertretern von Bauhaus, Brücke und Dadaismus, die im Nachkriegsdeutschland für eine kulturelle Wiederauferstehung sorgten. Besonders beeindruckte ihn zu dieser Zeit die Idee Salomon Friedländers der „Schöpferischen Indifferenz“, die den Nullpunkt als Zentrum des Nichts, das sich in Gegensätze ausdehnt, anerkennt. Für weitere Inspiration sorgten 1925 Wilhelm Reich, ein Psychiater, der die Entwicklung der Körpertherapie beeinflusste, sowie die Lehranalyse, der er sich bei Karen Horney unterzog. 1926, in Frankfurt a. M. arbeitete Fritz Perls als Assistent bei Kurt Goldstein. Dessen Idee der unteilbaren Ganzheit von Körper, Geist und Seele, beeinflusste Perls in seinem Werk. In dieser Zeit kommen ihm auch Zweifel an der Psychoanalyse und den Maximen [[Sigmund_Freud|Sigmund Freuds]]. 1930 heiratete er Lore Posner, Tochter einer Pforzheimer Juweliersfamilie, die ebenfalls bei Goldstein studiert hatte. Auf der Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung ging er mit seiner Familie erst nach Amsterdam, später nach Südafrika, wo er das „South Africa Institute for Psychoanalysis“ gründete. Eine enttäuschende Begegnung mit Sigmund Freud, sowie die Ablehnung seines Vortrags über „Orale Widerstände“ auf einem psychoanalytischen Kongress in Marienbad / Tschechoslowakei, führten zur Abkehr Perls von der Psychoanalyse.
  ===Die Entwicklung der Gestalttherapie===
Gemeinsam mit seiner Frau verfasste er „Ego, Hunger und Aggression“, ein Buch, inakzeptabel für die gängige psychoanalytische Lehre, das bereits seinen grundlegenden, theoretischen Gedanken der Gestalttherapie Raum gab. 1942 trat Fritz Perls als Armeepsychiater in die südafrikanische Armee ein, um den Kampf gegen Hitlers Invasion in Afrika zu unterstützen. Nach seiner Entlassung im Jahr 1946 emigrierte er in die USA, wo er sich in New York niederließ.
===Die existentielle Sackgasse===
Nach Unstimmigkeiten mit seiner Ehefrau auf privater und beruflicher Ebene, verließ Fritz Perls 1956 seine Familie und zog nach Miami, wo er die 32-jährige Marty Fromm kennenlernte. Aus einer Klienten-Therapeuten-Beziehung entwickelte sich eine leidenschaftliche Liebesaffäre, die allerdings wegen Perls Eifersucht in die Brüche ging. Seine angeschlagene Gesundheit, er wurde immer wieder von Angina Pectoris-Anfällen heimgesucht, verschlechterte sich und er begann exzessiv LSD zu konsumieren. Er drohte am Ende dieser Beziehung zu zerbrechen und nur guten Freunden gelang es, die durch den Drogenkonsum verursachte Destabilisierung seiner Persönlichkeit aufzufangen. 1959 ging Perls nach Kalifornien. Dort traf er auf den Gestalttherapeuten James Simkin, der einer der Ausbildungskandidaten der frühen New Yorker Gestaltgruppe gewesen war und inzwischen eine gut laufende Praxis unterhielt. Gemeinsam mit Simkin leitete er eine Ausbildungsgruppe in Gestalttherapie, die vorwiegend experimentelle Verfahren zum fortlaufenden sich-bewusst-sein eigener körperlicher, sensorischer und geistiger Prozesse durchführte. Perls bemerkte, dass der Eintritt in dieses Bewusstseinskontinuum weder bei sich selbst noch bei seinen Klienten ausreichte, um den ganzheitlichen Wachstumsprozess voranzutreiben. Die Folge davon war, dass er, immer noch niedergeschlagen durch die zerbrochene Beziehung zu Marty Fromm, an seiner Arbeit und der gesamten Psychotherapie zweifelte.
===Sein Spätwerk===
Um aus dieser Sackgasse zu entkommen, entschloss er sich 1960 zu einer Weltreise. In Kyoto verbrachte er zwei Monate in einem Zen-Kloster., was ihn in seinem weiteren Schaffen beeinflusste. Später reiste er auch nach Israel, wo er sich in Eilat, im Süden des Landes in einem Kibbuz niederließ. Das Leben in Gemeinsamkeit empfand er als wohltuend und sein Zustand stabilisierte sich allmählich. Obwohl er kurzzeitig überlegt hatte, ganz dort zu bleiben, reizte ihn die Suche nach Neuem.
So brach er nach insgesamt 15 Monaten wieder in die USA auf. 1964 ging er an das Esalen-Institute im kalifornischen Big Sur, einer Begegnungsstätte der Human Potential Bewegung. Hier fühlte er sich angekommen. Nicht zuletzt dank der Körperarbeit von Ida Rolf besserte sich auch sein gesundheitlicher Zustand. Er erarbeitete ein psychotherapeutisches Modell, das, basierend auf seinen eigenen Erfahrungen, das Muster des Ablaufs neurotischer Störungen aufzeigte. Zwischen 1965 und 1969 sah sich Perls am Höhepunkt seines Schaffens. Seine Workshops über Gestalttherapie waren die Attraktion in Esalen. Und zogen Menschen aus aller Welt an. Seine Sitzungen wurden mit Tonband und Video dokumentiert. Sein Werk gewann in den USA in dieser Zeit erheblich an Bekanntheit, unter anderem durch die Herausgabe seines Buches „Gestalt Therapy Verbatim“. Nun begann Perls auch wesentliche Konzepte seiner Arbeit mit Klienten zu konkretisieren. So war die Bedeutung des Nonverbalen in der Therapie eine seiner Grundideen. Zu Grunde liegt sein Verständnis, dass der Mensch, nicht wie ehemals von Descartes konstatiert, aus Körper und Geist besteht, sondern vielmehr einen einheitlichen Organismus bildet. Demnach unterscheiden sich die geistigen Aktivitäten eines Menschen von seinen körperlichen Aktivitäten nur durch einen geringeren Energieaufwand. Das heißt, beispielsweise Träumen, Imaginieren und Ausrichten der Aufmerksamkeit sind nur symbolische Tätigkeiten als Ersatz für das, was der Mensch körperlich tun könnte. So bleiben bei einem Mann, der kämpferische Gedanken hat, noch körperliche Symptome (erhöhter Blutdruck, Muskelspannung, etc.), wenn auch in geringerem Ausmaß, bestehen. Mit Hilfe der Gestalttherapie sollten die Menschen lernen das große Erwachen zu erleben und sich selbst bewusst zu werden, damit sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt richten konnten.
1969 gründete Perls mit einigen Studenten auf Vancouver Island in Kanada einen Gestalt-Kibbuz, in dem die Bewohner für drei Monate an ihrem persönlichen Wachstumsprozess arbeiten konnten, um sie zu befähigen ihre neu gefundene Bewusstheit kontinuierlich beizubehalten. Im Winter 1969 wurde Perls auf einer Europa-Reise krank. Er kehrte im Februar 1979 1970 in die USA zurück, wo er ein Pankreas-Karzinom diagnostiziert wurde. Dies hielt ihn jedoch nicht von einer letzten Vortragreise ab. Da sich sein Zustand rapide verschlechterte, musste er sich in Chicago einer Operation unterziehen, an deren Folgen er am 14.3.1970 im Alter von knapp 77 Jahren verstarb. Er wurde, wie auch später seine Frau Laura Perls, auf dem jüdischen Friedhof in Pforzheim beigesetzt.
== Bedeutung für das NLP ==
== Veröffentlichungen ==
*1942: Ego, hunger and aggression. The beginning of Gestalt therapy.Deutsche Ausgabe: Das Ich, der Hunger und die Aggression. Die Anfänge der Gestalttherapie. Johannesburg*1948: Theory and Technique of Personality Integration, In: American Journal for Psychotherapy, Vol. 2, N°4, Oct. 1948, S. 565-586*1951: Gestalt therapy: Excitement and growth in the human personality. Gemeinsam mit Ralph F. Hefferline und Paul Goodman.Deutsche Ausgabe: Gestalt-Therapie. Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. *1969: Gestalt Therapy Verbatim. Real People Press, Lafayette. Deutsche Ausgabe: Gestalt-Therapie in Aktion. *1969: In and out the garbage pail. Autobiografie. Real People Press, Lafayette. Deutsche Ausgabe: Gestalt-Wahrnehmung. Verworfenes und Wiedergefundenes aus meiner Mülltonne. Die ungewöhnliche Autobiografie des Begründers der Gestalt-Therapie. 1973: The Gestalt Approach & Eye Witness to Therapy. Science and Behavior Books, Palo Alto. Deutsche Ausgabe. Grundlagen der Gestalttherapie. Einführung und Sitzungsprotokolle. *1980: Gestalt, Wachstum, Integration. Aufsätze, Vorträge, Therapiesitzungen. Junfermann, Paderborn
== Weblinks ==
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