Metamodell

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Ein Metamodell beschreibt ein anderes Modell (deshalb Meta). In der Linguistik und im NLP versteht man Sprache als individuelles Abbild (Modell) der Welt. Das Metamodell der Sprache ist aus diesem Verständnis heraus ein Modell des Modells Sprache.
Ziel des Metamodells ist es, das Modell der Wirklichkeit eines Menschen so zu erweitern, dass er mehr und vor allem bessere Wahlmöglichkeiten bekommt. Oder anders gesagt "die Syntax explizit zu machen, wie Menschen Veränderungen vermeiden und somit, wie man ihnen helfen sollte, sich zu ändern." [1]


Historisches

Das Metamodell der Sprache hat seinen Ursprung bei Alfred Korzybski und Noam Chomsky. Korzybski (1879-1950) hatte schon 1938 ein Sprachmodell entwickelt, das er Neuro Linguistic Training nannte. Er beobachtete, dass die zwei Formen des Verbs "sein" (das "ist" der Identität und das "ist" der Aussage) strukturelle Probleme hervorrufen. Z.B. hat der Satz "Der Mantel ist rot." keinen Beobachter und findet in einer abstrakten Welt statt. Wer sieht den Mantel in welchem Rot? Noam Chomsky bezog sich auf diese Beobachtungen und definierte in verschiedenen und oft überarbeiteten Versionen das Modell der Transformationsgrammatik. John Grinder legte mit seiner Dissertation zum Thema Deletions, die er auf der Basis von Chomskys Werken schrieb, den Grund für die Entwicklung des MetaModells der Sprache. Bandler und Grinder suchten nach Möglichkeiten, mit dem tranformationsgrammatikalischen Modell von Chomsky auf der Basis der Dissertation John Grinders Sprachmuster herauszufinden, die für den Erfolg bedeutender Therapeuten verantwortlich waren. Das angewendete Procedere beschreibt Richard Bandler dann in seiner Dissertation: The Structure of Magic. Das Metamodell war das erste NLP-Werkzeug, das Bandler und Grinder Mitte der 70er Jahre entwickelten. (vgl.: Grochowiak, Heiligentag: Die Magie des Fragens)

Erläuterung

Unser (sprachliches) Bild von der Welt entsteht mit Hilfe dreier, universeller Gestaltungsprozesse: Generalisierung, Tilgung und Verzerrung. Menschen kommunizieren mit sich selber (Bewußtsein) und miteinander unter Einsatz von Sprache. Das gesprochene ist, eine verkürtzte Darstellung des inneren Erlebens. Die vollständige sprachliche Repräsentation dessen was kommuniziert werden soll, bezeichnet man als Tiefenstruktur. Durch die oben genannten Gestaltungsprozesse (Generalisierung, Tilgung und Verzerrung) erfolgt eine geeignete Verarbeitung (Transformation), die dann in der kommunizierten Sprache, der Oberflächenstruktur, ihren Ausdruck findet. Die Regeln dieser Transformation werden in der Transformationsgrammatik beschrieben.

Weil der Hörende über einen anderen Erlebnishintergrund verfügt als der Sprecher, kommt es bei der Rückübersetzung, der Derivation (Oberflächenstruktur -> Tiefenstruktur), oft zu interpretatorischen Missverständnissen. In der Regel sind sich die Kommunizierenden nicht bewusst, dass ein solches Problem besteht. Erst wenn es zu Problemen kommt, bemerkt man, dass man "irgendwie aneinander vorbeigeredet" hat.

Das eigentliche Metamodell besteht aus einer Reihe von Gruppen der Wohlgeformtheitsverletznungen und Fragen mit denen man aus der Oberflächenstruktur mehr über die zugrundeliegende Tiefenstruktur erfährt. Mit den Metamodellfragen werden die Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen, die von der Tiefenstruktur zur Oberflächenstruktur geführt haben, an den wichtigen Stellen bewußt und rückgängig gemacht. Dies bringt mehr Eindeutigkeit und Klarheit in die Kommunikation und ist insbesondere für Prozesse von Bedeutung, in denen eindeutige Kommunikation wichtig ist (z.B. Therapie, Führung, Zielearbeit, Training...).

Das Metamodell der Sprache

Es gibt bestimmte sprachliche Konstruktionen, die ein genaueres Hinterfragen im Sinne des Metamodells erfordern, um Informationen über die subjektive Wirklichkeit zu erhalten. Einige ausgewählte Hinweise auf "Wohlgeformtheitsverletzungen" sind im Folgenden dargestellt.


A) Tilgungen (Deletions)

Einfache Tilgungen (Simple Deletion)
Es fehlen Informationen in der Aussage.
Beispiel: Ich freue mich.
Metamodellfrage: Worüber freust du dich?
Beispiel: Ich brauche mich nicht mehr zu fürchten.
Metamodellfrage: Wovor brauchst du dich nicht mehr zu fürchten?
Metamodellfragen: Wer..., Was..., Wen bzw. was..., Wem..., Vor wem..., Von wem..., Bezüglich was..., usw.
Unspezifisches Verb (Unspecified Verb)
Verben wie erkennen, erinnern, wissen, merken, denken, erleben, verstehen, bewegen, lösen, verändern, spüren sind relativ unspezifisch. Bei unspezifischen Verben muss der Hörer, um den Satz zu verstehen, die Bedeutung selbst einsetzen.
In der Metamodellfrage werden fehlende Ergänzungen, Angaben (Kontext) erfragt oder Prozess eruiert.
Beispiel: Ich leide.
Metamodellfrage: Wie genau leidest Du? Worunter leidest du? Wann genau leidest du?
Vergleichstilung (Comparative Deletion)
Beim Vergleichen muss der Zuhörer das Vergleichsobjekt selbst einsetzen, um dem Inhalt eine Bedeutung zu geben.
Vergleichsworte sind: besser, weniger, mehr, leichter, ruhiger ...
In der Metamodellfrage wird der Vergleichswert herausgefunden und präzisiert.
Beispiel: Das Produkt ist zu teuer!
Metamodellfrage: Im Vergleich wozu ist das Produkt zu teuer ?
Beispiel:: Ich lerne langsam.
Metamodellfrage: Im Vergleich mit wem lernen sie langsam?
Fehlender Bezugsindex (Lack of Referential Index)
Es fehlt die Angabe, worauf und/oder auf wen sich das Gesagte bezieht.
Beispiel: Das kann doch nicht sein
Metamodellfrage: Was genau kann nicht sein?
Metamodellfragen: Wer genau..., Welcher genau..., Was genau..., Wo genau...
Nominalisierung (Nominalization)
Nominalisierungen sind aus Verben und Adjektiven abgeleitete Substantive, die einen Prozess beschreiben. Durch das Nominalisieren wird eine andauernder Prozess als abgeschlossenes Ereignis repräsentiert. Beispiele sind hierfür Liebe (lieben), Hoffnung (hoffen), Streit (streiten). Um eine Nominalisierung wieder in einen fortlaufenden Prozess zu wandeln, wird das Substantiv auf das zugrunde liegende Verb oder Adjektiv zurück geführt und hinterfragt.
Beispiel: Ich habe eine Depression.
Metamodellfrage: Wie erlebst Du das, wenn du dich depressiv fühlst?

B) Verzerrungen (Distortion)

Ursache-Wirkung (Cause-Effect)
Es wird von einer Person behauptet, dass wegen eines Verhaltens/Ereignisses X das Gefühl/Verhalten Y ausgelöst wird.
Beispiel: Sein zu spät kommen macht mich wütend!
Metamodellfrage: Wie genau führt das Verhalten von X dazu, dass Sie sich wütend fühlen?
Wenn X sich so verhält, was genau geschieht in Ihrem Inneren, bevor sie sich wütend fühlen?
Umgekehrte Ursache und Wirkung (Reverse Cause-Effect)
Eine Person behauptet, dass ihr Verhalten für den Zustand und Verhalten einer anderen Person verantwortlich ist. Hier wird entweder die Verknüpfung angezweifelt oder die Annahme, dass es keine Wahlmöglichkeit für den anderen gab.
Beispiel: Meinetwegen fühlt er sich schlecht.
Metamodellfrage: Was genau glauben sie haben sie gemacht, dass er sich schlecht fühlt?
Sie haben getan was möglich war, aber er hat seine Reaktion immer noch selbst gewählt.
Gedankenlesen (Mind Reading)
Beim Gedankenlesen wird von einer Person behauptet zu wissen, was eine andere Person denkt oder fühlt. Bei der Metamodellfrage geht es herauszufinden aufgrund welcher Wahrnehmung jemand Gedanken liest.
Beispiel: Mein Kollege mag mich nicht!
Metamodellfrage: Woher wissen sie das?
Umgekehrtes Gedankenlesen (Reverse Mind Reading)
Eine Person nimmt an, dass jemand anderen seine Gedanken lesen können und deshalb dieser sich auch entsprechend verhalten müssse.
Beispiel: Du solltest wissen, das ich das nicht mag.
Metamodellfrage: Woher sollte ich das wissen? Ich kann nicht Gedanken lesen.
Komplexe Äquivalenz/Bedeutungs-Zuordnung (Complex Equivalence)
Es wird behauptet, dass ein Ereignis X Y bedeutet. Bei der Metamodellfrage wird der Kausalzusammenhang in Frage gestellt oder ein Gegenbeispiel erzeugt.
Beispiel: Du liebst mich nicht mehr, weil du mir keine Blumen mehr mitbringst.
Metamodellfrage: Also Blumen bedeuten Liebe und keine Blumen bedeuten keine Liebe?
Metamodellfragen:
Woher wissen Sie, dass X Y bedeutet?
Muss X denn automatisch Y bedeuten?
Was könnte X denn noch bedeuten?
Haben Sie niemals X, ohne dass es Y bedeutet hat?
Vorannahmen (Presuppositions)
Präsupposition sind stillschweigende Annahmen (Glaubenssätze) des Sprechers, die in einer Aussage enthalten sind, aber nicht explizit ausgesprochen werden und dem Sprecher oft nicht bewusst sind.
Die Formulierung "Du sollst keine anderen Götter neben dir haben" aus den Zehn Geboten der Bibel enthält die Präsupposition, dass es andere Götter gibt.
Beispiel:Du bist genauso egoistisch wie dein Vater.
Metamodellfrage: Was bringt dich dazu, anzunehmen, dass mein Vater egoistisch ist?

C) Verallgemeinerungen (Generalization)

Universalquantoren (Universal quantifiers)
Der Sprecher übersetzt einzelne Erfahrungen in eine immer und überall geltende Regel, die keine Ausnahmen duldet.
Universalquantoren werden durch ein Gegenbeispiel oder durch Betonung des gebrauchten Universalquantors hinterfragt.
Schlüsselworte: alle, nie, keiner, dauernd, immer, ewig, jeder
Beispiele: Männer wollen immer nur das Eine!
Metamodellfrage: Kenne sie wirklich keinen einzigen Mann, der zumindest ab und zu einmal an etwas anderes denkt? Alle Männer?
Modaloperatoren (Modal operators)
Modaloperator der Notwendigkeit
Beim Modaloperator der Notwendigkeit wird etwas als notwendig kommuniziert, ohne die dahinter liegende Befürchtung anzugeben
Schlüsselworte: müssen, sollen, notwendig
Metamodellfrage: Was befürchten sie, würde sonst passieren ? Was würde sonst passieren ?
Beispiel: Wer A sagt, muss auch B sagen.
Modaloperator der Unmöglichkeit
Beim Modaloperator der Unmöglichkeit wird etwas als unmöglich kommuniziert, ohne dass ein Hintergrund angegeben wird.
Schlüsselworte: kann nicht, darf nicht, unmöglich
Beispiel: Ich kann das nicht lernen.
Metamodellfrage: Was hält sie davon ab das zu lernen? Was hindert sie daran das zu lernen?
Unterschlagen des Urhebers (Lost Performative)
Es wird ein Werturteil formuliert, ohne zu erwähnen, um wessen Urteil es sich handelt.
Beispiel: Männer dürfen keine Gefühle zeigen.
Metamodellfragen: Wer genau sagt das?
Wie kommst du darauf?
Wessen Meinung ist das?
Für wen gilt das?
Wer erlebt das so?
Hast du selbst die Erfahrung gemacht?

Siehe auch

Milton Modell der Sprache


Quellen

  1. Gregory Bateson in der Einführung zu "Metasprache und Psychotherapie" von R. Bandler und J. Grinder

Literatur

  • Bandler, Richard / Grinder, John: The Structure of Magic Vol. 1+2 Science and Behaviour Books, Palo Alto, 1975 (ISBN 0831400447 + ISBN 0831400498)
  • Chomsky, Noam: Aspects of the Theory of Syntax, 1965, (ISBN 0262530074)
  • Chomsky, Noam: Syntactic Structures, 1959 (ISBN 3110172798)
  • Chomsky, Noam: Language and Mind. Harcourt Brace & World, Inc., New York 1968 (ISBN 052167493X); dt.: Sprache und Geist. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, (ISBN 3518276190)
  • Grochowiak, Klaus / Heiligtag, Stefan: Die Magie des Fragens.Junfermann Verlag, Paderborn 2002 (ISBN 3873874989)
  • Korzybski, Alfred: Science and Sanity: An Introduction to Non-Aristotelian Systems and General Semantics Institute of general Semantics, New Jersey, 1933 (ISBN 0937298018)

Weblinks