Modeling und die Bedeutung in NLP

Aus NLPedia
Version vom 4. Dezember 2015, 23:17 Uhr von MiriGabiBen (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Eine der NLP-Grundannahmen aus dem Bereich des Konstruktivismus lautet: Die Fähigkeit den Prozess zu verändern, mit dem wir die Realität wahrnehmen, ist oft…“)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Eine der NLP-Grundannahmen aus dem Bereich des Konstruktivismus lautet: Die Fähigkeit den Prozess zu verändern, mit dem wir die Realität wahrnehmen, ist oft wertvoller, als den Inhalt unserer Erfahrung der Realität zu verändern.(1) Konstruktivismus im NLP bedeutet mehr im praktischen Handeln als im theoretischen Denken zu agieren. Das Wissen wird konstruiert und Lernen erfolgt durch aktives Wahrnehmen, Erleben, Handeln und Erfahren.(2)

Durch Lernen am Modell (Modeling) wird bezweckt, Prozesse mit einer völlig neuen Erfahrung aktiv zu durchlaufen und dadurch eine Veränderung im Verhalten eines Menschen zu erreichen. Der Lernende sollte ein Interesse an der Nachahmung seines Modells im Sinne von Vorbild eines Menschen haben und sich vorstellen können, dieses zu modellierende Verhalten auch ausführen zu können. Durch ständiges Üben ist es dann möglich, dass bei ähnlichen Situationen das erlernte Modell zur eigenen Gewohnheit wird.(3) Besonders erfolgreiche Menschen haben entsprechend des Modeling-Ansatzes also kein besonderes Talent oder Wissen, sondern sind im Gegensatz zu der Mehrheit der Menschheit in der Lage zu handeln. Um schnell erfolgreich zu sein ist es (zeit)-effizienter wirksam zu handeln, und einfach erfolgreiche Menschen und deren Strategien zu modellieren, anstatt zeitintensiv alle Möglichkeiten auszuprobieren.(4)

Die Bedeutung des Modeling innerhalb von NLP kann garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Grinder selbst wertete das Modeling als die eigentliche Kernessenz des NLP: „(…)Allein diese Methode des Erkenntnisgewinns – so Grinder – repräsentiere die eigentliche Essenz. Sie sei das Alleinstellungsmerkmal des NLP und somit als einziges dazu geeignet, das Besondere dieses Forschungsfeldes auf den Begriff zu bringen und es definitorisch von anderen Disziplinen abzugrenzen.“(5)


Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Modellieren

Die Grundvoraussetzungen des Modellierens beschreibt Albert Bandura, einer der führenden Psychologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Begründer der sozialen Lerntheorie, wiefolgt: Erstens muss das Modell aufmerksam beobachtet werden. Zweitens muss das beobachtete Verhalten später auch exakt behalten und wiedergegeben werden. Dafür sind drittens entsprechende, motorische Fähigkeiten von Nöten. Viertens, und dies bildet die Quintessenz des Modellierens, muss die modellierende Person motiviert sein, das Modell nachzuahmen, da dessen Verhalten vorher Erfolge gezeigt haben.(6)

Zwei Grund-Bedingungen müssen bei Modell und Modellierer gegeben sein, damit Modeling erfolgreich durchgeführt werden kann. Der zu modellierende Mensch muss sich in einem assoziierten Zustand befinden bzw. wenn dies nicht der Fall ist, muss er dahin gebracht werden. Denn nur in diesem Zustand ist der Betreffende im Kontakt mit seinem Unterbewusstsein und der Modellierer kann die Strategien des Anderen elizitieren. Zweitens muss der Modellierer selbst in einem ressourcevollen Zustand sein. Ein Zustand besteht laut Anthony Robbins zum einen aus internalen Repräsentationen (Was sehen/hören/sagen wir innerlich und tun wir) und zweitens dem Zustand und Gebrauch unserer physiologischen Vorgänge: „(…) Das was Sie sich in einer Situation vorstellen und sagen, wie auch die Art und Weise in der Sie das tun, bestimmt Ihren Zustand und somit das Verhalten, das Sie wählen.“(7)


Elizitation von Strategien beim Modell für schnelleres, erfolgreiches Modellieren

Bandler und Grinder, haben drei wesentliche Faktoren im Bereich des Modeling herausgeschält, die maßgeblich darüber entscheiden ob und wie schnell menschliche Höchstleistungen reproduziert werden (können): Das Glaubenssystem, die Physiologie eines Menschen und die geistige Syntax (Art der Gedankenorganisation).

Will man erfolgreiche Menschen modellieren so muss man exakt deren Glaubenssysteme übernehmen um dann das entsprechende ressourcevolle Verhalten auszuüben. Entsprechend den logischen Ebenen muss man für Verhaltensänderungen und Lernen bei der höher liegenden Ebene, dem Glauben, ansetzen. Bezogen auf das Kernthema Modellieren heisst dies: Wenn man außerordentliche Leistungen wie andere, erfolgreiche Menschen vollbringen will, muss man deren Glaubenssätze modellieren. Der Glaube den wir von uns haben bestimmt über unser Potenzial. Unsere Glaubenssätze werden wiederum maßgeblich determiniert durch unsere Umgebung (sozial/lokal etc.), große und kleine Erlebnisse (die unsere Glaubenssätze bestärken), Wissen, frühere Erfolgserlebnisse und die klare gegenwärtige Vorstellung, sein Ziel bereits erreicht zu haben. Je klarer die Vision des avisierten Ziels, desto ressourcevoller der Zustand, desto wahrscheinlicher der Erfolg.

Der zweite entscheidende Faktor für erfolgreiches Modellieren ist die entsprechende ressourcevolle Physiologie. Unsere internalen Repräsentationen und unsere Physiologie stehen in ständiger Wechselbeziehung zueinander und erschaffen den Zustand in dem wir uns befinden. Das Zusammenspiel dieser beiden Elemente bestimmt das persönliche Erleben der Welt. Um erfolgreiche Menschen zu modellieren ist es also erforderlich diese in ihrer Gestik, Haptik und Körpersprache nachzubilden.

Neben Glaubenssystem und Physiologie ist der dritte wichtige Faktor für erfolgreiches Modellieren das exakte Nachahmen der Syntax erfolgreicher Menschen. Die Syntax verknüpft internale und externale Reize miteinander und bringt sie in die entsprechende Reihenfolge. Vergleichbar mit einem Kuchenrezept werden innerhalb der Syntax alle Zutaten in Menge und Abfolge miteinander kombiniert. Um die Strategien anderer Menschen zu modellieren muss der Modellierer zunächst die eigene Strategie im Umgang mit Reizen herausdestillieren und dann aufmerksam die Strategien der zu modellierenden Menschen beobachten. „Wenn Sie die Strategien einer Person elizitieren, erfahren Sie in kürzester Zeit, wozu Sie sonst Tage oder gar Wochen gebraucht haben.“(8)


Verschiedene Arten des Modeling

Modeling vollzieht sich in mindestens drei verschiedenen Arten, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen. Es wird unterschieden zwischen bewusstem/unbewusstem Modeling; Makro vs. Mikromodeling und explizites vs. Implizites Modeling.(9)


Bewusstes vs. Unterbewusstes Modeling

Zunächst ist der Ausgangspunkt stets derselbe: "Beim Prozeß des Modellernens versucht das Individuum, bei anderen wahrgenommenes Verhalten bewußt oder unbewußt zu übernehmen. [...] Der "sozialen Lerntheorie" zufolge (Bandura 1977) kann ein neues Verhalten durch "Sehen" übernommen werden."

Ob unbewusst oder bewusst, ein Modell wird zunächst deshalb nachgeahmt da der Modellierer beobachtet hat, dass das Verhalten bzw. die Fähigkeiten des Modells eine positive Konsequenz nach sich zogen. Im zweiten Schritt wird dann jedoch zwischen dem bewussten und unbewussten Modellieren unterschieden: Wenn der Modellierer bewusst das Modell beobachtet und entsprechend nachahmt so denkt er im Moment des Modellierens bewusst mit. (z.B. Kind beobachtet die einzelnen Schritte, mit denen der Vater die Wasserflasche öffnet und modelliert ihn entsprechend schrittgenau). Anders verhält es sich, wenn der Modellierer das Modell nachahmt ohne explizit darüber nachzudenken (z.B. Kind imitiert den Vater, wie er der wegfahrenden Mutter nachwinkt) Hier imitiert das Kind den Vater unbewusst.

Wiewohl dem bewussten Modellieren meist mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, ist die Wirkweise unbewussten Modellierens nicht zu unterschätzen. Albert Bandura zeigte innerhalb seiner Forschungen u.a. die unterbewusste Form des Modelings am Beispiel von aggressivem Verhalten von Vorschulkindern, denen er hintereinander a) Filmsequenzen mit aggressiven Szenen und b) reale Szenen mit Aggression vorführte. Die Filmszenen zeigten in den Folgetests deutlich mehr verbliebenes Aggressionspotenzial bei den Kindern, als die realen Szenen. (10)


Makromodeling vs. Mikromodeling

Beim Makromodeling wird das Modell über den gesamten Prozess imitiert und dadurch eine Lernerfahrung gemacht, die man mit seiner eigenen Landkarte so nicht erzielt hätte. Das geschieht auf allen logischen Ebenen. Manchmal ist es nicht notwendig, das komplette Modell zu übernehmen. Oft ist es auch bereits ausreichend, wenn die relevanten Muster erkannt und angewandt werden. Dieses Einfügen von relevanten Teilen bezeichnet man als Mikromodeling und kann auf einzelnen unterschiedlichen logischen Ebenen erfolgen. Auch hiermit sollte das Ziel, eine neue Lernerfahrung zu machen, erreicht werden.


Implizites vs. Explizites Modeling

Der Prozess des expliziten Modelings stellt den Prozess dar, in welchem Muster entdeckt und beschrieben werden, wohingegen im Prozess des impliziten Modelings Muster aufgenommen und übernommen werden.

Daher stellt das implizite Modeling die erste Phase des Modeling-Prozesses dar. In dieser nimmt man nur intuitiv die Haltung und Physiologie der zu modellierenden Person wahr, ohne die genauen Muster zu analysieren. Es geht dabei in erster Linie um die Identifikation mit dem Modell und dem Einstimmen auf den richtigen Zustand. Dabei soll die subjektive Erfahrung wahrgenommen werden, welche die zu modellierende Person erlebt. Dies stellt die Basis und Grundlage für die detaillierte Mustererkennung im expliziten Modeling dar, da so die Muster genau erkannt werden können. (11)


Fazit

Lernen am Modell erleichtert in aller Regel den Prozess der eigenen Entwicklung. Durch die Nachahmung exzellenter Verhaltensweisen modellierter Personen ist ein Mensch in der Lage, sich in kürzester Zeit wirksame und effiziente Handlungen anzueignen oder bereits bestehende gut funktionierende Verhaltensweisen zu verbessern. Daher wird Modeling im NLP auch als beschleunigtes Lernen bezeichnet, da sofort die unbewusste Kompetenz als höchste Lernstufe nach Gregory Bateson erreicht werden kann.(12)


Quellen

(1): NLP-Practitioner-Handbuch Teil I

(2): Werner Stangl Arbeitsblatter „ Begriffsdefinitionen „Lernen“ http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Lerndefinitionen.shtml

(3): Lernen am Modell nach Bandura – www.uni-due.de/edit/lp/kognitiv/bandura.htm

(4): Anthony Robbins verlor laut eigener Aussage u.a. 30 Pfund überflüssiges Gewicht, indem er herausfand was schlanke Menschen aßen, dachten, glaubten und modellierte dieses dann. In NLP fand Robbins die entsprechende Wissenschaft:“ NLP (…) untersucht, wie wir unser Gehirn optimal nutzen und die Ergebnisse erzielen die wir uns wünschen.“ (S.48) Laut Robbins kann dank Modeling wirklich jede Leistung adaptiert werden, gesetzt der Glaube und Willen des Lernenden ist stark genug. Vgl. Robbins, Anthony: Grenzenlose Energie – Das Power Prinzip/2014; im folgenden zitiert: Robbins, 2014

(5): Vgl. dazu Dilts, Robert/ Bandler, Richard/ Grinder, John/ Cameron-Bandler, Leslie/ DeLozier, Judith: Strukturen subjektiver Erfahrung. Ihre Erforschung und Veränderung durch NLP. In: Junfermann, Paderborn 1985 (orig.: Neuro-Linguistic Programming: Volume I. Cupertino/CA: Meta Publications 1979), S.10ff;

(6): Vgl. Mönks, F.J./Knoers, A.M.P. (1996): Lehrbuch der Entwicklungspsychologie. München: S. 97; Künftig zitiert: Mönks/Knoers, 1996

(7): vgl. Robbins, 2014, S.62

(8): Robbins, 2014, 187

(9): Vgl. Mönks/Knoers, 1996, S. 95

(10): Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml, aufgerufen am 3.11.2015

(11): Vgl. Der große Zauberlehrling - Alexa Mohl, 2006

(12): Neurolinguistisches Programmieren – Joseph O`Connor/John Seymour S. 304