PhotoReading

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[Wie heißt ES ausserdem?]


Hintergrund

PhotoReading® ist eine von Paul Scheele entwickelte und vermarktete Schnelllesetechnik, mit der Texte angeblich in einer Lesegeschwindigkeit von 25.000 Worten pro Minute aufgenommen werden können.

Während man beim herkömmlichen Lesen einen Text von Anfang bis zum Ende Satz für Satz linear durchgeht und sich in einem Schritt um ein volles Verständnis des Textinhalts bemüht, geht man beim PhotoReading iterativ vor und nutzt hierbei die enorme Verarbeitungskapazität des Unterbewussteins.

Zunächst wird der Lesestoff unbewusst erfasst, indem der gesamte Text „mit weichem Blick“ – im sogenannten PhotoFokus – mental fotografiert und dem Unterbewusstsein zu einer ersten Vorverarbeitung zur Verfügung gestellt wird. Nach einer Inkubationszeit beginnt man mit der Aktivierung des unbewusst aufgenommen Lesestoffs und holt sich mit verschiedenen Aktivierungstechniken die wesentlichen Inhalte in mehreren Iterationen sukzessive ins Bewusstsein.


Ablauf

PhotoReading besteht aus 5 Schritten:

  • 1. Einstimmen (Prepare)
  • 2. Überblick (Preview)
  • 3. PhotoLesen (Photoread)
  • 4. Übersicht „danach“ (Postview)
  • 5. Aktivierung (Activate)


Schritt 1: Einstimmen

Das Einstimmen besteht aus zwei Komponenten:


a) Bestimmung einer klaren Absicht

Eine wichtige Voraussetzung im gesamten PhotoReading-Prozess ist, dass man sich seiner Intention in jedem Moment bewusst ist.

  • Was will ich von diesem Text?
  • Wie wichtig ist das Lesematerial für mich?
  • Wie will ich den Text anwenden?
  • Wie spezifisch und detailliert brauche ich den Lesestoff?
  • Reicht ein allgemeiner Überblick oder brauche ich Detailwissen?
  • Wie viel Zeit bin ich bereit aufzuwenden?

Eine klare Absicht fokussiert unseren Geist und legt den Grundstein für die Aktivierung unserer Ressourcen.


b) Man bringt sich in den idealen Bewusstseinszustand

Dieser State ist gekennzeichnet durch einen Zustand entspannte Wachheit. Der Körper ist entspannt und der Geist ist klar und wach (Alpha-Zustand). Um diesen Zustand schnell und leicht herzustellen, kann man die sog. „Mandarinentechnik“ anwenden. Hierbei stellt man sich vor, wie eine imaginierte Mandarine einige Zentimeter oberhalb und hinter dem Kopf schwebt. Indem ein Teil der Aufmerksamkeit beim Lesen auf den Ort über und hinter dem Kopf fixiert wird – das „Epizentrum der visuellen Aufmerksamkeit“ (s. Ron Davis: „Legasthenie als Talentsignal“) – verbessert sich die Konzentration und erweitert sich das eigene Sehfeld, wodurch man mehr visuelle Informationen aufnehmen kann.


Schritt 2: Überblick

Hierbei sichtet man den Titel, das Inhaltsverzeichnis, den Klappentext und Abbildungen & Grafiken im Text. Für den Überblick benötigt man nur einige Minuten. Man macht sich auf einer allgemeinen Ebene mit der mentalen Struktur des Lesestoffs vertraut (Big Picture).


Schritt 3: PhotoLesen

Nun beginnt das eigentliche PhotoLesen – das Herzstück im gesamten PhotoReading-Prozess.

Zunächst versetzt man sich in einen aufnahmefähigen Alphazustand, indem man sich körperlich und geistig entspannt. Dann blättert man durch das Buch und fotografiert mental die einzelnen Textseiten. Die Grundlage hierfür bildet der sogenannte "PhotoFokus" - eine Sehweise, bei der die Augen divergieren und sich der periphere Blick weitet. Im „PhotoFokus“ fixiert man mit dem Blick nicht einzelne Worte und Wortgruppen, sondern erfasst mit „weichen Augen“ die Textseite eines Buches als Ganzes. Diese Sehweise bildet auch die Voraussetzung zum Wahrnehmen der bekannten 3D-Bilder (sog. Stereogramme).

Wie stellt man den PhotoFokus her?

  • Man blickt mit weichem Augen entspannt durch die Mitte eines Buches hindurch auf einen imaginären Punkt hinter dem Text, bis man zwischen den beiden Buchseiten eine dritte, gewölbte Seite wahrnimmt - die sog. "Blip Page" ([1]).
  • Alternativ kann man sich auf einen Punkt in der Mitte des Buches konzentrieren und im Anschluss das Blickfeld immer weiter ausdehnen bis man schließlich alle vier Ecken des Buches gleichzeitig im Blick halten kann. Dann stellt man sich ein großes X vor, dass alle vier Ecken miteinander verbindet.


Während man den PhotoFokus aufrecht hält, blättert man das gesamte Buch in einem gleichmäßigen Rhythmus Seite für Seite durch (1-3 Sekunden pro Seite). Um zu vermeiden, dass sich das Bewusstsein mit den Textinhalten beschäftigt, empfiehlt es sich neben tiefen Atemzügen ein Mantra bzw. eine Motivationsformel („Lass los“) zu rezitieren.

Unmittelbar nach dem PhotoLesen hat man noch kein bewusstes Textverständnis erlangt. Die Informationen müssen in den weiteren Schritten erst noch für das Bewusstsein aktiviert werden.

Schritt 4: Übersicht „danach"

Unmittelbar nach dem PhotoLesen verschafft man sich eine erneuten Überblick über den Text. Die Übersicht „danach“ gleicht einer Art Mini-Inventur (Dauer: 6-15 Minuten für ein Buch/ 2-3 Minuten für einen längeren Artikel).

  • Notieren von Impulswörter

Man blättert zügig durch das gesamte Buch und achtet auf bestimmte Wörter, die einen ins Auge stechen. Diese Impuls- bzw. Triggerwörter notiert man sich (10-25 Stück pro Buch).

  • Formulierung von Fragen

Was will ich wissen? Über welche Impulswörter will ich mehr erfahren? Fragen sind ein wichtiger Katalysator. Das Formulieren von interessanten Fragen stimuliert und aktiviert das Gehirn und motiviert es, nach den entsprechenden Antworten zu suchen.


Nach Schritt 4 benötigt das Gehirn eine Inkubationszeit von mindestens 20 Minuten, um die Informationen zu verarbeiten und die entsprechenden neuronalen Verknüpfungen anzulegen. Man legt also erst einmal eine Pause ein, beschäftigt sich mit etwas anderem oder schläft am besten erst einmal eine Nacht darüber.


Schritt 5: Aktivierung

Mit der Aktivierung restimuliert man die neuronalen Netze, die durch das PhotoLesen Informationen ausgesetzt wurden. Es stehen verschiedene Aktivierungstechniken zur Verfügung. Das Ziel hierbei ist, die 4 bis 11% an wichtigen Informationen im Text bewusst zu erkennen, die bedeutungsrelevant sind. Studien haben gezeigt, dass 89 bis 96% der restlichen Textinhalte lediglich Füllwörter und redundante Informationen beinhalten.

Aktivierungstechniken:

  • Innere Befragung (vgl. Schritt 4)
  • Überfliegen und Eintauchen: Man überfliegt große Textblöcke, indem die Augen mit weichem, offenem Blick sanft über die Mitte der Textseite gleiten. Bei Textstellen, die anziehend wirken bzw. wichtig erscheinen, taucht man ein und beginnt den relevanten Abschnitt bewusst zu lesen. Bei dem ganzen Prozess folgt man seinem Gespür und lässt sich von seiner Absicht leiten.
  • Erstellen von Mind Maps (siehe: Tony Buzan: “Das Mind-Map-Buch”)
  • Rapid Reading


Hinweise & Tipps

  • Es kann zu Beginn etwas an Übung erfordern, um den PhotoFokus herzustellen und ihn über eine längere Zeit aufrecht zu halten. Eine gute Trainingsmöglichkeit, um in den PhotoFokus State zu kommen und ihn zu halten, bilden die bereits erwähnten Stereogramme ([2]).
  • Der PhotoFokus kann auch als Hypnoseinduktion verwendet werden (Der „hypnotische Blick“). Die Induktion basiert darauf, dass man während des PhotoFokus selbst in eine tiefe Trance geht. PhotoReading stellt eine spezielle Form der Selbsthypnose dar. Wenn man in einem Gespräch Rapport mit einer anderen Person aufgebaut hat und die Person dann direkt anschaut, während man den PhotoFokus State herstellt, geht die andere Person automatisch mit in die Hypnose - oder sie wird dazu gezwungen, den Rapport zu brechen (Quelle: Dirk Treusch, [3])

Siehe auch

Verwandte Begriffe

  • Schnelllesen ([4])
  • SpeedReading ([5])

Literatur

Paul R. Scheele: „PhotoReading. Die neue Hochgeschwindigkeitslesemethode in der Praxis“ Tony Buzan: "Das Mind-Map-Buch" Tony Buzan: "Speed Reading: Schneller lesen - Mehr verstehen - Besser behalten"

Weblinks

www.photoreading.com