Positive Psychologie: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Positive Psychologie''' ist der Zweig der Psychologie, der das wissenschaftliche Verständnis und effektive Intervention verwendet, um die  Erreichung eines zufriedenstellenden Lebens zu erleichtern und nicht nur die Behandlung von psychischen Erkrankungen.
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'''Positive Psychologie''' ist der Bereich der Psychologie, in dem es nicht nur um die Behandlung von psychischen Erkrankungen geht, sondern zusätzlich auch darum, das Erreichen eines zufriedenen Lebens zu erleichtern.
  
 
== Überblick ==
 
== Überblick ==
  
Die '''Positive Psychologie''' wurde als Forschnungsprogramm durch Martin Seligman begründet. Im Jahr 1996 wurde Seligman mit der größten Mehrheit in ihrer Geschichte vom vormaligen Leiter der Abteilung für klinische Psychologie zum Präsidenten der American Psychological Association, dem nordamerikanischen Fachverband für Psychologie (APA) gewählt. In dieser Vereinigung ist es üblich, dass jeder Präsident ein Thema für sein Präsidentenjahr wählt. Schon an diesem ersten Tag seiner Amtszeit, eben am 1. Januar 1998, lud Seligman zwei Kollegen nach Akumal, Mexiko, um ihnen sein Thema vorzustellen: Die Psychologie sollte nicht mehr darauf beschränkt sein, Menschen von Leiden zu befreien, sie gleichsam „von minus 5 auf null“ zu bringen, sondern erstmals auch gesunde Menschen sinnvoll glücklich zu machen, also „von null auf +5“ zu heben. Eingeladen waren Ray Fowler, Geschäftsführer der A.P.A., und Mihaly Csikszentmihalyi, der unter dem Kunstnamen „Flow“ psychologische Glücksforschung zu einer Zeit betrieben hatte, als sie in den Kreisen der Psychologen der USA noch verpönt war.  
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Die '''Positive Psychologie''' wurde als Forschnungsprogramm durch Martin Seligman begründet. Er war Leiter der Abteilung für klinische Psychologie bei der American Psychological Association, dem nordamerikanischen Fachverband für Psychologie (A.P.A.). Im Jahr 1996 wurde Seligman mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Traditionell wählt der Präsident ein Thema für sein Präsidentenjahr. Am 1. Januar 1998, dem ersten Tag seiner Amtszeit, lud Seligman zwei Kollegen nach Akumal (Mexiko) ein, um ihnen sein Thema vorzustellen: Die Psychologie sollte nicht mehr darauf beschränkt sein, Menschen von Leiden zu befreien, sie gleichsam „von minus 5 auf null“ zu bringen, sondern erstmals auch gesunde Menschen sinnvoll glücklich zu machen, also „von null auf +5“ zu heben. Eingeladen waren Ray Fowler, Geschäftsführer der A.P.A., und Mihaly Csikszentmihalyi, der unter dem Kunstnamen „Flow“ psychologische Glücksforschung zu einer Zeit betrieben hatte, als sie in den Kreisen der Psychologen der USA noch verpönt war.  
  
Seligman und Csikszentmihalyi definieren positive Psychologie als "die wissenschaftliche Erforschung der positiven menschlichen Funktionsweise und das Aufblühen auf mehreren Ebenen, zu denen die biologische, persönliche, relationale, institutionellen, kulturellen und globalen Dimensionen des Lebens gehören." Die meisten Psychologen konzentrieren sich auf die grundlegendsten menschlichen Emotionen. Es wird angenommen, dass es zwischen sieben und neun Grund-Emotionen gibt. Die Anzahl der positive Grund-Emotionen ist kleiner als die Gesamtzahl der Grundgefühle. Die Emotionen können in vielfältiger Weise auf subtilere Veränderungen des emotionalen Erlebens kombiniert werden. Dies deutet darauf hin, dass jeder Versuch, negative Emotionen ganz aus unserem Leben zu beseitigen die unbeabsichtigte Folge hätte die Vielfalt und Raffinesse unserer tiefsten emotionalen Erfahrungen zu verlieren.  
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Martin Seligman und Mihaly Csikszentmihalyi sehen die positive Psychologie als wissenschaftliche Erforschung der positiven Funktionsweise und das Aufblühen des Menschen auf mehreren Ebenen an. Elemente dafür sind die biologische, persönliche, relationale, institutionellen, kulturellen und globalen als Dimensionen des Lebens. Die meisten Psychologen fokusieren sich auf die grundlegenden menschlichen Emotionen. Es wird angenommen, dass es zwischen sieben und neun Grund-Emotionen gibt. Die Anzahl der positiven Grund-Emotionen ist kleiner als die Gesamtzahl der Grund-Emotionen. Die Grund-Emotionen können weiterhin auf vielfältige Weise kombiniert werden, woraus sich differenzierteres emotionales Erleben beschreiben läßt. Die Bestrebung negative Emotionen ganz aus unserem Leben zu beseitigen hätte die unerwünschte Konsequenz, die Vielfalt und Feinstufigkeit unserer tiefen emotionalen Erfahrungen zu beschränken.  
  
Bemühungen um positive Emotionen werden nicht automatisch verringerte negative Emotionen zur Folge haben. Genauso wenig wird die Verringerung von negativen Emotionen unbedingt zu erhöhten positiven Emotionen führen.
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Die Steigerung positiver Emotionen wird nicht automatisch zu weniger negativen Emotionen führen. Ebenso wird die Verringerung von negativen Emotionen nicht zwangsläufig zu mehr positiven Emotionen führen.
  
 
== Entstehung und neue Entwicklungen ==
 
== Entstehung und neue Entwicklungen ==
  
Die klassische Psychologie beschäftigte sich von Beginn an mit psychischen Störungen. In Studien sollte herausgefunden werden, was genau zu der Störung geführt hat. In der Therapie sollten Konflikte, Mängel und Störungen beseitigt werden. Kritiker der klassischen Psychologie monierten, daß durch Beobachtung von Krankheiten nichts darüber zu erfahren sei was zu einem gesunden und glücklichen Leben führt und verglichen Forschungen dieser Art mit einem Fahrzeugingeneur, der durch Untersuchen von kaputten Autos auf dem Schrottplatz lernen sollte, wie man funktionierende Autos baut. Die positive Psychologie sollte sich hingegen nicht mit den Mängeln sondern mit positiven Gegenständen wie Glück, Optimismus, Vertrauen, Solidarität, Geborgenheit und Verzeihen beschäftigen. Die Positive Psychologie mit ihrer ressourcenorientierten Sichtweise beinhaltet auch Ideen der Humanistischen Psychologie, sucht aber gleichzeitig eine empirisch-wissenschaftliche Fundierung.
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Die klassische Psychologie beschäftigte sich von Beginn an mit psychischen Störungen. In Studien sollte herausgefunden werden, was genau zu der Störung geführt hat. In der Therapie sollten Konflikte, Mängel und Störungen beseitigt werden. Kritiker der klassischen Psychologie monierten, daß durch Beobachtung von Krankheiten nichts darüber zu erfahren sei was zu einem gesunden und glücklichen Leben führt und verglichen Forschungen dieser Art mit einem Fahrzeugingeneur, der durch Untersuchen von kaputten Autos auf dem Schrottplatz lernen sollte, wie man funktionierende Autos baut. Die positive Psychologie sollte sich hingegen nicht mit den Mängeln sondern mit positiven Gegenständen beschäftigen. Diese sind:
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* '''Glück'''
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* '''Optimismus'''
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* '''Vertrauen'''
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* '''Solidarität'''
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* '''Geborgenheit'''
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* '''Verzeihen'''
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Die Positive Psychologie mit ihrer ressourcenorientierten Sichtweise beinhaltet auch Ansätze der humanistischen Psychologie, sucht aber gleichzeitig eine empirisch-wissenschaftliche Fundierung.
  
 
Erkenntnisse der postivien Psychologie werden auch im Unternehmensumfeld genutzt und dafür das Positive-Leadership-Konzept entwickelt. Das GALLUP Institut hat das Clifton StrengthsFinder Instrument entwickelt, auf welchem Teamentwicklungsmodelle für die Anwendung der Positiven Psychologie basieren.
 
Erkenntnisse der postivien Psychologie werden auch im Unternehmensumfeld genutzt und dafür das Positive-Leadership-Konzept entwickelt. Das GALLUP Institut hat das Clifton StrengthsFinder Instrument entwickelt, auf welchem Teamentwicklungsmodelle für die Anwendung der Positiven Psychologie basieren.
  
Im US-amerikanischen und angelsächsischen Raum spielen Charakterstärken bzw. Kernqualitäten eine bedeutende Rolle in der Forschung zur Positiven Psychologie. Ziel ist es nicht zu versuchen Schwächen und Mängel auszumerzen, sondern die eigenen Stärken heraus zu finden,  sich auf diese zu konzentrieren und sein Leben so zu gestalten, daß diese Stärken zum Tragen kommen und so effektiv wie möglich ausgespielt werden können.  
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Im Englisch-sprachigem Raum nehmen Charakterstärken bzw. Kernqualitäten eine bedeutende Rolle in der Forschung zur Positiven Psychologie ein. Ziel ist es nicht zu versuchen Schwächen und Mängel auszumerzen, sondern die eigenen Stärken heraus zu finden,  sich auf diese zu konzentrieren und sein Leben so zu gestalten, daß diese Stärken zum Tragen kommen und so effektiv wie möglich ausgespielt werden können.  
  
Durch Studien fand Seligman die aus seiner Sicht wichtigen Elemente heraus, welche Menschen zu einem glücklichen Leben verhelfen. Wobei er nach weiteren Studien seinen Fokus weniger auf Glück sondern mehr auf das Wohlbefinden der befragten Menschen setzte. Seiner Erkenntnis nach sind es die fünf Elemente Positive Gefühle, Engagement, Positive Beziehungen, Sinn und Zielerreichung welche einen großen Einfluß auf das Wohlbefinden von Menschen haben. Diese Elemente werden durch das Akronym PERMA beschrieben, was im englischen für Positive Emotions, Engagement, Positive Relations, Meaning und Achievment steht.
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Durch Studien fand Seligman die aus seiner Sicht wichtigen Elemente heraus, welche Menschen zu einem glücklichen Leben verhelfen. Wobei er im weiteren Verlauf seiner Forschung den Fokus weniger auf das Erreichen von Glücksgefühlen sondern mehr auf das menschliche Wohlbefinden setzte. Seiner Erkenntnis nach sind es die fünf Elemente Positive Gefühle, Engagement, Positive Beziehungen, Sinn und Zielerreichung welche einen großen Einfluß auf das Wohlbefinden von Menschen haben. Diese Elemente werden durch das Akronym PERMA beschrieben. Es steht für  
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* '''Positive Emotions'''
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* '''Engagement'''
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* '''Relations'''
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* '''Meaning'''
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* '''Achievment'''
  
 
== Ziel ==
 
== Ziel ==
  
Das Ziel der Positiven Psychologie ist den Pfad der Erforschung defizitärer Aspekte des Lebens zu verlassen und sich den Dingen, welche Wohlbefinden und Lebensqualität steigern hinzuwenden. Die wissenschaftlich fundierte Erforschung konzentriert sich dabei auf empirische Erlebens- und Verhaltensbeobachtung. Dabei stehen positive Emotionen, positiver Charakter und positive Strukturen im Blickpunkt. Weitere Themen der Forschung sind Zustand von Freude oder Flow , Werte, Stärken, Tugenden und Talente. Dabei will die Positive Psychologie nicht den traditionellen Zweig der Psychologie ersetzen oder ignorieren, sondern vielmehr ergänzen.
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Das Ziel der Positiven Psychologie ist die Beschränkung auf die Erforschung defizitärer Aspekte des Lebens aufzuheben, um die Dinge, welche Wohlbefinden und Lebensqualität steigern hinzu zu nehmen. Die Erforschung konzentriert sich dabei auf die Beobachtung des subjektiven Erlebens und dem Verhalten des Menschen. Erforscht werden positive Emotionen, Charakter und Strukturen sind. Weitere Themen der Forschung sind:
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* '''Zustand von Freude'''
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* '''Flow'''
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* '''Werte'''
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* '''Stärken'''
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* '''Tugenden'''
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* '''Talente'''
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Dabei will die Positive Psychologie nicht den klassischen Bereich der Psychologie ersetzen oder ignorieren, sondern um weitere Themen ergänzen.
  
 
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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* Haas, Oliver: ''Corporate Happiness: glückliche Menschen leisten gerne mehr''. Erich Schmidt Verlag, 2010, ISBN 978-3-503-12657-6.
 
* Haas, Oliver: ''Corporate Happiness: glückliche Menschen leisten gerne mehr''. Erich Schmidt Verlag, 2010, ISBN 978-3-503-12657-6.
 
* Nansook Park, Christopher Petersen, Martin P. Seligman: ''Strengths of Character and Well-Being.'' In: ''Journal of Social and Clinical Psychology.'' Volume 23, Nr. 5, 2004.
 
* Nansook Park, Christopher Petersen, Martin P. Seligman: ''Strengths of Character and Well-Being.'' In: ''Journal of Social and Clinical Psychology.'' Volume 23, Nr. 5, 2004.
* ''Oxford Handbook of Methods in Positive Psychology.'' Herausgegeben von Anthony D. Ong und Manfred H. M. van Dulmen. [[Oxford University Press]], Oxford 2007, ISBN 978-0-19-517218-8.
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* ''Oxford Handbook of Methods in Positive Psychology.'' Herausgegeben von Anthony D. Ong und Manfred H. M. van Dulmen. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-517218-8.
 
* Peter Alex Linley u. a.: ''Character Strengths in the United Kingdom: The VIA Inventory of Strengths.'' In: ''Personality and Individual Differences.'' Volume 43, 2007.
 
* Peter Alex Linley u. a.: ''Character Strengths in the United Kingdom: The VIA Inventory of Strengths.'' In: ''Personality and Individual Differences.'' Volume 43, 2007.
 
* Peter Ruit, Fred Korthagen: ''Bewustwording en ontwikkeling van kernkwaliteiten bij leerlingen.'' In: ''Tijdschrift voor orthopedagogiek.'' 51, 2012. (deutsche Übersetzung des Artikels hier:  http://www.kernquadrat.de/das-kernquadrat-in-grundschulen)
 
* Peter Ruit, Fred Korthagen: ''Bewustwording en ontwikkeling van kernkwaliteiten bij leerlingen.'' In: ''Tijdschrift voor orthopedagogiek.'' 51, 2012. (deutsche Übersetzung des Artikels hier:  http://www.kernquadrat.de/das-kernquadrat-in-grundschulen)
 
* Peterson, Christopher; Seligman, Martin E. P.: ''Character strengths and virtues: A handbook and classification''. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-516701-5.
 
* Peterson, Christopher; Seligman, Martin E. P.: ''Character strengths and virtues: A handbook and classification''. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-516701-5.
* [[Max Ringlstetter|Ringlstetter, Max]]; [[Stephan Kaiser|Kaiser, Stephan]]; Müller-Seitz, Gordon: ''Positives Management: Zentrale Konzepte und Ideen des Positive Organizational Scholarship''. Gabler, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8350-0276-0.
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* Max Ringlstetter; Stephan Kaiser; Müller-Seitz, Gordon: ''Positives Management: Zentrale Konzepte und Ideen des Positive Organizational Scholarship''. Gabler, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8350-0276-0.
* Rohmann, Elke; Herner, Michael Jürgen; Fetchenhauer, Detlef: ''Sozialpsychologische Beiträge zur Positiven Psychologie – Eine Festschrift für [[Hans-Werner Bierhoff]]''. Pabst Science Publishers, Lengrich/Berlin 2008, ISBN 978-3-89967-482-8.  
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* Rohmann, Elke; Herner, Michael Jürgen; Fetchenhauer, Detlef: ''Sozialpsychologische Beiträge zur Positiven Psychologie – Eine Festschrift für Hans-Werner Bierhoff''. Pabst Science Publishers, Lengrich/Berlin 2008, ISBN 978-3-89967-482-8.  
 
* Seligman, Martin E. P.: ''Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben''. Lübbe 2005, ISBN 978-3-404-60548-4.
 
* Seligman, Martin E. P.: ''Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben''. Lübbe 2005, ISBN 978-3-404-60548-4.
 
* Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.): ''Religiosität und Spiritualität'', Kapitel ''Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben'', S. 67-85, BeltzPVU, Weinheim 2004, ISBN 978-3-621-27555-2.
 
* Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.): ''Religiosität und Spiritualität'', Kapitel ''Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben'', S. 67-85, BeltzPVU, Weinheim 2004, ISBN 978-3-621-27555-2.

Aktuelle Version vom 21. April 2018, 16:59 Uhr

Positive Psychologie ist der Bereich der Psychologie, in dem es nicht nur um die Behandlung von psychischen Erkrankungen geht, sondern zusätzlich auch darum, das Erreichen eines zufriedenen Lebens zu erleichtern.

Überblick

Die Positive Psychologie wurde als Forschnungsprogramm durch Martin Seligman begründet. Er war Leiter der Abteilung für klinische Psychologie bei der American Psychological Association, dem nordamerikanischen Fachverband für Psychologie (A.P.A.). Im Jahr 1996 wurde Seligman mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Traditionell wählt der Präsident ein Thema für sein Präsidentenjahr. Am 1. Januar 1998, dem ersten Tag seiner Amtszeit, lud Seligman zwei Kollegen nach Akumal (Mexiko) ein, um ihnen sein Thema vorzustellen: Die Psychologie sollte nicht mehr darauf beschränkt sein, Menschen von Leiden zu befreien, sie gleichsam „von minus 5 auf null“ zu bringen, sondern erstmals auch gesunde Menschen sinnvoll glücklich zu machen, also „von null auf +5“ zu heben. Eingeladen waren Ray Fowler, Geschäftsführer der A.P.A., und Mihaly Csikszentmihalyi, der unter dem Kunstnamen „Flow“ psychologische Glücksforschung zu einer Zeit betrieben hatte, als sie in den Kreisen der Psychologen der USA noch verpönt war.

Martin Seligman und Mihaly Csikszentmihalyi sehen die positive Psychologie als wissenschaftliche Erforschung der positiven Funktionsweise und das Aufblühen des Menschen auf mehreren Ebenen an. Elemente dafür sind die biologische, persönliche, relationale, institutionellen, kulturellen und globalen als Dimensionen des Lebens. Die meisten Psychologen fokusieren sich auf die grundlegenden menschlichen Emotionen. Es wird angenommen, dass es zwischen sieben und neun Grund-Emotionen gibt. Die Anzahl der positiven Grund-Emotionen ist kleiner als die Gesamtzahl der Grund-Emotionen. Die Grund-Emotionen können weiterhin auf vielfältige Weise kombiniert werden, woraus sich differenzierteres emotionales Erleben beschreiben läßt. Die Bestrebung negative Emotionen ganz aus unserem Leben zu beseitigen hätte die unerwünschte Konsequenz, die Vielfalt und Feinstufigkeit unserer tiefen emotionalen Erfahrungen zu beschränken.

Die Steigerung positiver Emotionen wird nicht automatisch zu weniger negativen Emotionen führen. Ebenso wird die Verringerung von negativen Emotionen nicht zwangsläufig zu mehr positiven Emotionen führen.

Entstehung und neue Entwicklungen

Die klassische Psychologie beschäftigte sich von Beginn an mit psychischen Störungen. In Studien sollte herausgefunden werden, was genau zu der Störung geführt hat. In der Therapie sollten Konflikte, Mängel und Störungen beseitigt werden. Kritiker der klassischen Psychologie monierten, daß durch Beobachtung von Krankheiten nichts darüber zu erfahren sei was zu einem gesunden und glücklichen Leben führt und verglichen Forschungen dieser Art mit einem Fahrzeugingeneur, der durch Untersuchen von kaputten Autos auf dem Schrottplatz lernen sollte, wie man funktionierende Autos baut. Die positive Psychologie sollte sich hingegen nicht mit den Mängeln sondern mit positiven Gegenständen beschäftigen. Diese sind:

  • Glück
  • Optimismus
  • Vertrauen
  • Solidarität
  • Geborgenheit
  • Verzeihen


Die Positive Psychologie mit ihrer ressourcenorientierten Sichtweise beinhaltet auch Ansätze der humanistischen Psychologie, sucht aber gleichzeitig eine empirisch-wissenschaftliche Fundierung.

Erkenntnisse der postivien Psychologie werden auch im Unternehmensumfeld genutzt und dafür das Positive-Leadership-Konzept entwickelt. Das GALLUP Institut hat das Clifton StrengthsFinder Instrument entwickelt, auf welchem Teamentwicklungsmodelle für die Anwendung der Positiven Psychologie basieren.

Im Englisch-sprachigem Raum nehmen Charakterstärken bzw. Kernqualitäten eine bedeutende Rolle in der Forschung zur Positiven Psychologie ein. Ziel ist es nicht zu versuchen Schwächen und Mängel auszumerzen, sondern die eigenen Stärken heraus zu finden, sich auf diese zu konzentrieren und sein Leben so zu gestalten, daß diese Stärken zum Tragen kommen und so effektiv wie möglich ausgespielt werden können.

Durch Studien fand Seligman die aus seiner Sicht wichtigen Elemente heraus, welche Menschen zu einem glücklichen Leben verhelfen. Wobei er im weiteren Verlauf seiner Forschung den Fokus weniger auf das Erreichen von Glücksgefühlen sondern mehr auf das menschliche Wohlbefinden setzte. Seiner Erkenntnis nach sind es die fünf Elemente Positive Gefühle, Engagement, Positive Beziehungen, Sinn und Zielerreichung welche einen großen Einfluß auf das Wohlbefinden von Menschen haben. Diese Elemente werden durch das Akronym PERMA beschrieben. Es steht für

  • Positive Emotions
  • Engagement
  • Relations
  • Meaning
  • Achievment

Ziel

Das Ziel der Positiven Psychologie ist die Beschränkung auf die Erforschung defizitärer Aspekte des Lebens aufzuheben, um die Dinge, welche Wohlbefinden und Lebensqualität steigern hinzu zu nehmen. Die Erforschung konzentriert sich dabei auf die Beobachtung des subjektiven Erlebens und dem Verhalten des Menschen. Erforscht werden positive Emotionen, Charakter und Strukturen sind. Weitere Themen der Forschung sind:

  • Zustand von Freude
  • Flow
  • Werte
  • Stärken
  • Tugenden
  • Talente


Dabei will die Positive Psychologie nicht den klassischen Bereich der Psychologie ersetzen oder ignorieren, sondern um weitere Themen ergänzen.

Siehe auch

Literatur

  • Creusen, Utho; Eschemann, Nina-Ric: Zum Glück gibt's Erfolg - Wie Positive Leadership zu Höchstleistung führt. Orell Füssli, Zürich 2008, ISBN 978-3-280-05298-3.
  • Creusen, Utho; Eschemann, Nina-Ric, Kellner, Raffael: Positive Psychologie in der Führung. Windmühle, Hamburg 2011, ISBN 978-3-937444-90-1.
  • Eichhorn, C.: Gut erholen – besser leben. Das Praxisbuch für Ihren Alltag. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94413-3.
  • Haas, Oliver: Corporate Happiness: glückliche Menschen leisten gerne mehr. Erich Schmidt Verlag, 2010, ISBN 978-3-503-12657-6.
  • Nansook Park, Christopher Petersen, Martin P. Seligman: Strengths of Character and Well-Being. In: Journal of Social and Clinical Psychology. Volume 23, Nr. 5, 2004.
  • Oxford Handbook of Methods in Positive Psychology. Herausgegeben von Anthony D. Ong und Manfred H. M. van Dulmen. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-517218-8.
  • Peter Alex Linley u. a.: Character Strengths in the United Kingdom: The VIA Inventory of Strengths. In: Personality and Individual Differences. Volume 43, 2007.
  • Peter Ruit, Fred Korthagen: Bewustwording en ontwikkeling van kernkwaliteiten bij leerlingen. In: Tijdschrift voor orthopedagogiek. 51, 2012. (deutsche Übersetzung des Artikels hier: http://www.kernquadrat.de/das-kernquadrat-in-grundschulen)
  • Peterson, Christopher; Seligman, Martin E. P.: Character strengths and virtues: A handbook and classification. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-516701-5.
  • Max Ringlstetter; Stephan Kaiser; Müller-Seitz, Gordon: Positives Management: Zentrale Konzepte und Ideen des Positive Organizational Scholarship. Gabler, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8350-0276-0.
  • Rohmann, Elke; Herner, Michael Jürgen; Fetchenhauer, Detlef: Sozialpsychologische Beiträge zur Positiven Psychologie – Eine Festschrift für Hans-Werner Bierhoff. Pabst Science Publishers, Lengrich/Berlin 2008, ISBN 978-3-89967-482-8.
  • Seligman, Martin E. P.: Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Lübbe 2005, ISBN 978-3-404-60548-4.
  • Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.): Religiosität und Spiritualität, Kapitel Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben, S. 67-85, BeltzPVU, Weinheim 2004, ISBN 978-3-621-27555-2.
  • Martin Seligman: Flourish - Wie Menschen aufblühen. Kösel-Verlag, München 2012, ISBN 978-3-466-30934-4.

Weblinks