Satir-Kategorien

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[Satir-Positionen]

Die vier Satir-Kategorien wurden von Virginia Satir für ihre Arbeit, besonders für die Familienskulptur entwickelt. Es handelt sich um vier Streßpositionen plus einer fünften, der kongruenten Persönlichkeit:





. Der Beschwichtiger (Placater) Der Ankläger (Blamer) Der Rationalisierer (Computer) Der Ablenker (Distractor)
Sprache Zustimmend, entschuldigend, unterwürfig, will gefallen:

"Ich bin glücklich, dass man mir erlaubt, hier zu sein." "Was du auch immer willst, ist in Ordnung. Ich existiere nur, um dich glücklich zu machen."

Nicht zustimmend, angreifend, fordernd, verletzend:

"Wenn du nicht da wärst, wäre die Welt völlig in Ordnung!" "Du machst nie etwas richtig. Was ist los mit dir?"

Vernünftig, distanziert, unbewegt:

"Bei ruhiger und sachlicher Überlegung kann man feststellen, dass ..." "Wenn man sorgfältig beobachtet, könnte man die abgearbeiteten Hände eines hier Anwesenden bemerken."

Ohne Beziehung, belanglos:

"Da fällt mir nichts ein, oder - halt, warten Sie - gestern begegnete mir ein Schauspieler, der wusste auch nicht ..."

Sprachstruktur Gebrauch von Einschränkungen: wenn, nur, gerade, ja-aber

Verwendung vieler Konjunktive: könnte, würde
Ja-Sager
Gedankenlesen: "Du möchtest bestimmt...?"

Universalquantoren: alle, jeder, nie

Behauptung kausaler Zusammenhänge: wenn - dann, weil
Verwendung negativer Fragen: Warum tun Sie es nicht?
weitere Worte: müssen, dürfen, sollen

Passivform / Tilgung von Bezugsindices: es, man, Leute

Nominalisierungen: Freiheit, Leben,..
lange Bandwurmsätze
weitere Worte: logisch, sachlich, vernünftig

Fehlende Bezüge und Anknüpfungen. Kein Dialog.
Stimme Weinerlich, winselnd, leise, piepsig Laut, schrill, hart, angespannt Monoton, trocken, leblos Schnell, Singsang
Körperhaltung Kniend und Kopf stark nach oben gerichtet oder gebeugt, die Hand bittend nach vorne gerichtet. "Ich bin hilflos." Angespannt, flacher, gepresster Atem, nach vorne zeigend, anklagend. "Ich bin der Chef hier." Unbewegt, steif, gespannt, reaktionsarm. "Ich bin ruhig, kühl und gesammelt." In ständiger Bewegung, unkoordiniert wirkende Bewegungen.
Denken und Fühlen "Ich bin ein Nichts. Ohne dich bin ich tot und wertlos." "Ich bin einsam und erfolglos." "Wenn ich andere dazu bringe, mir zu gehorchen, bin ich wichtig." "Ich fühle mich leicht ausgeliefert." "Niemand macht sich etwas aus mir. Ich gehöre nirgendwo hin."
Mißachtet Selbst Andere Selbst & Andere Selbst & Andere & Kontext
Ressource Einfühlung Durchsetzung Denken Spontanität
Sonstiges Trift keine eigenen Entscheidungen! Ist gefällig, aus Selbstverleugnung - macht Anderen eine Freude, um den eigenen Wert zu steigern.
"Andere haben recht."
Sorgt für Aufruhr, versucht ständig, seine Sichtweise zu beweisen, hört nicht auf andere, unterbricht, ist misstrauisch. Sucht nach Fehlern und stellt seine Gewichtigkeit heraus (anstatt zu einer Lösung beizutragen).
"Ich habe recht."
Gefühle werden nicht gezeigt, emotionale Bedürfnisse werden verleugnet, Körperkontakt wird vermieden. Hält gern Reden verweist und auf andere Quellen.
"Es ist richtig."
Wechselt häufig die Themen, schließt nichts ab, vermeidet alles Konkrete. Bezieht sich auf Worte und nicht auf Aussagen.


plus: die KONGRUENTE PERSÖNLICHKEIT

Der Beschwichtiger (Placater)

Ein Mensch, der zum Beschwichtigen tendiert, missachtet seine eigenen Gefühle über seinen Wert, überantwortet seine Macht jemand anderem und sagt zu allem ja, er berücksichtigt andere und den Kontext, seine eigenen wahren Gefühle jedoch missachtet er.

Beschwichtigen spielt vor, gefällig zu sein, was in den meisten Kulturen und Familien sehr geschätzt wird. Doch unterscheidet sich das Beschwichtigen vom kongruenten Bemühen, jemandem eine Freude zu machen. Menschen beschwichtigen auf Kosten ihres eigenen Wertes, sie missachten ihr Selbstwertgefühl und übermitteln dem anderen die Botschaft, dass sie selber nicht wichtig sind.

Der Beschwichtigter spricht in einer einschmeichelnden Art und Weise; er versucht zu gefallen; er entschuldigt sich und stimmt nie gegen etwas, egal was kommt. Er ist ein Ja-Sager.

Er spricht, als könnte er nichts für sich selbst tun. Er muss jemanden finden, der ihn anerkennt, ihm seinen Wert zuweist.

Um echt beschwichtigend zu wirken, hilft es sehr, sich der Vorstellung, man sei nichts wert, hinzugeben. Du kannst dich glücklich fühlen, dass man dir überhaupt erlaubt, zu essen. Du schuldest jedem Dank, und du bist wirklich für alles, was schief läuft, verantwortlich. Du weißt, dass du den Regen hättest verhindern können, wenn du nur deinen Kopf gebraucht hättest, aber du hast gar keinen. Natürlich wirst du jeder Kritik über dich zustimmen. Du bist selbstverständlich dankbar für die Tatsache, dass jemand überhaupt mit dir spricht, egal was oder wie er selbst es sagt. Du würdest nicht auf die Idee kommen, etwas für dich selbst zu fordern. Denn schließlich, wer bist du, dass du Forderungen stellen könntest?

Außerdem, wenn du nur gut genug wärst, würde es schon von selbst kommen. Sei die klebrigste, leidendste, Füße küssende Person, die du nur sein kannst. Stell dir deinen Körper mit einem Bein kniend vor, ein bisschen wackelnd, eine Hand bittend ausgestreckt, und pass auf, dass dein Kopf stark nach oben gerichtet ist. Wenn du in dieser Position sprichst, wird deine Stimme winselnd und piepsend sein, denn du hältst deinen Körper so geduckt, dass du nicht genug Luft für eine reiche, volle Stimme hast. Sage zu allem "ja", egal was du fühlst oder denkst. Dies ist die Körperhaltung der beschwichtigenden Figur.


Der Ankläger (Blamer)

Anklagen ist das genaue Gegenteil des Beschwichtigens. Die anklagende Haltung ist eine inkongruente Widerspiegelung der gesellschaftlichen Regel, dass wir für uns selbst eintreten und keinerlei Entschuldigungen, Unannehmlichkeiten oder Beschimpfungen von wem auch immer akzeptieren sollten - kurz, dass wir nicht "schwach" sein dürfen.

Der Ankläger "schützt" sich selber, indem er andere Menschen oder die Umstände angreift und sie anklagt. Für den Ankläger, zählen die anderen nicht, sondern nur er selbst und der Kontext.

Der Anklagende ist ein "Fehler-Sucher", ein Diktator, ein Boss. Er handelt überheblich, und er scheint zu sagen: "Wenn du nicht da wärst, wäre alles in Ordnung." Innerlich fühlen sich die Muskeln und Organe angespannt an. Der Blutdruck steigt an. Die Stimme ist hart, fest, oft schrill und laut. Überzeugendes "Anklagen" verlangt von dir, so laut und tyrannisch zu sein, wie du es nur kannst. Mache alles und jeden fertig. In der Haltung des Anklagenden, werden wir als feindselig, tyrannisch, nörglerisch oder gewalttätig wahrgenommen.

Um anklagend zu wirken, ist es hilfreich, sich vorzustellen, dass man einen beschuldigend ausgestreckten Finger hat, und mit den Sätzen zu beginnen: "Du tust das nie", oder "Du machst das immer", oder "warum tust du immer", "Warum tust du nie" und so weiter. Kümmere dich nicht um die Antworten. Das ist unwichtig. Der Ankläger ist vielmehr darum bemüht, seine Gewichtigkeit herauszustellen, als wirklich etwas herauszufinden.

Wenn du so beschuldigst, atme in kleinen, engen Zügen, lasse deine Augen hervorquellen, Halsmuskeln und Nasenflügel hervorstehen, werde rot und spreche mit lauter gepresster Stimme. Stelle dich hin, mit einer Hand an der Hüfte, den anderen Arm vorgestreckt mit geradem Zeigefinger. Dein Gesicht ist verzerrt, deine Lippen gekräuselt, deine Nasenflügel vibrieren, wenn du Schimpfworte ausrufst und alles unter der Sonne kritisierst. Du glaubst ebenfalls in Wahrheit nicht, dass du etwas wert bist. Wenn du jemanden findest, der dir gehorcht, dann hast du deshalb das Gefühl, wenigstens etwas zu bedeuten.


Der Rationalisierer (Computer)

Das Kommunikationsmuster des Rationalisierers lässt sowohl das Selbst, wie auch die andere Person unberücksichtigt. Übertrieben rational zu sein bedeutet, dass man sich beim Handeln nur nach dem Kontext richtet, meist auf der Ebene der Information und der Logik. Der Rationalisierer ist sehr korrekt und sehr vernünftig, ohne den Anschein eines Gefühls zu zeigen. Er ist ruhig, kühl und gesammelt. Er könnte mit einem Computer oder einem Nachschlagewerk verglichen werden.

Um die übermäßig rationale Haltung einzunehmen, hilft es, steif aufgerichtet und unbeweglich dazustehen, wobei sich beide Arme an den Körperseiten befinden oder symmetrisch vor dem Körper verschränkt sind. Der Körper fühlt sich trocken an, kühl und beziehungslos. Die Füße stehen dicht nebeneinander. Ohne eine Miene zu verziehen, wirkt das Gesicht völlig ausdruckslos. Die Stimme ist trocken und monoton; die Wörter klingen leicht abstrakt. Wenn jemand mit uns spricht, dozieren wir lang und breit, scheinbar weise und würdevoll. Wenn du rationalisierend sein willst, gebrauche die längsten Wörter und Sätze, die möglich sind, selbst wenn du über ihre Bedeutung nicht sicher bist. So wirst du dich wenigstens intelligent anhören. Nach einem Absatz wird ohnehin niemand mehr zuhören.

Das augenfällige Merkmal dieser Haltung ist eine geradezu unmenschliche Objektivität. Wir gestehen weder uns selbst noch anderen zu, sich auf Gefühle zu konzentrieren. Dies spiegelt die Gesellschaftliche Konvention, Reife bedeutet, sich nicht zu bewegen, nicht zu schauen, nichts zu berühren und keine Gefühle zu empfinden.

Stelle dir vor, deine Wirbelsäule wäre ein langer, schwerer Stab, der von deinem Hinterteil bis zum Genick reicht, und du hättest einen 30 cm weiten Eisenkragen um deinen Hals. Halte alles an dir so bewegungslos wie nur möglich, auch deinen Mund und deine Hände. Wenn du so rationalisierst, wird deine Stimme allmählich absterben, denn du hast vom Schädel an abwärts kein Gefühl. Dein Hirn strengt sich dauernd an, dass sich nichts an dir bewegt, und du bist damit beschäftigt, die richtigen Wörter zu wählen. Schließlich darfst du niemals einen Fehler machen.

Das Traurige an dieser Rolle ist, dass sie ein Ideal für viele Menschen darzustellen scheint. "Sprich die richtigen Worte: zeige kein Gefühl, reagiere nicht."


Der Ablenker (Distractor)

Die vierte Überlebenshaltung ist die irrelevante Reaktion, die oft mit Amüsantsein oder den Clown-Spielen verwechselt wird. Das irrelevante Muster ist das Gegenstück zum übermäßig-rationalen. Wenn Menschen sich irrelevant verhalten, sind sie ständig in Bewegung. Es handelt sich um einen Versuch, die Aufmerksamkeit der anderen von den zur Diskussion stehenden Themen abzulenken. Der irrelevant Reagierende produziert ständig neue Ideen und möchte Myriaden von Dingen gleichzeitig tun.

Selbst, Andere und Kontext der Interaktion spielen für den Ablenker keine Rolle, wenn sie sich in der Haltung der Irrelevanz befinden. Die Öffentlichkeit bezeichnet Menschen, die sich irrelevant verhalten, oft als spontan und fröhlich. Oft entwickelt sich im Leben aus dem irrelevantem Verhalten eine allgemeine Sprunghaftigkeit, und sie wirken ziellos. Solange es ihnen gelingt, die Aufmerksamkeit von Themen abzulenken, die für sie auch nur im geringsten Maße mit Stress verbunden sind, glauben sie, dass es ihnen gelingen wird zu überleben. Sie sind nicht in der Lage, sich auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren.

Was auch immer der Ablenkende sagt oder tut, es hat keine Beziehung zu dem, was irgendein anderer sagt oder tut. Er antwortet nie direkt auf eine Frage. Innerlich fühlt er sich schwindelig oder verschwommen. Die Stimme kann ein Singsang sein und passt oft nicht zu den Wörtern; sie kann sich ohne Ursache auf und ab bewegen, weil sie auf nichts gerichtet ist.

Wenn du diese ablenkende Rolle spielst, wird es dir helfen, dir vorzustellen, du habest einen schiefsitzenden Kopf, der sich dauernd dreht, so dass du nicht weißt, wohin du gehst, und nicht bemerkst, wenn du einmal ankommst. Du bist zu sehr damit beschäftigt, Mund, Augen, Arme und Beine zu bewegen. Achte darauf, dass du nie gezielte Worte gebrauchst. Ignoriere jedermanns Fragen, reagiere eventuell mit einer eigenen Frage zu einem ganz anderen Thema. Zieh eine imaginäre Faser aus jemandes Kleidung, binde Schnürsenkel auf uns so weiter.

Stell Dir Deinen Körper vor, als weise er gleichzeitig in verschiedene Richtungen. Mach übertriebene X-Beine durch Zusammenstellen der Knie. Das wird dein Gesäß nach hinten drücken und helfen, deinen Rücken zu krümmen sowie Deine Arme und Beine in verschiedene Richtungen zu bringen. Zuerst scheint einen diese Rolle zu erleichtern, aber nach ein paar Minuten Spiel werden die fürchterlichen Einsamkeits- und Zwecklosigkeitsgefühle deutlich. Wenn du dich schnell genug bewegst, wirst Du es nicht so sehr merken.



Nehme die vier körperlichen Haltungen zur eigenen Übung ein. Verharre 60 Sekunden so und beachte, was mit Dir geschieht.



Anmerkungen

Wichtig: Die Abgrenzung der 3. Position gegenüber dem dritten Leary-Schaltkreis.


Literatur

Siehe auch: Bandler/Grinder/Satir; Mit Familien reden; pfeiffer, Seiten 52 bis 65