Steve de Shazer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Max Erwin''' (* 1. April 1000
 
in Kleinhausen; † 24. Dezember 1100 in
 
Großhansdorf) ist der Begründer der xxx-Therapie.
 
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== Leben & Leistung ==
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Steve de Shazer(* 25. Juni 1940 in Milwaukee; † 11. September 2005 in Wien) war ein amerikanischer Psychotherapeut und Autor.
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Steve de Shazer hatte eine Ausbildung in Klassischer Musik und spielte professionell Jazz als Saxophonist. An der Universität Wisconsin-Milwaukee erwarb er den Bachelor der Bildenden Kunst sowie den Master in Sozialarbeit.
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Gemeinsam mit seiner Ehefrau Insoo Kim Berg entwickelte Steve de Shazer eine Lösungsorientierte Kurztherapie innerhalb der Systemischen Therapie auf der Grundlage der Arbeiten von Milton Erickson, Ludwig Wittgenstein und Jacques Derrida.[1] 1978 gründete das Ehepaar in Milwaukee das Brief Family Therapy Center (BFTC), das 2007 geschlossen wurde.
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In John Weakland, mit dem de Shazer befreundet war, sah er seinen Mentor.
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Steve de Shazer wurde am 25. Juni 1940 in Milwaukee als Sohn eines Elektroingenieurs und einer Opernsängerin geboren. Er war ein begeisterter Baseballfan und ein Gourmetkoch und machte täglich lange Spaziergänge, meistens früh am Morgen, und stets, bevor er sich nachts zurückzog. Seine Freizeitbeschäftigungen umfaßten die Lektüre philosophischer Abhandlungen in den deutschen und französischen Originalfassungen, und er hörte gerne Duke Ellington, Thelonious Monk und andere Jazzgrößen. Mit besonderer Genauigkeit befasste er sich mit ungewöhnlichen Kochbüchern - er las jeden Monat "The Cooks Illustrated" von vorne bis hinten.
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Er war ein klassisch ausgebildeter Musiker, spielte auf professionellem Niveau und verdiente sich als junger Mann seinen Lebensunterhalt als Jazz-Saxophonist. Als begabter bildender Künstler erhielt er einen Bachelortitel im Bereich der Schönen Künste, und er war Master of Science im Bereich Social Work an der Universität von Wisconsin in Milwaukee.
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Er studierte auch am Mental Research Institut in Palo Alto, Kalifornien, wo der verstorbene John Weakland, selbst ein Pionier der interaktiven Auffassung von der Psychotherapie, sein Mentor war. Beide verband eine lebenslange Freundschaft.
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<!-- Welche Bedeutung hat der Mensch fürs NLP? Hat er bedeutende Formate/Techniken beigetragen? Haben wichtige NLPler bei ihm gelernt?-->
 
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Steve de Shazer gründete gemeinsam mit seiner Frau Insoo Kim Berg das Brief Family Therapy Center in Milwaukee. Er war ein für seine minimalistische Philosophie und seine Sicht des Veränderungsprozesses als ein unvermeidlicher und dynamischer Teil des Alltagslebens bekanntes kreatives Genie. Den traditionellen psychotherapeutischen Prozess kehrte er um, indem er die Klienten bat, eine Lösung des Problems, das sie in die Therapie geführt hatte, detailliert zu beschreiben. Dadurch verschob er den Fokus von den Problemen (dem, was schiefgeht) zu den Lösungen (dem, was besser wäre).
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== Lösungsfokussierung ==
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Lösungsfokussierung bedeutet, die "positiven Unterschiede" zu erkennen und zu verstärken. Also das, was jetzt bereits besser funktioniert und passt und von dem gewünscht wird, es möge in Zukunft in noch stärkerem Maße so sein.
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Lösungsfokussierung geht davon aus, dass:
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1. positive Veränderungen in komplexen Situationen auf Basis kleiner Schritte geschehen;
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2. für diese Schritte nur wenige Informationen über das, was bisher schon etwas besser  funktionierte, genügen;
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3. bei Analysen nicht die Frage "wie ist es - wie kam es dazu?", sondern die Frage "was macht  den Unterschied zwischen besser/schlechter aus?" ins Zentrum rückt;
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4. anstelle des "theoretisch umfassend Verstehenwollens" das konkrete Handeln in kleinen    Schritten tritt;
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5. von allen Beteiligten angenommen wird, dass sie interessiert an positiven Veränderungen sind.
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== Die drei Grundprinzipien der Lösungsfokussierung ==
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1. "Repariere nicht, was nicht kaputt ist!"
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2. "Finde heraus, was gut funktioniert und passt - und tu mehr davon!"
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3. "Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt - dann höre damit auf und versuche etwas anderes!"
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== Die sechs Merksätze zur lösungsfokussierten "Einfachheit" ("Simplicity") ==
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1. Lösungen statt Probleme: "Nicht das Problemverständnis vertiefen, sondern erkunden, wie es ist, wenn es besser ist".
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2. Interaktion statt isolierter Individualität: "Unser Verhalten entwickelt sich in der Interaktion mit anderen. In der Lösungsfokussierten Arbeit wird nicht über Meinungen, Glaubenssätze oder Werte diskutiert, sondern über beobachtbares Handeln".
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3. Beachte und nutze das, was da ist - nicht das Fehlende: "Nicht die Lücke zwischen 'Ist' und 'Soll' ermitteln, sondern das, was - wenn auch nur selten - heute bereits etwas besser ist".
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4. Die Chancen im Gestern, Heute und Morgen sehen: "Chancen in der Zukunft und im Heute zu überlegen, ist ein vertrauter Gedanke. Eher unüblich ist es, auch im 'Gestern' bewusst das zu erkunden, was sich früher bereits als Chance zeigte - um auch das zu nutzen".
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5. Einfache Sprache: "Statt langer, komplizierter, abstrakter und beeindruckend klingender Worte einfache Alltagsworte benutzen".
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6.Jede Situation als speziell sehen - keine schlecht passende allgemeine Theorie darüber stülpen: "Offen und neugierig sich jedes Mal von neuem positiv überraschen lassen".
  
 
== Literatur ==
 
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Veröffentlichungen
  
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Patterns of Brief Family Therapy. An Ecosystemic Approach. The Guilford Press,
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New York 1982 ISBN 0898620384
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Deutsche Ausgabe: Muster familientherapeutischer Kurzzeit-Therapie.
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Aus dem Amerikanischen von Theo Kierdorf. Junfermann, Paderborn 1997,
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2. Auflage ISBN 978-3-87387-059-8
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The death of resistance. In: Family Process, Volume 23, 1984, S. 1-17.
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Keys to Solution in Brief Therapy. Norton, New York 1985 ISBN 0393700046
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Clues. Investigating Solutions in Brief Therapy. Norton, New York 1988 ISBN 0393700542
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Deutsche Ausgabe: Der Dreh. Überraschende Wendungen und Lösungen in der Kurzzeittherapie. 10. Aufl., Auer, Heidelberg 2008 ISBN 978-3896705495
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Putting Difference to Work. Norton, New York 1991 ISBN 0393701107
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Words Were Originally Magic. Norton, New York 1994 ISBN 0393701700
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Deutsche Ausgabe: Worte waren ursprünglich Zauber. Von der Problemsprache zur Lösungssprache. Aus dem Amerikanischen von Andreas Schindler. Auer, Heidelberg 2009 ISBN 978-3-89670-689-8
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More than Miracles. The State of the Art of Solution-Focused Brief Therapy. Gemeinsam mit Yvonne Dolan. Haworth, New York 2007 ISBN 978-0789033970
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Deutsche Ausgabe: Mehr als ein Wunder. Lösungsfokussierte Kurztherapie heute. Gemeinsam mit Yvonne Dolan. Aus dem Amerikanischen von Astrid Hildenbrand. Auer, Heidelberg 2008 ISBN 978-3896706287
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Biografie]]
 
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Version vom 12. September 2014, 09:44 Uhr


Steve de Shazer(* 25. Juni 1940 in Milwaukee; † 11. September 2005 in Wien) war ein amerikanischer Psychotherapeut und Autor.

Steve de Shazer hatte eine Ausbildung in Klassischer Musik und spielte professionell Jazz als Saxophonist. An der Universität Wisconsin-Milwaukee erwarb er den Bachelor der Bildenden Kunst sowie den Master in Sozialarbeit.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Insoo Kim Berg entwickelte Steve de Shazer eine Lösungsorientierte Kurztherapie innerhalb der Systemischen Therapie auf der Grundlage der Arbeiten von Milton Erickson, Ludwig Wittgenstein und Jacques Derrida.[1] 1978 gründete das Ehepaar in Milwaukee das Brief Family Therapy Center (BFTC), das 2007 geschlossen wurde.

In John Weakland, mit dem de Shazer befreundet war, sah er seinen Mentor.


Steve de Shazer wurde am 25. Juni 1940 in Milwaukee als Sohn eines Elektroingenieurs und einer Opernsängerin geboren. Er war ein begeisterter Baseballfan und ein Gourmetkoch und machte täglich lange Spaziergänge, meistens früh am Morgen, und stets, bevor er sich nachts zurückzog. Seine Freizeitbeschäftigungen umfaßten die Lektüre philosophischer Abhandlungen in den deutschen und französischen Originalfassungen, und er hörte gerne Duke Ellington, Thelonious Monk und andere Jazzgrößen. Mit besonderer Genauigkeit befasste er sich mit ungewöhnlichen Kochbüchern - er las jeden Monat "The Cooks Illustrated" von vorne bis hinten.

Er war ein klassisch ausgebildeter Musiker, spielte auf professionellem Niveau und verdiente sich als junger Mann seinen Lebensunterhalt als Jazz-Saxophonist. Als begabter bildender Künstler erhielt er einen Bachelortitel im Bereich der Schönen Künste, und er war Master of Science im Bereich Social Work an der Universität von Wisconsin in Milwaukee.

Er studierte auch am Mental Research Institut in Palo Alto, Kalifornien, wo der verstorbene John Weakland, selbst ein Pionier der interaktiven Auffassung von der Psychotherapie, sein Mentor war. Beide verband eine lebenslange Freundschaft.


Bedeutung für das NLP

Steve de Shazer gründete gemeinsam mit seiner Frau Insoo Kim Berg das Brief Family Therapy Center in Milwaukee. Er war ein für seine minimalistische Philosophie und seine Sicht des Veränderungsprozesses als ein unvermeidlicher und dynamischer Teil des Alltagslebens bekanntes kreatives Genie. Den traditionellen psychotherapeutischen Prozess kehrte er um, indem er die Klienten bat, eine Lösung des Problems, das sie in die Therapie geführt hatte, detailliert zu beschreiben. Dadurch verschob er den Fokus von den Problemen (dem, was schiefgeht) zu den Lösungen (dem, was besser wäre).


Lösungsfokussierung

Lösungsfokussierung bedeutet, die "positiven Unterschiede" zu erkennen und zu verstärken. Also das, was jetzt bereits besser funktioniert und passt und von dem gewünscht wird, es möge in Zukunft in noch stärkerem Maße so sein. Lösungsfokussierung geht davon aus, dass:

1. positive Veränderungen in komplexen Situationen auf Basis kleiner Schritte geschehen;

2. für diese Schritte nur wenige Informationen über das, was bisher schon etwas besser funktionierte, genügen;

3. bei Analysen nicht die Frage "wie ist es - wie kam es dazu?", sondern die Frage "was macht den Unterschied zwischen besser/schlechter aus?" ins Zentrum rückt;

4. anstelle des "theoretisch umfassend Verstehenwollens" das konkrete Handeln in kleinen Schritten tritt;

5. von allen Beteiligten angenommen wird, dass sie interessiert an positiven Veränderungen sind.

Die drei Grundprinzipien der Lösungsfokussierung

1. "Repariere nicht, was nicht kaputt ist!"

2. "Finde heraus, was gut funktioniert und passt - und tu mehr davon!"

3. "Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt - dann höre damit auf und versuche etwas anderes!"

Die sechs Merksätze zur lösungsfokussierten "Einfachheit" ("Simplicity")

1. Lösungen statt Probleme: "Nicht das Problemverständnis vertiefen, sondern erkunden, wie es ist, wenn es besser ist".

2. Interaktion statt isolierter Individualität: "Unser Verhalten entwickelt sich in der Interaktion mit anderen. In der Lösungsfokussierten Arbeit wird nicht über Meinungen, Glaubenssätze oder Werte diskutiert, sondern über beobachtbares Handeln".

3. Beachte und nutze das, was da ist - nicht das Fehlende: "Nicht die Lücke zwischen 'Ist' und 'Soll' ermitteln, sondern das, was - wenn auch nur selten - heute bereits etwas besser ist".

4. Die Chancen im Gestern, Heute und Morgen sehen: "Chancen in der Zukunft und im Heute zu überlegen, ist ein vertrauter Gedanke. Eher unüblich ist es, auch im 'Gestern' bewusst das zu erkunden, was sich früher bereits als Chance zeigte - um auch das zu nutzen".

5. Einfache Sprache: "Statt langer, komplizierter, abstrakter und beeindruckend klingender Worte einfache Alltagsworte benutzen".

6.Jede Situation als speziell sehen - keine schlecht passende allgemeine Theorie darüber stülpen: "Offen und neugierig sich jedes Mal von neuem positiv überraschen lassen".

Literatur

Veröffentlichungen

Patterns of Brief Family Therapy. An Ecosystemic Approach. The Guilford Press, New York 1982 ISBN 0898620384 Deutsche Ausgabe: Muster familientherapeutischer Kurzzeit-Therapie. Aus dem Amerikanischen von Theo Kierdorf. Junfermann, Paderborn 1997, 2. Auflage ISBN 978-3-87387-059-8

The death of resistance. In: Family Process, Volume 23, 1984, S. 1-17.

Keys to Solution in Brief Therapy. Norton, New York 1985 ISBN 0393700046

Clues. Investigating Solutions in Brief Therapy. Norton, New York 1988 ISBN 0393700542 Deutsche Ausgabe: Der Dreh. Überraschende Wendungen und Lösungen in der Kurzzeittherapie. 10. Aufl., Auer, Heidelberg 2008 ISBN 978-3896705495

Putting Difference to Work. Norton, New York 1991 ISBN 0393701107

Words Were Originally Magic. Norton, New York 1994 ISBN 0393701700 Deutsche Ausgabe: Worte waren ursprünglich Zauber. Von der Problemsprache zur Lösungssprache. Aus dem Amerikanischen von Andreas Schindler. Auer, Heidelberg 2009 ISBN 978-3-89670-689-8

More than Miracles. The State of the Art of Solution-Focused Brief Therapy. Gemeinsam mit Yvonne Dolan. Haworth, New York 2007 ISBN 978-0789033970 Deutsche Ausgabe: Mehr als ein Wunder. Lösungsfokussierte Kurztherapie heute. Gemeinsam mit Yvonne Dolan. Aus dem Amerikanischen von Astrid Hildenbrand. Auer, Heidelberg 2008 ISBN 978-3896706287

Weblinks