Tetralemma: Unterschied zwischen den Versionen

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Tetralemma  ( Tetra - vier   /   lemma - Vorraussetzung, Annahme )
 
Tetralemma  ( Tetra - vier   /   lemma - Vorraussetzung, Annahme )
  
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Das Tetralemma ist ein sehr starkes allgemeines Schema zur Überwindung jeder Barriere im schematischen Denken. Es handelt sich um eine Synthese von schematischem Denken und Querdenken auf höherer Ebene.
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Das Tetralemma ist eine Form der Argumentation und Interpretation von Sachzusammenhängen. Es passt auch gut dazu dass der Begriff „Information“ von lat. informare stammt, was eine Form geben bedeutet. Die Form des Tetralemmas hilft, wichtige Informationen zu erhalten und in den Prozess der Problemlösung einzubinden.
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; Das Tetralemma ist eine Aufstellungsmethode, die gut dazu geeignet ist, sich auch körperlich in eine Situation nach der Entscheidung zu versetzen, indem eine Visualisierung durchgeführt wird. Sie macht insbesondere dann Sinn, wenn Sie sich nicht zwischen zwei extremen Positionen entscheiden können oder wollen.
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Das Tetralemma hilft bei der Überwindung jeder Barriere und Beschränkung des eigenen Denkens.
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In Problemlösungsprozessen prägt das Denken die daraus abgeleiteten Urteile oder Meinungen.  
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Es handelt sich um eine Synthese von schematischem Denken und Querdenken auf höherer Ebene.
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Das Tetralemma ist eine Form der Argumentation und Interpretation von Sachzusammenhängen.  
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Es passt auch gut dazu dass der Begriff „Information“ von lat. informare stammt, was eine Form geben bedeutet.
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Die Form des Tetralemmas hilft, wichtige Informationen zu erhalten und in den Prozess der Problemlösung einzubinden.
  
  
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Die Tetralemma-Aufstellung enthält ine vorgegebene Folge von Schritten und gibt eine Idee von allem was dazugehört.
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Die Tetralemma-Aufstellung enthält eine vorgegebene Folge von Schritten und gibt eine Idee von allem was dazugehört.
  
  
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Die Positionen bzw. Standpunkte:
 
  
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Die ersten vier Positionen des Tetralemmas welche als Orte dargestellt werden, wurden um die fünfte Position erweitert.
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( Die sogenannte vierfache Negation) Diese fünfte Nicht-Position wird als freies Element dargestellt.
  
1. Etwas ist (so) / bezeichnet als das Eine
 
    beispielsweise eine Lösung die ein Klient als einzig richtige sieht und die für Ihn im Vordergrund steht.
 
  
2. Etwas ist nicht (so) / bezeichnet als das Andere
 
  Das Andere steht im direkten Gegensatz zur „richtigen Lösung“ (siehe 1.) Und damit ist das Dilemma perfekt!
 
  Es ist hilfreich wenn „das Andere“ eine echte Alternative zum „Einen“ ist. Eine einfache Negation des „Einen“ reicht nicht aus,
 
  da sie keine eigene Substanz einbringt.
 
  
3. Etwas ist sowohl (so) als auch nicht (so) / ... als Beides bezeichnet
 
    Die ersten beiden Positionen werden betrachtet um den Bezugs- und Bewertungsrahmen zu erweitern
 
    und ob  man sich überhaup zwischen 1. und 2. entscheiden muss. Die dritte Position bringt ein neues Element ins Spiel
 
    und lässt sich als erste Metaposition zum alten Dilemma definieren. Von dieser außenstehenden Position kann man beide
 
    Positionen gleichzeitig betrachten und Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken.
 
    Damit sieht der Betrachter einen neuen „Frame“, so dass typische Reframings möglich werden.
 
    Dies ist ein wichtiger Schritt zur Vereinbarkeit der Positionen
 
  
4. Etwas ist weder (so) noch nicht (so) / ... als Keines von Beidem bezeichnet
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'''Die Positionen bzw. Standpunkte:'''
    Hier geht es um Kontext und Bedeutung ohne in den Konflikt verwickelt zu sein. Die Sache wird sehr distanziert von außen betrachtet.
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    Es ist also eine dissoziierte Metaposition. „Wir sind nicht mehr verwickelt. Wir betrachten diese Position daher auch als externe Kontexterweiterung.
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    Das gibt dem Ganzen eine neue Dimension und unter Umständen einen neuen Sinn. Mit Robert Dilts` Variante des Meta Mirrors können wir erkennen,
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    wo in der dritten Position noch Interaktions- oder Interpretationsmuster aus dem alten Dilemma übernommen werden und auch diese auflösen.
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    Typische Fragen hierzu sind: Welche Werte, Bedürfnisse und Motive stehen hinter Standpunkt 1, 2 und Beidem?
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    Welche persönlichen Ziele gibt es? Welche Ressourcen? In welchem Kontext fand die Entscheidungsfrage statt?
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'''1. Das Eine'''
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:beispielsweise eine Lösung die ein Klient als einzig richtige sieht und die für Ihn im Vordergrund steht.
  
5. die Nichtposition ( All dies nicht – und selbst das Nicht! - Position genannt )  
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'''2. Das Andere'''
    Diese Position hat philosophischen Aufforderungscharakter und dient dazu vorherige Muster zu durchbrechen.  
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:Dieser Standpunkt steht im direkten Gegensatz zur „richtigen Lösung“ (siehe 1.) Und damit ist das Dilemma perfekt.
    Hier wird alles in Frage gestellt und gleichzeitig unterstützt. An dieser Position angelangt, besteht die Gewissheit  
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:Es ist hilfreich wenn „das Andere“ eine echte Alternative zum „Einen“ ist.
    dass nicht gewiss ist und mit dieser Erkenntnis kann etwas Neues kreiert werden.  
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:Eine einfache Negation des „Einen“ reicht nicht aus, da sie keine eigene Substanz einbringt.
    Die Fünfte Position erreichen wir über die Negation des Tetralemmas. Varga von Kibéd dazu:
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    „Diese Position nennen wir All dies nicht – und selbst das Nicht! Da sie den Aufforderungscharakter hat, Muster immer wieder zu unterbrechen,  
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'''3. Etwas ist sowohl so, als auch nicht so  / ...und wird als Beides bezeichnet'''
    schreiben   wir sie mit „!“, und da sie sich auch selbst in diese paradoxe Aufforderung mit einbezieht,  
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:Die ersten beiden Positionen werden betrachtet um den Bezugs- und Bewertungsrahmen zu erweitern
    lassen wir eine deutliche Sprechpause bei „-“ eintreten…
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:und ob man sich überhaup zwischen 1. und 2. entscheiden muss. Die dritte Position bringt ein neues Element ins Spiel
    Das Wort „dies“…bezieht sich auf die ersten vier Positionen und auf die Einsicht, dass keine dieser Positionen einen alle Aspekte  
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:und lässt sich als erste Metaposition zum alten Dilemma definieren. Von dieser außenstehenden Position kann man beide
    des Problems unfassenden Standpunkt darstellte. Mit "und selbst das nicht" erinnert uns die fünfte Position daran,  
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:Positionen gleichzeitig betrachten und Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken.
    dass auch sie kein endgültiger Standpunkt ist und sich daher selbst aufhebt. ( von den Buddhisten als ein Nichtstandpunkt bezeichnet)"
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:Damit sieht der Betrachter einen neuen „Frame“, so dass typische Reframings möglich werden.
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:Dies ist ein wichtiger Schritt zur Vereinbarkeit der Positionen
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'''4. Etwas ist weder so noch nicht so / ... Und wird als Keines von Beidem bezeichnet'''
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:Hier geht es um Kontext und Bedeutung ohne in den Konflikt verwickelt zu sein. Die Sache wird sehr distanziert von
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:außen betrachtet. Es ist also eine dissoziierte Metaposition. Wir sind nicht mehr verwickelt und
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:betrachten diese Position daher auch als externe Kontexterweiterung.
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:Das gibt dem Ganzen eine neue Dimension und unter Umständen einen neuen Sinn.
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:Mit Robert Dilts` Variante des Meta Mirrors können wir erkennen, wo in der dritten Position noch Interaktions-
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:oder Interpretationsmuster aus dem alten Dilemma übernommen werden und auch diese auflösen.
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:Typische Fragen hierzu sind:
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:Welche Werte, Bedürfnisse und Motive stehen hinter Standpunkt 1, 2 und Beidem?
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:Welche persönlichen Ziele gibt es? Welche Ressourcen gibt es?
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:In welchem Kontext fand die Entscheidungsfrage statt?
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'''5. Die Nichtposition ( All dies nicht – und selbst das Nicht! - Position genannt )'''
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:Diese Position hat philosophischen Aufforderungscharakter und dient dazu vorherige Muster zu durchbrechen.  
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:Hier wird alles in Frage gestellt und gleichzeitig unterstützt. An dieser Position angelangt, besteht die Gewissheit  
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:dass nichts gewiss ist und mit dieser Erkenntnis kann etwas Neues kreiert werden.  
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:Die Fünfte Position erreichen wir über die Negation des Tetralemmas. Varga von Kibéd dazu:
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:„Diese Position nennen wir All dies nicht – und selbst das Nicht! Da sie den Aufforderungscharakter hat,  
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:Muster immer wieder zu unterbrechen, schreiben wir sie mit „!“, und da sie sich auch selbst in diese paradoxe Aufforderung  
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:mit einbezieht, lassen wir eine deutliche Sprechpause bei „-“ eintreten…Das Wort „dies“…bezieht sich auf die ersten  
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:vier Positionen und auf die Einsicht, dass keine dieser Positionen einen alle Aspekte des Problems unfassenden Standpunkt
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:darstellte. Mit "und selbst das nicht" erinnert uns die fünfte Position daran, dass auch sie kein endgültiger  
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:Standpunkt ist und sich daher selbst aufhebt. ( von den Buddhisten als ein Nichtstandpunkt bezeichnet)"
 
    
 
    
    Es istwahrscheinlich dass ab hier alles anders ist und es auch um twas anderes geht. Typische Fragen hierzu:  
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:Es istwahrscheinlich dass ab hier alles anders ist und dass es auch um etwas anderes geht. Typische Fragen hierzu:  
    Gibt es unangesprochene Hindernisse?  
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:Gibt es unangesprochene Hindernisse?  
    Um was geht es wirklich?
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:Um was geht es wirklich?
 
      
 
      
  
  
  
Die ersten vier Positionen des Tetralemmas welche als Orte dargestellt werden, wurden um die fünfte  Position erweitert.
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'''Der Ablauf:'''
( Die sogenannte vierfache Negation) Diese fünfte  Nicht-Position wird als freies Element dargestellt.
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In Problemlösungsprozessen prägt das Denken die daraus abgeleiteten Urteile oder Meinungen. Hier setzt das Tetralemma an und hilft, Beschränkungen  des eigenen Denkens zu überwinden.
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Zuerst  stellt sich der Entscheider auf das erste Feld und spürt wie sich der Standpunkt anfühlt. Welche körperlichen Symptome entwickeln sich?
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Welche Emotionen tauchen auf? Tauchen Geschmäcker, Gerüche oder Bilder auf? Gibt es irgendwelche Aussagen?
  
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Anschließend geht er auf das zweite Feld mit denselben Vorgaben.
  
Untertypen zu Position 3:
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Danach wird die Möglichkeit getestet, ob etwas von Beidem möglich ist (z.B. einer Probe auf Zeit mit genauen Bedingungen oder dem Testen von weiteren Ressourcen) – auch hier wieder mit dem Nachspüren im Körper, wie angenehm oder unangenehm sich die Option anfühlt und ob sich etwas in Ihnen bewegt.
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Danach wird die Option 'Keines von Beidem' getestet. Hier können Fragen auftauchen die wichtig sind, z.B. ob es überhaupt die eigene Entscheidung ist
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oder ob vor dieser Entscheidung eine andere Grundsatzentscheidung gefällt werden sollte. Evtl. müssen in Teamentscheidungen auch Werte oder Bedürfnisse vorher geklärt werden.
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Dann wird die fünfte Option getestet. Gibt es Träume, Visionen, ferne Zukunftsziele oder Utopien? Geht es am Ende um etwas ganz Anderes?
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Aus der fünften Position entsteht das neue Eine und das neue Andere. Typische Fragestellungen dazu lauten:
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• Was will ich eigentlich erreichen?
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• Kann das Eine (Andere) als Symptom für das neue Eine (Andere) gesehen werden?
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• Ist vielleicht der Umgang mit einem bestimmten Hindernis das eigentliche Thema?
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'''Ein Beispiel:'''
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'''Das Eine'''
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:Kann ich es mir leisten, mitten in einer hohen Arbeitsbelastung Urlaub zu nehmen?
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:Ich sollte wohl weiterarbeiten.
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:Ich schaffe es bestimmt nicht, den Kopf frei zu bekommen.
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:Mein Job steht auf dem Spiel.
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:Das Geld (z.B. bei Selbstständigen) kann ich auch gut gebrauchen.
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:Ich kann das meinem Chef oder Kollegen nicht antun.
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'''Das Andere'''
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:Ich sollte Urlaub nehmen, um zu entspannen.
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:Damit könnte ich endlich den angestauten Stress abbauen.
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:Außerdem würde der Urlaub sonst verfallen.
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:Und ich wollte ja schon lange einmal etwas für mich tun.
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:Und meine Familie könnte auch mal wieder etwas von mir haben.
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'''Beides'''
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:Nach dem Urlaub kann ich bestimmt wieder besser arbeiten.
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:Vielleicht kann ich die wichtigsten Arbeiten mitnehmen und mich dann voll darauf konzentrieren?
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:Vielleicht kann ich im Urlaub soziale Kompetenzen schulen, die mir dann wieder im Beruf gut tun?
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:Kann ich, wenn ich nicht in Urlaub gehe, bessere Bedingungen oder einen Bonus beim Chef bekommen?
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'''Keins von Beidem'''
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:Sollte es bisher noch nicht dazu gekommen sein, können hier Werte, Bedürfnisse und Motive abgefragt werden.
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:In diesem Falle:
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:Karriere, Geld und die Achtung vor Hierarchien 'sich auch mal gegen den Chef durchsetzen',
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:Erholung und Familien- / Freinzeit. Der Kontext lautet: Ein strenger Chef, gestresste Kollegen, eine bedürftige Familie,
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:Unsicherheiten und Ängste im Beruf, evtl. ein neuer Job oder der Zwang / Drang, sich die eigene Durchsetzungskraft zu beweisen.
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'''All dies nicht - und selbst das Nicht'''
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:Jede Situation ist neu und muss neu verhandelt werden. Dies entlastet.
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:Diese Entlastung für zu einem neuen Einen. Das neue Thema kann lauten:
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:Sich durchsetzen oder unterordnen?
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:Die eigenen Rechte einklagen.
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:In der Arbeit effektiver sein, um mit gutem Gewissen in Urlaub fahren zu können und nicht angreifbar zu sein.
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'''Untertypen zu Position 3:'''
  
 
Varga v. Kibed beschreibt insgesamt 13 Untertypen von „Beides“...
 
Varga v. Kibed beschreibt insgesamt 13 Untertypen von „Beides“...
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Literatur und DVD's
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'''Literatur und DVD's
  
 
Insa Sparrer / Matthias Varga von Kibéd, Ganz im Gegenteil, Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen – für Querdenker und solche, die es werden wollen,  
 
Insa Sparrer / Matthias Varga von Kibéd, Ganz im Gegenteil, Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen – für Querdenker und solche, die es werden wollen,  
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Matthias Varga von Kibéd , Fritz B. Simon
 
Matthias Varga von Kibéd , Fritz B. Simon
  
Quellen:
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Erweiterte Mitschrift der Ausführungen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd
 
Erweiterte Mitschrift der Ausführungen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd
 
in Seminaren des SySt-Instituts 2001-2010. Enthält auch Texte, die auf www.syst.info, in Büchern und Zeitschriftenaufsätzen der Autoren (siehe Literaturverzeichnis) veröffentlicht wurden. Zusammenstellung und Redaktion: Günter W.
 
in Seminaren des SySt-Instituts 2001-2010. Enthält auch Texte, die auf www.syst.info, in Büchern und Zeitschriftenaufsätzen der Autoren (siehe Literaturverzeichnis) veröffentlicht wurden. Zusammenstellung und Redaktion: Günter W.
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Varga von Kibed: Ganz im Gegenteil

Aktuelle Version vom 25. Juli 2012, 13:19 Uhr

Tetralemma  ( Tetra - vier   /   lemma - Vorraussetzung, Annahme )

Das Tetralemma und die Tetralemma-Aufstellung wurden von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickelt und verfeinert.


Das Tetralemma ist eine Aufstellungsmethode, die gut dazu geeignet ist, sich auch körperlich in eine Situation nach der Entscheidung zu versetzen, indem eine Visualisierung durchgeführt wird. Sie macht insbesondere dann Sinn, wenn Sie sich nicht zwischen zwei extremen Positionen entscheiden können oder wollen.


Das Tetralemma hilft bei der Überwindung jeder Barriere und Beschränkung des eigenen Denkens. In Problemlösungsprozessen prägt das Denken die daraus abgeleiteten Urteile oder Meinungen. Es handelt sich um eine Synthese von schematischem Denken und Querdenken auf höherer Ebene. Das Tetralemma ist eine Form der Argumentation und Interpretation von Sachzusammenhängen. Es passt auch gut dazu dass der Begriff „Information“ von lat. informare stammt, was eine Form geben bedeutet. Die Form des Tetralemmas hilft, wichtige Informationen zu erhalten und in den Prozess der Problemlösung einzubinden.



LÖSUNGEN MIT SYSTEM: METHODEN DER LÖSUNGSFOKUSSIERTEN SYSTEMISCHEN STRUKTURAUFSTELLUNGEN

TETRALEMMA-AUFSTELLUNG (TLA)


Die Tetralemma-Aufstellung enthält eine vorgegebene Folge von Schritten und gibt eine Idee von allem was dazugehört.


Diese Aufstellungsart baut auf dem Tetralemma, einer Argumentationsform aus der indischen Logik auf und dient zur Kategorisierung von Haltungen und Standpunkten. Das Tetralemma oder catuṣkoṭi ist eine Argumentationsform, die zum Beispiel bei Gericht verwendet wurde. Es wird hierbei zwischen der Position des Klägers, des Angeklagten, der Position, dass beide recht haben, und der Position, dass keiner recht hat, unterschieden.


Die ersten vier Positionen des Tetralemmas welche als Orte dargestellt werden, wurden um die fünfte Position erweitert. ( Die sogenannte vierfache Negation) Diese fünfte Nicht-Position wird als freies Element dargestellt.



Die Positionen bzw. Standpunkte:


1. Das Eine

beispielsweise eine Lösung die ein Klient als einzig richtige sieht und die für Ihn im Vordergrund steht.

2. Das Andere

Dieser Standpunkt steht im direkten Gegensatz zur „richtigen Lösung“ (siehe 1.) Und damit ist das Dilemma perfekt.
Es ist hilfreich wenn „das Andere“ eine echte Alternative zum „Einen“ ist.
Eine einfache Negation des „Einen“ reicht nicht aus, da sie keine eigene Substanz einbringt.

3. Etwas ist sowohl so, als auch nicht so / ...und wird als Beides bezeichnet

Die ersten beiden Positionen werden betrachtet um den Bezugs- und Bewertungsrahmen zu erweitern
und ob man sich überhaup zwischen 1. und 2. entscheiden muss. Die dritte Position bringt ein neues Element ins Spiel
und lässt sich als erste Metaposition zum alten Dilemma definieren. Von dieser außenstehenden Position kann man beide
Positionen gleichzeitig betrachten und Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken.
Damit sieht der Betrachter einen neuen „Frame“, so dass typische Reframings möglich werden.
Dies ist ein wichtiger Schritt zur Vereinbarkeit der Positionen

4. Etwas ist weder so noch nicht so / ... Und wird als Keines von Beidem bezeichnet

Hier geht es um Kontext und Bedeutung ohne in den Konflikt verwickelt zu sein. Die Sache wird sehr distanziert von
außen betrachtet. Es ist also eine dissoziierte Metaposition. Wir sind nicht mehr verwickelt und
betrachten diese Position daher auch als externe Kontexterweiterung.
Das gibt dem Ganzen eine neue Dimension und unter Umständen einen neuen Sinn.
Mit Robert Dilts` Variante des Meta Mirrors können wir erkennen, wo in der dritten Position noch Interaktions-
oder Interpretationsmuster aus dem alten Dilemma übernommen werden und auch diese auflösen.
Typische Fragen hierzu sind:
Welche Werte, Bedürfnisse und Motive stehen hinter Standpunkt 1, 2 und Beidem?
Welche persönlichen Ziele gibt es? Welche Ressourcen gibt es?
In welchem Kontext fand die Entscheidungsfrage statt?


5. Die Nichtposition ( All dies nicht – und selbst das Nicht! - Position genannt )

Diese Position hat philosophischen Aufforderungscharakter und dient dazu vorherige Muster zu durchbrechen.
Hier wird alles in Frage gestellt und gleichzeitig unterstützt. An dieser Position angelangt, besteht die Gewissheit
dass nichts gewiss ist und mit dieser Erkenntnis kann etwas Neues kreiert werden.
Die Fünfte Position erreichen wir über die Negation des Tetralemmas. Varga von Kibéd dazu:
„Diese Position nennen wir All dies nicht – und selbst das Nicht! Da sie den Aufforderungscharakter hat,
Muster immer wieder zu unterbrechen, schreiben wir sie mit „!“, und da sie sich auch selbst in diese paradoxe Aufforderung
mit einbezieht, lassen wir eine deutliche Sprechpause bei „-“ eintreten…Das Wort „dies“…bezieht sich auf die ersten
vier Positionen und auf die Einsicht, dass keine dieser Positionen einen alle Aspekte des Problems unfassenden Standpunkt
darstellte. Mit "und selbst das nicht" erinnert uns die fünfte Position daran, dass auch sie kein endgültiger
Standpunkt ist und sich daher selbst aufhebt. ( von den Buddhisten als ein Nichtstandpunkt bezeichnet)"
Es istwahrscheinlich dass ab hier alles anders ist und dass es auch um etwas anderes geht. Typische Fragen hierzu:
Gibt es unangesprochene Hindernisse?
Um was geht es wirklich?



Der Ablauf:


Zuerst stellt sich der Entscheider auf das erste Feld und spürt wie sich der Standpunkt anfühlt. Welche körperlichen Symptome entwickeln sich? Welche Emotionen tauchen auf? Tauchen Geschmäcker, Gerüche oder Bilder auf? Gibt es irgendwelche Aussagen?

Anschließend geht er auf das zweite Feld mit denselben Vorgaben.

Danach wird die Möglichkeit getestet, ob etwas von Beidem möglich ist (z.B. einer Probe auf Zeit mit genauen Bedingungen oder dem Testen von weiteren Ressourcen) – auch hier wieder mit dem Nachspüren im Körper, wie angenehm oder unangenehm sich die Option anfühlt und ob sich etwas in Ihnen bewegt.

Danach wird die Option 'Keines von Beidem' getestet. Hier können Fragen auftauchen die wichtig sind, z.B. ob es überhaupt die eigene Entscheidung ist oder ob vor dieser Entscheidung eine andere Grundsatzentscheidung gefällt werden sollte. Evtl. müssen in Teamentscheidungen auch Werte oder Bedürfnisse vorher geklärt werden.

Dann wird die fünfte Option getestet. Gibt es Träume, Visionen, ferne Zukunftsziele oder Utopien? Geht es am Ende um etwas ganz Anderes?

Aus der fünften Position entsteht das neue Eine und das neue Andere. Typische Fragestellungen dazu lauten: • Was will ich eigentlich erreichen? • Kann das Eine (Andere) als Symptom für das neue Eine (Andere) gesehen werden? • Ist vielleicht der Umgang mit einem bestimmten Hindernis das eigentliche Thema?



Ein Beispiel:

Das Eine

Kann ich es mir leisten, mitten in einer hohen Arbeitsbelastung Urlaub zu nehmen?
Ich sollte wohl weiterarbeiten.
Ich schaffe es bestimmt nicht, den Kopf frei zu bekommen.
Mein Job steht auf dem Spiel.
Das Geld (z.B. bei Selbstständigen) kann ich auch gut gebrauchen.
Ich kann das meinem Chef oder Kollegen nicht antun.

Das Andere

Ich sollte Urlaub nehmen, um zu entspannen.
Damit könnte ich endlich den angestauten Stress abbauen.
Außerdem würde der Urlaub sonst verfallen.
Und ich wollte ja schon lange einmal etwas für mich tun.
Und meine Familie könnte auch mal wieder etwas von mir haben.

Beides

Nach dem Urlaub kann ich bestimmt wieder besser arbeiten.
Vielleicht kann ich die wichtigsten Arbeiten mitnehmen und mich dann voll darauf konzentrieren?
Vielleicht kann ich im Urlaub soziale Kompetenzen schulen, die mir dann wieder im Beruf gut tun?
Kann ich, wenn ich nicht in Urlaub gehe, bessere Bedingungen oder einen Bonus beim Chef bekommen?

Keins von Beidem

Sollte es bisher noch nicht dazu gekommen sein, können hier Werte, Bedürfnisse und Motive abgefragt werden.
In diesem Falle:
Karriere, Geld und die Achtung vor Hierarchien 'sich auch mal gegen den Chef durchsetzen',
Erholung und Familien- / Freinzeit. Der Kontext lautet: Ein strenger Chef, gestresste Kollegen, eine bedürftige Familie,
Unsicherheiten und Ängste im Beruf, evtl. ein neuer Job oder der Zwang / Drang, sich die eigene Durchsetzungskraft zu beweisen.

All dies nicht - und selbst das Nicht

Jede Situation ist neu und muss neu verhandelt werden. Dies entlastet.
Diese Entlastung für zu einem neuen Einen. Das neue Thema kann lauten:
Sich durchsetzen oder unterordnen?
Die eigenen Rechte einklagen.
In der Arbeit effektiver sein, um mit gutem Gewissen in Urlaub fahren zu können und nicht angreifbar zu sein.


Untertypen zu Position 3:

Varga v. Kibed beschreibt insgesamt 13 Untertypen von „Beides“... Hier zitiere ich die zentralen Typen davon:

Kompromiss: Von beiden ist ein bisschen richtig („räumliche“ Aufteilung)

Iteration: Manchmal ist das eine richtig, ein andermal das andere ( sequentielle Lösung)

Scheingegensätze (sh.oben: Die Alternative ist gar keine)

Paradoxe Verbindung: z.B.: „Ständiges Prüfen auf Richtigkeit ist ein Fehler“

Ressourcentransfer: Das ist im NLP ein wichtiger Bestandteil der Konfliktintegration. Varga von Kibéd nennt es „die Kraft des Nichtgewählten in das Gewählte einfließen lassen“

Übersummative Verbindung: Dieser „Klassiker“ des systemischen Denkens entspricht den „synergetischen Effekten“ in der Gruppendynamik. Eine solche Verbindung entspricht einer Synthese, die zu einem Konsens zwischen beiden Polen führen kann.

Auch wenn in der Praxis nicht immer alle Untertypen gebraucht werden – sie überschneiden sich ohnehin teilweise - zeigen sie verschiedene Arten der Vereinbarkeit, die sich auf der dritten Position bieten. Wenn man das Dilemma erst einmal verlässt, dann tun sich viele Möglichkeiten auf!



Literatur und DVD's

Insa Sparrer / Matthias Varga von Kibéd, Ganz im Gegenteil, Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen – für Querdenker und solche, die es werden wollen,

Verlag: Carl-Auer-Systeme Verlag; Auflage: 7. Unveränd. (2011) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3896706861 ISBN-13: 978-3896706867

Tetralemma, Konstruktivismus und Strukturaufstellungen: Wieslocher Dialog - Fritz B. Simon - Matthias Varga von Kibed [5 DVDs] Matthias Varga von Kibéd , Fritz B. Simon


Quellen:

Erweiterte Mitschrift der Ausführungen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd in Seminaren des SySt-Instituts 2001-2010. Enthält auch Texte, die auf www.syst.info, in Büchern und Zeitschriftenaufsätzen der Autoren (siehe Literaturverzeichnis) veröffentlicht wurden. Zusammenstellung und Redaktion: Günter W.

Varga von Kibed: Ganz im Gegenteil