Transaktionsanalyse

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Eric Berne (1910-1970) entwickelte die Transaktionsanalyse (TA) Mitte der fünfziger Jahre in den USA. Selbst Psychiater mit psychoanalytischer Ausbildung war er unzufrieden mit der Psychotherapie seiner Zeit. Dies animierte ihn zu einer Reihe von Innovationen:

  • Er fand ein Verfahren, mit dem Probleme schnell und pragmatisch gelöst wurden.
  • Berater und Klient bestimmen gemeinsam ein Ziel, für dessen Erreichen sie gemeinsam verantwortlich sind. Auf diese Weise gibt es eine (bisher nicht gekannte) Gleichberechtigung beider Seiten.
  • Die Methoden der TA liegen offen - es gibt keine Geheimsprache, kein Geheimwissen, alles muss auch für Laien verständlich sein.

Die Methoden und Konzepte der TA sind immer noch sehr populär in zahlreichen Coaching-Situationen: in Beratung, Seelsorge, Erziehung, Erwachsenenbildung und Organisationsentwicklung.


Geschichte

Wenn man eine wissenschaftliche Basis für die Transaktionsanalyse sucht, findet man sie in den Erkenntnissen der frühen Neurochirurgie aus den USA. Der Neurochirurg Wilder Penfield (1891 - 1976) machte in den 50er Jahren im Rahmen seiner Operationen Versuche an den Schläfenlappen seiner Patienten.
Er reizte mit schwachen elektrischen Impulsen deren Großhirnrinde, und sie, nur örtlich betäubt, machten Aussagen über so hervorgerufene Erinnerungen.
Interessant dabei sind vor allem zwei Dinge: Wiederholte er die Reizung, wiederholte sich auch die Erinnerung und zwar so, dass die Patienten sie förmlich noch einmal durchlebten. Die Patienten sahen sich wie in einem Film; der Einfluss der Sonde war zwingend, d.h., sie konnten die hervorgerufene Erinnerung weder verhindern noch sie beeinflussen.
Thomas A. Harris (1910 - 1995), amerikanischer Psychiater, ging davon aus, dass Situationen im Alltag die Funktion der elektrischen Reize übernehmen können. Erlebt ein Mensch etwas, was in er in seiner Vergangenheit ähnlich schon einmal erlebt hat, kommen alte Gefühle wieder hervor. Dieses Wiedererleben aber läuft unterbewusst ab, als Indiz dienen nur die dadurch hervorgerufenen Gefühle, die schwer einzuordnen sind, da ihnen konkrete Inhalte fehlen.


Schlüsselbegriffe der TA

Das Ich-Zustands-Modell

Jeder Mensch trägt drei verschiedene Ich-Zustände in sich. Diese Zustände sind aber nicht etwa Rollen, sondern Realtitäten. In dem Moment, in dem man sich z.B. im Kindheits-Ich befindet, ist man wirklich ein Kind von 4 Jahren!

  • Das Eltern-Ich
Sammlung aller Ermahnungen und Regeln, die ein Kind in den ersten sechs Jahren zu hören bekommt, bevorzugt von den Eltern, aber auch von anderen stark beeinflussenden Faktoren (z.B. dem Fernsehen). Es handelt sich hier um unzweifelhafte Wahrheiten, die später nicht mehr korrigiert werden können.
  • Das Kind-Ich
Parallel zum Eltern-Ich entsteht diese Sammlung von inneren Ereignissen. Da der kleine Mensch noch nicht ausreichend über Sprache verfügt, geht es hier vor allem um Gefühle. Kennzeichnend für diesen Zustand ist die Hilflosigkeit und Passivität.
  • Das Erwachsenen-Ich
Hier geht es um Informationen, die der erwachsene Mensch sich selbst beschafft. Das Erwachsenen-Ich trifft aktiv Entscheidungen und nimmt Einfluss auf das eigene Leben.


Die vier Lebensanschauungen

"Sehr früh in seinem Leben kommt jedes Kind zu dem Schluß: "Ich bin nicht o.k." Ebenso kommt jedes Kind schon früh zu einem Gesamturteil über seine Eltern: "Du bist o.k."" (Th.Harris, S.54)
Für die Transaktionsanalyse gibt es vier mögliche Lebensanschauungen, wie ein Mensch sich und andere betrachtet:

  1. Ich bin nicht o.k. - du bist o.k.
  2. Ich bin nicht o.k. - du bist nicht o.k.
  3. Ich bin o.k. - du bist nicht o.k.
  4. Ich bin o.k. - du bist o.k.

Bis zum Alter von etwa 3 Jahren, so behauptet Harris, hat sich ein Mensch unterbewusst für eine der ersten drei Anschauungen entschieden. Abhängig mache er das von der Art und Menge der Zu- oder Abneigung, die er erfahre. Nur für die vierte könne man sich bewusst entscheiden. Die hauptsächlich negativen Kindheitserinnerungen seien dann zwar noch vorhanden, könnten aber langfristig überdeckt werden.


Transaktionen

Eine Transaktion ist ein Reiz, den ein Mensch ausübt und die darauf folgende Reaktion eines anderen Menschen, die wiederum zum Reiz für die erneute Reaktion des ersten wird. Anhand zahlreicher körperlicher und sprachlicher Hinweise versucht die TA herauszufinden, welcher Ich-Zustand der Beteiligten an einer Interaktion den Reiz und die Reaktion auslösen. Diese Beobachtungen werden kombiniert mit dem Wissen um die auslösende Situation und sind Indizien für die Ursachenforschung und mögliche Lösungsstrategie.
Es wurde ein relativ schlichtes Modell entwickelt, in dem die Ich-Zustände der Kommunizierenden durch drei Kreise symbolisiert werden. Eltern-, Kind- und Erwachsenen-Ich bilden jeweils einen Kreis und mit Hilfe von Pfeilen wird verdeutlicht, welche Teile interagieren. Berne beschreibt außerdem, dass Transaktionen auf zwei Ebenen ablaufen, der sozialen, also dem, was offenbar ist, und der psychologischen, verdeckten, also dem Text "zwischen den Zeilen".

  • Transaktionen sind komplementär, wenn im Transaktionsschema die Pfeile parallel verlaufen. Eine solche Transaktion kann - laut TA - endlos weiterlaufen, da die Reaktion angemessen und erwartet ist.
Beispiel:
"Weißt du, wo meine Unterlagen sind?"
(Erwachsenen-Ich fragt Erwachsenen-Ich)
"Ja, dort drüben auf dem Schreibtisch."
(Erwachsenen-Ich antwortet Erwachsenen-Ich)


"Musst du immer so hysterisch brüllen?"
(Eltern-Ich fragt Kind-Ich)
"Ich schreie so laut ich will!"
(Kind-Ich antwortet Eltern-Ich)
  • Wenn sich Reiz und Reaktion im Schema kreuzen, spricht man von einer Überkreuz-Transaktion. Diese führt zur Unterbrechung der Kommunikation und in der Folge häufig zu Konflikten.
Beispiel:
"Weißt du, wo meine Unterlagen sind?"
(Erwachsenen-Ich fragt Erwachsenen-Ich)
"Keine Ahnung! Pass gefälligst selbst auf deine Sachen auf!"
(Eltern-Ich antwortet Kind-Ich)
  • Verdeckte Transaktionen sind solche, in denen viele Ebenen eine Rolle spielen. Hier ist auch das Non-Verbale von immenser Bedeutung zur Identifizierung der Zustände. Laut Berne bildet diese Kategorie die Grundlage für die verschiedenen psychologischen Spiele interagierender Partner.
Beispiel
"Du nimmst drei Stücke Zucker in deinen Kaffee."
"Ja, manchmal auch vier."
(Hinter der Interaktion zweier Erwachsenen-Ich liegt eine unterschwellige Ermahnung, die mit einer verdeckten Trotzreaktion des Kind-Ichs beantwortet wird.)


Das Lebensskript

In der TA geht man davon aus, dass jeder bis zu seinem siebten Lebensjahr einen Plan, ein Skript entwickelt hat, nach dem der Rest des Lebens (unbewusst) gestaltet wird. Die Analyse eines solchen Drehbuchs und dessen positive Beeinflussung sind Ziel und Aufgabe einer Therapie.


Games people play

Im Rahmen der TA werden meist nur einzelne Gesprächsausschnitte analysiert, 'Spiele' hingegen sind komplexe Situationen und Bündel von Interaktionen, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Von jedem in der Kindheit gelernt, um sich im familiären Umfeld durchzusetzen, haben Spiele eine bestimmte Abfolge verdeckter Transaktionen, sie haben ein vorhersagbares Ergebnis und führen oft zu negativen Emotionen (vgl.Berne, S.67ff). Um diese Spielsituation aufzudecken und zu analysieren, wird häufig das Dramadreieck nach Stephen Karpman hinzugezogen, das unser Verhalten drei wiederkehrenden Mustern zuordnet: Täter, Opfer oder Retter.




Hinweise & Beispiele

Siehe auch

assoziierte Methoden

zwei wichtige Konzepte, die angelehnt an die Transaktionsanalyse entwickelt wurden bzw. gemeinsame Ideen haben:

  • themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohen
  • Psychographie nach Fritz, Friedmann und Winkler


Literatur

  • Berne, Eric: Spiele der Erwachsenen. Hamburg 1970, ISBN 9783499613500.
  • ders.: Was sagen Sie, nachdem Sie Guten Tag gesagt haben? Psychologie des menschlichen Verhaltens. Frankfurt 1983, ISBN 9783596421923.
  • Friedmann, Dietmar & Fritz, Klaus: Denken.Fühlen. Handeln
  • Harris, Amy B. & Harris, Thomas A.: Einmal o.k. Immer o.k. Transaktionsanalyse für den Alltag. Hamburg 1990, ISBN 9783499187889.
  • Harris, Thomas A.: Ich bin o.k. Du bist o.k. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse. Hamburg 1975.
  • Schlegel, Leonhard: Die Transaktionale Analyse. Stuttgart 1995, ISBN 9783825280079.
  • Penfield, Wilder: "Memory Mechanism", American Medical Association. Archives of Neurology and Psychiatry, 67 (1952): 178 -198.
  • Winkler, Werner: Warum sind wir so verschieden? Psychographie als Schlüssel zur Persönlichkeit. Heidelberg 2005, ISBN 3636062549.

Weblinks