Paul Watzlawick

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Paul Watzlawick ist Mitbegründer des Radikalen Konstruktivismus.

25. Juli 1921 geboren in Villach (Kärnten)

1939 Matura am Bundesrealgymnasium Villach, Studium der Philologie und Philosophie in Venedig, Ausbildung zum Psychotherapeuten am C.-G.-Jung-Institut in Zürich 1957 Ruf an die Universität von El Salvador

1960 Forschungsauftrag am Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto

1976 Professor für Psychotherapie an der Stanford University

31.03.2007 verstorben in Palo Alto nach schwerer langer Krankheit

Am MRI ist Watzlawick in die Fussstapfen von Gregory Bateson getreten. In Zusammenarbeit mit dem Team (Don D. Jackson, John Weakland, Jay Haley) war er maßgeblich an der Entwicklung der Doppelbindungstheorie beteiligt. Die Doppelbindungstheorie[1] beschreibt die doppelte Bindung von Menschen an paradoxe oder gegensprüchliche Aussagen, die zu schizophrenem Verhalten führen kann.

Konstruktivismus

Watzlawick setzte den radikalen Konstruktivismus konsequent in seiner Therapieform ein. Der Konstruktivismus geht grundsätzlich davon aus, dass die Wahrnehmung der Umwelt nur subjektiv geschehen kann. So ist der Mensch davon abhängig wie ihm seine Sinnesorgane seine Umwelt vermitteln (Wirklichkeit erster Ordnung) und weiterhin gibt der Mensch allen Vorgängen Bedeutung und Sinn (Wirklichkeit zweiter Ordnung). Daher ist die Wirklichkeitswarnehmung ganz stark davon bestimmt, wie die Sinneskanäle arbeiten und worauf der Fokus gesetzt wird. Die Wirklichkeitswahrnehmung verändert sich stark, ob vorwiegend über den visuellen, auditiven, kinästethischen, olfaktorischen oder gustatorischen Kanal wahrgenommen wird. Außerdem wird im zweiten Schritt der Warnehmung Bedeutung zugeordnet, die aus dem eigenen Erfahrungsschatz hergeleitet wird. Da der Erfahrungsschatz etwas sehr subjektives ist, muß natürlich auch die Wirklichkeitswarnehmung subjektiv sein.

In Experimenten haben Versuchpersonen in Zahlenreien Bedeutungsregeln "erkannt", die gar nicht existierten. Das zeigt, wie gut das Gehirn auf Mustererkennung getrimt ist. Dennoch sollte nach dem Konstruktutivismus sich jederzeit bewußt gemacht werden, dass das eine eigene Bedeutung und Wirklichkeitsinterpretation ist. In dem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, dass der Ausgang von Experimenten abhängig davon ist, ob ein Beobachter vor Ort ist oder nicht. Wollen Physiker z.B. mittels Apparatur genau beobachten, welchen Weg ein Lichtteilchen nimmt, ist das ergebende Bild auf der Leinwand ein anderes als ohne Beobachtung.

Kommunikationstheorie

Watzlawick entwickelte eine Kommunikationstheorie, die auf fünf pragmatischen Axiomen aufbaut. Sprache schafft Wirklichkeit, und die Grenzen der Sprache sind die Grenzen des einzelnen Weltbildes (Wittgenstein).


„Man kann nicht nicht kommunizieren!“ Kommunikation besteht nicht nur aus verbalem Informationsaustausch. Gesprächpartner nehmen auf allen Kanälen wahr, auditiv, visuell, kinestätisch, olfaktorisch und gustatorisch. Diese Informationen werden auch im Gespräch einbezogen, so dass selbst wenn nicht gesprochen wird durch Mimik, Gestik und Geräusche in einen Austausch getreten werden kann. Sobald ich meinem Gegenüber wahrnehmen kann, kann ich diese Informationen auf allen Kanälen wahrnehmen und darauf reagieren. Dabei ist es unmöglich diese Signalsendung auszuschalten und selbst eine vermeintliche Nichtsendung kann vom Partner als Signal interpretiert werden. Deshalb ist es praktisch unmöglich nicht zu kommunizieren, wenn ich mit Menschen zusammen bin.


Inhalt und Beziehung „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt.“ Kommunikation ist also nicht nur ein reiner Austausch von Information, sondern es wird auch immer der Beziehungsaspekt transportiert. So wird in der Kommunikation klar wie das Verhältnis der beiden Komunizierenden zueiander ist. Es wird z.B. auch bei Statusspielen bewußt. Ein Satz im Hochstatus zu der anderen Person gesagt, kann etwas ganz anderes bedeuten als im Tiefstatus kommuniziert.


Interpunktion „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“ Hier kommt die Annahme des radikalen Konstruktivismus, dass jede Wirklichkeitswahrnehmung subjektiv ist, ins Spiel. Jeder Partner hat eine subjektive Wahrnehmung des Gesprächs und konstruiert einen Anfangspunkt, den er für die Ursache der Wirkung hält. Da jedoch ein Gespräch sich auch auf sich selbst bezieht und rekursiv sein kann und die Ursache-Wirkungs-Bedingung auch nicht immer voraugesetzt werden kann (z.B. bei Self-fulfilling-prophecies), kann kein objektiver Beginn festgesetzt werden und die Gesprächspartner beweren den Gesprächsverlauf unter Umständen sehr unterschiedlich je nach dem, wo der Anfangspunkt gesetzt wir. Es handelt sich hier immer um einen Kreislauf.


Digital und analog „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.“ Bei Watzlawick steht digital für die verbale, also eher eindeutige und sachliche Ebene. Während mit analoger Kommunikation alle nonverbalen und mehrdeutigen Signale gemeint sind. Bei der digitalen Komunikation handelt es sich also um logische, semantische, verbale Vermittlung. Bei der Analogen sind alle nonverbalen Signale, wie Emotionsausdrücke (Lachen), die durch Gestik, Mimik und Tonfall vermittelt weden. Diese analoge Kommunikation ist dabei mehrdeutig und kulturabhängig. Besonders auffällig werden diese beiden Aspekte der Kommunikation, wenn sie nicht übereinstimmend, also kongruent, sind. So kann verbal eine Zustimmung gegeben werden, die allerdings inkongruent analog durch Kopfschütteln negiert wird.


Symmetrisch oder komplementär „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär.“ Auf der Beziehungsebene kann eine Komunikation symmetrisch oder komplementär ablaufen. Dabei ist bei dem Streben nach Symmetrie ein Streben nach Gleichheit und Kommunikation auf Augenhöhe gemeint. Beim Rapportaufbau wird oft auch eher eine symmetrische Kommunikation angestrebt, in der der Partner gespiegelt wird. Bei der komplementären Kommunikation ist der Status der beiden Gesprächpartner im Status eher ungleich. Hoch und Tiefstatus stehen sich diametral gegenüber und es gibt kein Interesse, das anzugleichen oder Unterschiede zu vermindern.

Bedeutung für das NLP

Werke und Schriften

Watzlawick veröffentlichte 18 Bücher unter anderem:

mit Janet H. Beavin/Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation - Formen, Störungen, Paradoxien. Huber, Bern 1969, ISBN 3456834578

Wie wirklich ist die Wirklichkeit – Wahn, Täuschung, Verstehen. Piper, München 1976, ISBN 3-492-02182-4

Die Möglichkeit des Andersseins – Zur Technik der therapeutischen Kommunikation. Huber, Bern 1977, ISBN 3-456-80433-4 (Neuauflage 2002, ISBN 978-3-456-83895-3)

Die erfundene Wirklichkeit – Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben?. Piper, München 1981, ISBN 3-492-02581-1

Anleitung zum Unglücklichsein. Piper, München 1983, ISBN 3-492-02835-7 Vom Schlechten des Guten oder Hekates Lösungen. Piper, München 1986, ISBN 3-492-03085-8 Münchhausens Zopf oder Psychotherapie und „Wirklichkeit“. Huber, Bern 1988, ISBN 3-456-81708-8

Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns. Picus, Wien 1992, ISBN 3-85452-315-7 Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen – Über das Glück und die Konstruktion der Wirklichkeit. Piper, München 2006, ISBN 3-492-04942-7

Weblinks

http://www.wirtschaftswissen.info/exkurse/deutsch/kommunikation/kommunikationsaxiome-nach-watzlawick.php

http://www.youtube.com/watch?v=nvRbhqly5VM

http://www.youtube.com/watch?v=3dkrIN3Is1U