Focusing

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Focusing ist ein Prozess, der ursprünglich aus der Psychotherapie kommt. Er wurde von dem Therapeuten Eugene T. Gendlin entwickelt. Die Methode ist in vielen verschiedenen Situationen anwendbar in 1zu1 Sitzungen oder auch in Gruppen. Durch diese Methode kann in einem bewertungsfreien Raum eine Verbindung zu einem inneren Prozess geschaffen werden, der eine direkte Verbindung zu einem inneren Wissen noch ohne Worte schafft. Focusing kann genutzt werden, um sich klar zu werden, was die Person möchte, neue Einblicke in eine bestimmte Situation zu gewinnen. Es verhilft in einer sehr einfachen Weise Klarheit über bestimmte Situationen und Gefühle zu schaffen. Focusing schafft eine Verbindung zwischen einem Bild, einem Wort und dem Gefühl. Dadurch wird eine neue Perspektive möglich.


Historisches

Focusing wurde von Eugene T. Gendlin, einem amerikanischen Therapeuten entwickelt. In der Universität 1953 hat sich Eugene T. Gendlin für viele Jahre in einer Studie damit beschäftigt, was macht Psychotherapie entweder erfolgreich oder nicht. Hierbei machte er die Entdeckung, dass es eigentlich nicht die Methode des Therapeuten war, sondern vielmehr die Verbindung mit dem inneren Erleben, dem Fühlen des Klienten. Eugene Gendlin hat damals herausgefunden, dass ohne Ausnahme, die sich die "erfolgreichen Klienten" intuitiv auf einen inneren Prozess, ein inneres Bewusstsein, ein Gefühl - "Felt sense" - fokussierten und somit den Schlüssel zur Lösung finden konnten. Auf Grund seiner Beobachtung hat er diese Methode anderen Klienten beigebracht und darufhin ein Buch für Laien geschrieben, um Focusing, seine 6 Steps-Methode, vielen Menschen zugänglich zu machen.

"I did not invent Focusing. I simply made some steps which help people to find Focusing." Eugene Gendlin

Anwendung, Einsatz

Focusing kann sowohl in der Einzel- oder auch in der Gruppenarbeit angewendet werden. Vor allem, wenn das Thema erstmals ungenannt bleiben soll. Es erlaubt dem Klienten bzw. dem Coachee sich Klarheit zu einem „komischen Gefühl" zu verschaffen und sogar aufzulösen, ohne das Thema benennen zu müssen. Focusing eigenet sich sehr für die Arbeit in großen Gruppen.

Übung

Dies ist eine einfache Übung, um etwas Klarheit in einem selber zu schaffen. Diese Übung kannst du mit einer Gruppe, einem Coachee oder dir selber machen.

Schritt 1 - Platz schaffen

Mach einen Platz frei in dir.
Wie geht es dir?
Was macht den Unterschied zwischen "ich fühl mich ok" und "ich fühl mich richtig gut, (großartig)"?
Nicht antworten...lass was auch immer es ist, einfach hochkommen und deinen Körper die Antwort geben.
Analysiere nicht...
Begrüße jeden Gedanken, Zweifel, der in deine Gedanken kommt und stell diese dann für einen Moment zur Seite.
Ohne diese Dinge geht es dir jetzt richtig gut?


Schritt 2 - Der gefühlte Sinn

Wähle ein Problem aus auf das du fokussieren möchtest.
Analysiere das Problem bitte nicht.

Was fühlst du in deinem Körper, wenn du dir das Problem wirklich vorstellst?
Stell es dir vor und fühl mal, wie sich das ganze Problem anfühlt.
Dieses unangenehme, komische Gefühl, diese Gefühl von Verwirrung, Durcheinander, einfach völlig undurchsichtig und unangenehm in deinem Körper.


Schritt 3 - Greif es dir

Welche Qualität hat dieses Gefühl?
Welches Wort, welcher Satz, welches Bild, beschreibt das Gefühl?
Welches Wort würde die Qualität am besten beschreiben?


Schritt 4 - Gleichklang

Gehe jetzt vor und zurück, hin und her zwischen dem Wort oder dem Bild und dem Gefühl.
Wenn diese passen, durchlaufe das Hin und Her ein paar Mal.
Falls sich das Gefühl verändert, folge ihm mit deiner ganzen Aufmerksamkeit.
Gebe dir jetzt eine Minute, um dieses Gefühl einfach zu erleben.
Erlaube dir eine ganze Minute, um einfach diese Erfahrung zu machen.


Schritt 5 - Frage

Was an dem ganzen Problem macht überhaupt, dass ich mich so ............... fühle? (Welches Wort, welcher Satz, etc. auch immer du gewählt hast.)

Fall du nicht weiterkommst oder feststeckst, dann frag dich mal:
Was ist das allerschlimmste an diesem Gefühl?
Was macht es überhaupt so schlimm?
Was braucht dieses Gefühl?
Was sollte geschehen?

Nein, beantworte diese Frage nicht selber.
Warte bis das Gefühlhochkommt und dir eine Antwort gibt.
Wie würde es sich anfühlen, wenn alles in Ordnung wäre?
Lass deinen Körper die Antwort geben.
Was steht dem im Weg?


Schritt 6 - Empfange

Begrüße was auch immer sich gezeigt hat.
Freu dich, dass es gesprochen hat.
Jetzt, da du weißt wie du es finden und mit ihm in Kontakt treten kannst, kannst du es einfach (zurück)lassen und später wieder auf es zurückkommen.
Schütze es vor kritischen Stimmen, die es unterbrechen wollen.

Möchte dein Körper nochmal eine Runde FOCUSING oder ist dies ein guter Moment um aufzuhören?


Variationen

Hinweise & Beispiele

Fokusing kann zum Beispiel sehr gut für einen Geburtsvorbereitungskurs genutzt werden bzw. wann immer auch Menschen zusammen kommen, die sich nicht kennen und deshalb nicht immer ihr Privatleben veröffentlichen möchten.

Verwandte Begriffe

Literatur

Eugene T. Gendlin: Focusing. Selbsthilfe bei Lösungen persönlicher Probleme (Übersetzt von Katherina Schoch). 9. Auflage (4. Auflage der Taschenbuchausgabe), Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 978-3-499-60521-5 (deutsche Erstausgabe, Müller, Salzburg 1981, ISBN 3-7013-0617-6).


Weblinks