Leary-Schaltkreise
Die Leary-Schaltkreise - Ein Entwicklungsmodell
Im Folgenden ein Modell von Timothy Leary. Die Ausführungen stützen sich auf zwei Bücher von Robert Anton Wilson: ›Der neue Prometheus‹ und ›Cosmic Trigger‹ (beides Rowohlt-Taschenbücher und sehr zu empfehlen!) Leary unterscheidet acht Schaltkreise, von denen er die ersten vier der irdischen Entwicklung vom Kleinkind zum Erwachsenen zuordnet.
(Die – sehr interessanten – Schaltkreise fünf bis acht sind:
V: der ganzheitliche neurosomatische Schaltkreis
VI: der kollektive neurogenetische / neuroelektrische Schaltkreis
VII: der metaprogrammierende neurologische Schaltkreis
VIII: der neuroatomare nicht-örtliche Quanten-Schaltkreis der außerirdischen Entwicklung)
»Vier dieser Schaltkreise sind klassisch und konservativ; sie existieren bei allen menschlichen Wesen (außer bei verwilderten Kindern).
- Der orale Bio-Überlebens-Schaltkreis
Er wird von der Mutter oder auch dem erstbesten Mutterersatz geprägt und später durch die Ernährung oder Bedrohung, je nachdem, konditioniert. Hier geht es vorrangig um Stillen, Füttern, Schmusen, Körpersicherheit. Er vermeidet automatisch alles, was ihm gefährlich oder bedrohlich erscheint, oder alles, was (durch Prägung oder Konditionierung) mit gefährlich oder bedrohlich assoziiert wird. - Der anale gefühls-territoriale Schaltkreis
Er wird in der Krabbelphase geprägt, also dann, wenn der Säugling anfängt, sich aufzurichten, herumzulaufen und innerhalb der Familie Machtansprüche durchzusetzen. Solche, meist säugetierischen Schaltkreisprogramme vermitteln territoriale Spielregeln, emotionale Tricks, Hackordnung und Herrschafts- bzw. Unterwerfungsrituale. - Der zeit-bindende oder zeit-überbrückende semantische Schaltkreis
Er wird von menschlichen Artefakten und Symbolismen geprägt und konditioniert. Er handhabt und ordnet seine Umgebung und klassifiziert alle Eindrücke nach dem lokalen Realitätstunnel. Sein Funktion besteht in Erfindungen, Entdeckungen, Berechnungen, Vorhersagen und Übermittlung von Signalen über Generationen weg. - Der moralische sozio-sexuelle Schaltkreis
Dieser Schaltkreis wird von den ersten Orgasmus- oder Paarungserfahrungen in der Pubertät geprägt und von den jeweils herrschenden Stammestabus konditioniert. Er beherrscht die sexuelle Lust, die lokale Definition von richtig und falsch, die Fortpflanzung, die Persönlichkeit der Erwachsenen oder Elternteils (Geschlechtsrolle), sowie die Ernährung der Jungen.«
(Der neue Prometheus, S. 30f)
Wilson zeigt Parallelen des Leary-Modells zu anderen Modellen:
Modell | I | II | III | IV |
---|---|---|---|---|
Leary-Schaltkreise | Bio-Überleben | Gefühl-Territorium | Geschicklichkeit- Symbolismus | Sozio-Sexuell-Moral |
Dimensionen | 1. Dimension: Vorwärts – Rückwärts | 2. Dimension: Oben – Unten | 3. Dimension: Links – Rechts | 4. Dimension: Zeit |
Angriff – Flucht (Totstellen / Duldungsstarre) | Dominant – Unterwürfig | Dualismus (entweder / oder, ja / nein, ...) | Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft (Ursache / Wirkung, Konsequenzen) | . |
Bewusstsein | Ego | Sprache | Moral | . |
Freud | Oral | Anal | (Latent) | Phallisch |
Jung | Empfindung | Gefühl | Vernunft | (nicht vorhanden) |
Transaktionsanalyse | Natürliches Kind | Angepasstes Kind | Erwachsenes- oder Computer-Ich | Eltern-Ich |
Kabbala | H (Heh) | H (Heh) | V (Vau) | Y (Yod) |
Tarot | Prinzessin der Münzen | Königin der Kelche | Prinz der Schwerter | König der Stäbe |
Alchemie | Erde | Wasser | Luft | Feuer |
Star Trek | Scotty | Dr. McCoy | Mr. Spock | Captain Kirk |
Zeitalter | Vor 2 bis 4 Milliarden Jahren | Vor 500 bis 1000 Millionen Jahren | Vor 100 000 Jahren | Vor 30 000 Jahren |
Fauna | Reptilien | Säugetiere | Primaten | Homo Sapiens |
Die Kombination der beiden ersten Schaltkreise ergibt:
Schaltkreis I / Schaltkreis II | Flucht / Rückzug / feindlich | Angriff / Vorstoß / freundlich |
---|---|---|
Dominant / Stark | Feindselige Stärke: Choleriker Ich bin okay, du bist nicht okay! Luft, Adler, Evangelist Johannes Tyrann |
Freundliche Stärke: Sanguiniker Ich bin okay, du bist okay! Feuer, Löwe, Evangelist Markus gute Eltern |
Unterwürfig / Schwach | Feindselige Schwäche: Melancholiker Ich bin nicht okay, du bist nicht okay! Erde, Stier, Evangelist Lukas Paranoiker |
Freundliche Schwäche: Phlegmatiker Ich bin nicht okay, du bist okay! Wasser, Engel, Evangelist Matthäus abhängiger Neurotiker |
Um jedes Missverständnis zu vermeiden: Jeder dieser Schaltkreise ist wunderbar, wertvoll und eine starke Ressource. Es geht nicht darum, die ersten Schaltkreise hinter sich zu lassen und dann zu verachten. Es geht darum, alle Schaltkreise zu voller Pracht und Herrlichkeit zu entwickeln. Spielen Sie mit diesen faszinierenden Universen! Denn jeder Schaltkreis kann Quelle von Glück und Lebenslust sein.
Wilson schlägt im ›neuen Prometheus‹ entsprechende Übungen vor:
- »Schaltkreis I: Beschließen Sie, diesen primitiven Schaltkreis ab sofort zu genießen. Spielen Sie schamlos (Scham-los, ohne Scham, -rs) mit sich, anderen und Ihrer Umgebung, genau wie ein neugeborenes Baby.
- Schaltkreis II: Lassen Sie sich mal so richtig volllaufen, hämmern Sie mit der Faust auf den Tisch und erzählen Sie jedem, der es wissen will, was für ein blödes Arschloch er ist. Oder: Schauen Sie sich irgendeine lustige Kindersendung an (...). Schauen Sie aufmerksam zu und versuchen Sie herauszufinden, welche Funktion dieser Humor hat – vergessen Sie darüber aber nicht, selbst zu lachen.
- Schaltkreis III: Fangen Sie bei der erstbesten Gelegenheit eine Diskussion mit einem gebildeten Marxisten, einem intelligenten Moslem und einem japanischen Geschäftsmann an.
- Schaltkreis IV: Versuchen Sie, Ihre sexuellen Prägungen zu verändern. Probieren Sie aus, ob Sie mit Hilfe irgendeiner Methode, die bisher tabu oder undenkbar für Sie war, einen Orgasmus bekommen können.« (Seiten 48/49, 70/71, 91/92, 133/134)