Sprache

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„Sprich, damit ich Dich sehe“ - Sokrates

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." - Ludwig Wittgenstein
"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." - Ludwig Wittgenstein

Sprache ist der visuell (Gebärdensprache, Schrift, Symbole), auditiv (sprechen/singen, pfeifen,...), oder kinästhetisch (Blindenschrift, Berührung, ...) codierte Ausdruck inneren Erlebens.
Wir verwenden Sprache zur Übertragung von Informationen. Zum einen um uns unserer eigenen Repräsentation der Welt (Modell der Welt) bewusst zu werden (Bewußtsein) und zum anderen um uns mit anderen auszutauschen. Menschen verwenden also Sprache, um mit sich selber (Notizen, Selbstgespräche) oder Anderen (Menschen, Tiere, Pflanzen, Dinge, Höhere Wesen...)zu kommunizieren. Sprache hat Sinn (Semantik) und Struktur (Grammatik) und sie besteht aus Informationseinheiten (Phonologie, Morphologie u.a.).

Die vielleicht wichtigste Grundannahme des NLP, wonach Menschen nicht auf die Realität reagieren, sondern auf ihre Abbildung (Modell) der Realität, gilt umso stärker für Sprache. Denn auch Sprache ist nicht die Wirklichkeit, sondern das Abbild des Abbildes der Wirklichkeit. Das erste Abbild (die Landkarte) ist die Wahrnehmung dessen was draußen ist, verändert durch unsere neurologischen Filter. Das zweite Abbild ist ergänzt und verändert durch Hinzufügen unseres inneren Erlebens - unsere Erwartungen, Erinnerungen, Metaprogramme und Annahmen über die Wirklichkeit - hier geben wir Bedeutung(!). Sprache ist nun wiederum eine 3. Abbildung dieser inneren Karte in Worte.

Worte repräsentieren nicht Gegenstände und Ereignisse, sondern die durch ein menschliches Nervensystem wahrgenommenen und damit veränderten Gegenstände und Ereignisse. Dieses Abbild des Abbildes ist an vielen Stellen sehr mangelhaft. So hat beispielsweise das Wort »Tisch« nichts tischhaftes an sich. Und je nach dem, welche Bedeutung eine Kultur einer Sache beimisst, differenziert die Sprache in Bezug auf diese Sache mehr oder weniger. Ein berühmtes Beispiel sind die 40 Worte der Eskimos für Schnee - wir haben eins.

Wir nehmen, häufig bewusst oder unbewusst an, dass das Gehirn ein treues Abbild der Realität produziert, ein Abbild, das mit der Welt "identisch" ist. Doch können wir für immer und ewig nur Landkarten und niemals das Gebiet erleben! Wenn wir uns dies völlig klar machen und verstehen, dass wir in einer subjektiven Welt der Landkarten leben, in der wir uns gegenseitig Geschichten über das da draußen oder über uns drinnen erzählen, können wir begreifen wie Veränderungen viel einfacher werden (natürlich können wir auch an diesem Umstand verzweifeln, im Sinne ressoursevollen Erlebens, empfiehlt es sich jedoch diese Möglichkeit zu verwerfen). Wir verändern nämlich nur Landkarten - d. h. wir verändern, wie die Menschen die Welt subjektiv erleben, und nicht die Welt. Und mit Hilfe von Sprache wirken wir auf Landkarten ein und strukturieren sie um.

Sprache hat Struktur, und in dieser Struktur folgt sie der Landkarte und hat damit eine genauso ähnliche oder unähnliche Struktur, wie das Gebiet, das sie abbildet. Damit ist Sprache nicht nur das Abbild unseres Modells über die Wirklichkeit sondern auch ein Modellbildungsinstrument! Dies hat zwei wichtige Aspekte: 1. Können wir über Sprache auf die Landkarte schließen. 2. Können wir über Sprache auf die Landkarte einwirken. 2a. Als Sender, indem wir Glaubenssätze hinterfragen oder neue Angebote machen. 2b. Als Selbst, indem wir anders mit uns selber und anderen kommunizieren.

Korzybski prägte den Begriff der semantischen Reaktion. Er beschrieb damit, dass, wenn ein Symbol (z.B. ein Wort) für einen Menschen etwas bedeutet, der Anblick dieses Symbols in ihm eine individuelle (semantische) Reaktion auslöst. Wird eine semantische Reaktion ausgelöst, hat dies also einen bestimmten Zustand zu Folge (im NLP nennt man dies Anker). D.h. man kann mit Worten den Zustand einer anderen Person verändern. Verwendet man also ungünstige Worte in der Kommunikation mit sich selber oder Anderen, bekommt man auch ungünstige Ergebnisse. Hier ist ein Aspekt der Macht der Sprache.

Wenn wir über Sprache nachdenken, beschreiben wir die Sprache sprachlich. Wir kommen nun auf der nächsten Abstraktionsebene der Wirklichkeit an und erstellen also eine Karte der Karte der Karte der Wirklichkeit. Das ist nicht ganz unheikel, doch sieht man an den zahlreichen Sprachmodellen, das diese Modellbildung uns helfen kann besser zu kommunizieren. Im Rahmen dieser Regeln des jeweiligen Sprachsystems, werden die Wahrnehmung, Differenzierung und Urteile und Verhalten vorgeprägt. Am bekannten Beispiel der 40 Worte der Eskimos für Schnee, kann man vermuten welche Differenzierung und Bedeutung von Schnee hier abgebildet wird.

Identität und Sein: Korzybski beschreibt die ungünstige Auswirkung des Wortes "sein" in unserer Sprache. Die Verwendung der Wortes "sein" führt zu der Annahme ein Menschen, oder etwas, sei mit etwas anderem identisch und könne daher damit gleichgesetzt werden. Hier werden Ähnlichkeiten zu Gleichheiten vereinfacht. Dies ermöglicht uns eine (unangemessene) Vereinfachung der Welt und führt damit zu einem scheinbar vereinfachten im Umgang mit ihr.

In Bezug auf Menschen ist diese sprachliche Verschiebung der Bewertung eines Verhaltens (oder Denkens) auf die Identitätsebene aus verschiedenen Gründen ungünstig. 1. Menschen sind nicht an sich, sondern immer im Zusammenhang mit ihrem zeitlichen und räumlichen Umfeld zu sehen (systemischer Ansatz). 2. Der innerste Kern eines Menschen ist weder beschreibbar noch bewertbar. 3. In vielen Fällen steht eine einschränkende Überzeugung über die eigene Identität einer positiven Veränderung im Weg.

Dies gilt nicht nur für Lebewesen sondern auch für die Bedeutung von Worten. Da keine 2 Menschen, die die gleichen Erfahrungen machen, wird auch kein Wort (welches eine Repräsentation ist) exakt die gleiche Bedeutung für sie haben können. Jedes Wort hat so viele (oft ähnliche) Bedeutungen, wie es Menschen gibt, die es benutzen. Und bei jedem Menschen verändert sich diese Bedeutung (exakte Repräsentation, mit allen zugehörigen Assoziationen) über die Zeit und in dem Kontext in dem es benutzt wird. Der Versuch der Identifikation eines Wortes mit einer Bedeutung oder einem Gefühl kann also nur die Identifikation eines Wortes mit einer individuellen Bedeutung oder einem individuellen Gefühl sein. Diese Form der Identifikation führt zu starrer und unflexibler Kommunikation.

Kurz gesagt, ist es weder für Wörter noch für Menschen angemessen, ihnen konstante Eigenschaften zuzuschreiben und sie damit gleichzusetzten, nichts bleibt über Zeit und Kontext gleich. Das Konstrukt von Identität ist also eine unsaubere Landkarten und Menschen, Dingen und Wörtern gegenüber Freiheitsberaubung.

Sprache und NLP

Die Arbeit mit Sprache hat im NLP von Anfang an besondere Bedeutung. John Grinder ist Linguist und brachte sein Fachwissen und seinen Fachblick in die gemeinsame Arbeit mit Richard Bandler mit ein, eine der ersten Arbeiten der beiden war die Modellierung der sprachlichen Fähigkeiten Virgina Satirs, Fritz Perls und Milton Erickson. Aus diesen Arbeiten entstanden das Milton Modell und das Metamodell der Sprache.

Die hohe Bedeutung der Sprache im NLP ist im »L« gewürdigt: Neuro-Linguistisches Programmieren.

Wichtige Aspekte der Sprache im NLP sind:


55% Körpersprache - 38% Stimme - 7% Inhalt

Die 55-38-7-Regel geht zwei Studien von Albert Mehrabian (Professor an der University of California) zurück. 1967 erschien "Inference of Attitude from Nonverbal Communication in Two Channels" und im Jahr 1971 veröffentlichte er eine weitere Studie unter dem Titel "Silent Messages".

Das eigentliche Ergebnis der Studien war, dass Menschen sofort in der Lage sind Inkongruenz zu erkennen. D.h. stimmen die Nachrichten, die von diesen 3 Kanälen ausgehen nicht überein, so bemerken wird dies. Bei einem Menschen, der uns bestätigt eine Aufgabe erledigt zu haben und dabei unseren Blicken ausweicht, glauben wir eher den nonverbalen Signalen, als den Worten oder sind zumindest verwirrt. Stimmen die Nachrichten dieser 3 Kanäle allerdings überein (Kongruenz), so glauben wir diesem Menschen.

Ein aus dem Zusammenhang der Versuchsanordnung genommenes und stark verallgemeinertes Resultat dieser Untersuchungen war, dass bei Präsentationen vor Gruppen, die Wirkung des Vortragenden zu 55% durch dessen Körpersprache (Körperhaltung, Gestik und Augenkontakt), zu 38% durch seine Stimmlage und nur zu 7% durch den Inhalt seines Vortrags erzielt wird.


Sprechgeschwindigkeit

Wenn wir schnell sprechen sind wir eher dissoziiert, wir können noch Bilder sehen aber haben es schwerer dem Text im Gefühl zu folgen, sobald wir langsamer sprechen und den Worten lauschen kommen wir eher in die Assoziation. Dies kann man nutzen um jemanden in die Assoziation oder Dissoziation zu führen.

Auf der anderen Seite ist sind visuelle Menschen eher "Schnellsprecher" und Kinästheten eher "Langsamsprecher". Es ist meist sinnvoll, im Gespräch die Sprechgeschwindigkeit des Gegenübers zu pacen.

Wortwahl und Metaphern

In dem üblicherweise eher oberflächlichen Gebrauch der Sprache nehmen wir oft nicht mehr wahr, was wir eigentlich sagen und was wir über uns aussagen.

  • Verwenden wir eher Modaloperatoren der Möglichkeit (können, wollen) oder welche der Notwendigkeit (müssen, sollen)?
  • Sprechen wir von uns in der ICH-Form oder als DU oder MAN
  • Aktiv oder Passiv
  • Sind die Sprachbilder freundlich und wertschätzend oder eher feindlich und abschätzig oder sagen sie das Gegenteil von dem was wir sagen wollen.
    • sich mit etwas ins Knie schießen, eine Sache vergewaltigen, ...
    • etwas zulassen oder etwas zu lassen
  • Je nach dem, was wir ausdrücken wollen, verwenden wir für die gleiche Sache verschiedene Worte - so nennen wir jemanden, den wir mögen vielleicht sparsam einen anderen dagegen vielleicht geizig. Je nach politschem Interesse des Sprechers nennt er manche Menschen "Freiheitskämpfer", oder "Rebellen" oder "Terroristen".

Sobald wir genau zuhören lernen wir viel über das innere Erleben eines Menschen. Wenn wir auf die Metapher des anderen mit einer passenden Metapher antworten, können wir oft Probleme viel effizienter lösen, als wenn wir dies auf der logischen Ebene tun.

Übung

Analyse der inneren Problemwelt und Übertragung neuer Strategien (etwa 40min.)

  1. Dein Partner spricht von einem Problem. (Bsp."In 2 Tagen kommt ein Problem auf mich zu...")
  2. Stelle Dir bildlich vor, was Dein Gegenüber sagt und verdeutliche ihm, wie er sich innerlich organisiert. (Bsp.:"Und? Begrüßt Du es oder gehst Du ihm aus dem Weg...?")
  3. Zeige die Konsequenzen auf. (Nach einigen Minuten Text, zeigt sich meistens, dass die Person im Problemkontext, die innere Organisation eines Opfers hat (passiv, ausgeliefert, wenig Flexibilität, wenig Freude: "Ich kann nichts tun...")
  4. Lasse Deinen Gegenüber von etwas, was ihn begeistert, erzählen. (Bsp."Dann nehme ich mir Farbe und Pinsel und male einfach.")
  5. Stelle Dir bildlich vor, was Dein Gegenüber sagt und verdeutliche ihm, wie er sich hier innerlich organisiert. (Bsp."Du bist aktiv, und machst es einfach...")
  6. Übertrage die Ressourcestrategie in den Problemkontext (Bsp.:"Wie wäre es, wenn Du einfach auf das Problem zugehst...")

Siehe auch

Metamodell der Sprache
Milton Modell der Sprache
Metapher
Ebenen der Sprache