Wert

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[Value]

Werte sind übergeordnete Maßstäbe, internalisierte Vorstellungen über das Wünschbare. Ein Wert ist eine Nominalisierung, die weder ein Gefühl noch eine Emotion ist. Emotionen ergeben sich aus dem Vergleich von Realität (= da Draußen) und (inneren) Werten.
Beispiel: Freiheit -> Wert, Wut -> Emotion (die sich z.B. einstellt, wenn man seinen Wert Freiheit nicht leben kann)

Je nachdem, wie die Seinsweise des Wertes aufgefasst wird, ergeben sich verschiedene Werttheorien:

  1. Ein Wert ist eine subjektive Setzung.
  2. Werte haben objektive Gültigkeit -> allgemein gültige oberste Maßstäbe menschlichen Verhaltens. Bsp.: 10 Gebote der Bibel.

Einige Aspekte von Werten:

  • Werte sind Motivatoren.
    • Ich tue entweder etwas um ... zu erlangen oder aus ... (Bsp.: ersetze ... durch "Freude")
    • Appetenzwerte (Hin zu) oder Aversionswerte (Weg von)
  • Werte sind auf der vierten logischen Ebene.
  • Werte leiten unseren Fokus jeden Tag. (In unserer Wertehierarchie können wir unsere Entscheidungen verstehen und prognostizieren.)
  • Werte sind subjektive Setzungen eines Menschen mit vermeintlich objektiver Gültigkeit.
  • Werte bezeichnen das, was einem Mensch wichtig ist, was ihm Bedeutung und Motivation gibt.
  • Werte drücken sich auf einem hohen Chunklevel aus und bezeichnen etwas sehr Allgemeines, etwas Übergeordnetes.
  • Werte drücken sich sprachlich als Nominalisierung aus.
  • Werte treten in Hierarchien auf (Ordnung nach Wichtigkeit).
  • Werte sind oft unbewusst.
  • Werte können unbewusst von anderen Menschen übernommen werden.
  • Werte werden durch eine Befragung herausgefunden.
  • Werte definieren sich durch Glaubenssätze.

Historie

Werte sind im NLP erst Ende der 90ger Jahre von T. James, W. Woodsmall und R. Dilts thematisiert worden. (Time Line Therapy, T. James & W. Woodsmall; Beliefs, R. Dilts)

Geschichtlich reicht die Beschäftigung mit den Einflüssen von Werten auf Menschen weit zurück. Seien es beispielsweise die alten griechischen Philosophen oder auch die christlichen Texte der Bibel, alle beschäftigen sich unter anderem mit Werten. So kann man die 10 Gebote als einen Wertekatalog auffassen.

Wertekategorien

Appetenz- und Aversionswerte

  • Appetenzwerte sind „Hinzu“- Werte (Liebe, Glück, Sicherheit, Abenteuer etc.)
  • Aversionswerte sind „Von weg“- Werte (Krankheit, Stress, Streit etc.)

Beachte: manche Appetenzwerte sind in Wirklichkeit verdeckte (umgedrehte) Aversionswerte. Bsp.: Ehrlichkeit seht oft für "Ich habe Angst nicht zu merken, dass ich anderen zur Last falle!" also für Angst vor der Unehrlichkeit Anderer. Die Unterscheidung ist deswegen wichtig weil ein Hin-zu Wert ein Zielzustand ist den wir erreichen wollen. Ein Weg-von Wert ist etwas, wovor wir Angst haben, da gilt es etwas aufzulösen indem wir uns damit auseinandersetzten. Wird nun ein Weg-von Wert umgedreht und so zu einem Hin-zu Wert, so erklären wir eine, aus der Angst resultierende, Vermeidungsstrategie zu unserem Wert!

Zweck- und End-Werte

  • Zweckwerte sind Werte, um andere Werte zu erreichen, wie z.B. Reichtum.
  • Der Endwert zu Reichtum könnte z.B. Anerkennung oder Sicherheit oder Freiheit sein.

Deshalb ist es zum Herausfinden von Werten sinnvoll, Fragen zu stellen, wie z.B. "Wofür ist das gut?". (Chunk up)

Grundwerte, Werte und Kriterien

  • Grundwerte sind Werte von übergeordneter Bedeutung, z.B. Leben.
  • Werte sind eine größere Anzahl von Idealen, Zielen, Motivatoren, die das Handeln der Person bestimmen, wie Humor, Lernen, Spaß, Genuss, Erfolg.
  • Kriterien sind die Maßstäbe, an denen bestimmte Dinge gemessen werden. Sie sind auch die Maßstäbe der Werte (Woher weiß jemand, dass sein Wert erfüllt ist?) und hier wird's kompliziert .... Z.B. könnte eine Person den Wert "Erfolg" haben und behaupten, eine bestimmte Arbeit ›schlecht‹ gemacht zu haben. Auf die Fragen: "Woher wissen Sie das? Schlecht im Vergleich wozu? Gemessen woran?" erhalten Sie Kriterien zur Antwort.

Wertehierarchie

Werte treten typischerweise in einer Hierarchie auf.
Das heißt, es gibt Werte, die uns wichtiger sind und die dadurch eine stärkere Auswirkung auf unser Verhalten bzw. unsere Entscheidungen haben. Kennt man seine wichtigsten Werte und weiß, welche Werte wirklich für das Leben von Bedeutung sind, so kann man sich schnell und effektiv entscheiden! Stehen Werte jedoch miteinander in Konflikt (z.B. Sicherheit - Abenteuer), spricht man von einem Wertekonflikt. Menschen sind dann unentschlossen und zögerlich! Umgang mit Wertekonflikten: Kontextualisieren (Sicherheit->Geldanlage & Abenteuer->Urlaub), internale Verhandlung, Six Step mit einem Wert, ...
Bei der Arbeit mit Wertehierarchien macht man sich, bezogen auf einen bestimmten Kontext und ein bestimmtes Zeitfenster, seine wichtigsten Werte bewusst und ordnet diese nach Wichtigkeit. In verschiedenen Kontexten verändert sich die Wertehierarchie, daher sollte man beim Herausarbeiten von Wertehierarchien im betrachteten Kontext bleiben. Eine Wertehierarchie kann deswegen auch nicht kontextfrei elizitiert werden.

Das, was ein Mensch bewusst über seine Werte und Glaubenssätze zu sagen weiß, wird allerdings üblicherweise eine Mischung aus Rationalisierung, idealisiertem Selbstbild und einigen Selbstbeobachtungen sein.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, - evtl. nach der Aufstellung einer Wertehierarchie - den Klienten wie folgt zu befragen:

  • "Wie verbringst Du Deine Zeit?"
  • "Wofür gibst Du Dein Geld aus?"
  • "Wofür investierst Du Energie?"

Je genauer diese Fragen beantwortet werden, desto mehr weiß man über die realen Präferenzen und damit indirekt über die handlungsleitenden Werte und Glaubenssätze Bescheid. Diese unterscheiden sich üblicherweise deutlich von der rational erstellten Wertehierarchie.

Kongruenz ist in diesem Modell gleichbedeutend mit Identität von gedachten Werthaltungen und gelebten.

Erstellen einer Wertehierarchie

  • Zuerst lege fest auf welchen Kontext (Arbeit, Beziehung, ...) und welches Zeitfenster (kurzfristig, 10 Jahre, ...), Du Deine Wertehierarchie erstellen willst. Und ob Du Dir eine optimale Wertehierarchie designen willst oder ob es Deine "gelebte" sein sein soll.
  • Notiere mindestens 20 Werte auf einer Arbeitsliste.
  • Sortiere die Werte z.B. durch paarweisen Vergleich:
Nimm Dir Wert 1 und Wert 2 und frage Dich "Was ist Dir wichtiger: Wert 1 oder 2?" - "Worauf könntest Du eher verzichten?"
Dann vergleiche den wichtigeren Wert mit 3. Den dann wichtigeren Wert vergleiche mit 4 ... bis Du am Ende der Liste angekommen bist!
Der Wert, der Dir der Wichtigste war, kommt nach oben auf eine separate Liste und wird in der Arbeitsliste gestrichen.
Nun mache wieder den paarweisen Vergleich auf Deiner Arbeitsliste unter Einbeziehung des wichtigsten Wertes (ww1) "Wenn Du ww hast, was ist Dir wichtiger Wert 1 oder 2?" - "Wenn Du ww hast, worauf könntest Du eher verzichten?" bis du unten angekommen bist mit dem zweitwichtigsten Wert.
Der Wert, der sich als zweitwichtigster herausgestellt hat, kommt an Stelle 2 auf der separaten Liste und wird in der Arbeitsliste gestrichen.
Dann mache wieder den paarweisen Vergleich auf Deiner Arbeitsliste unter Einbeziehung der wichtigen Werte (ww1,..) "Wenn Du ww1,.. hast, was ist Dir wichtiger Wert 1 oder 2?" - "Wenn Du ww1,.. hast, worauf könntest Du eher verzichten?" usw. bis Du unten angekommen bist mit dem zweitwichtigsten Wert.
Der Wert, der sich als nächstwichtigster herausgestellt hat, kommt an die nächste Stelle auf der separaten Liste und wird in der Arbeitsliste gestrichen.
Mache so weiter, bis Du eine Wertehierarchie von mindestens 5 Werten hast.

Achte in Deiner Wertehierarchie auf Wertkonflikte, z.B.: Abenteuer und Sicherheit.

Sprachstruktur

Werte sind Nominalisierungen

d.h. Hauptwörter, die man nicht anfassen kann! Wenn also etwas sich als Wert ausgibt und man kann es "anfassen", ist es kein Wert! Z.B. Geld, der Wert dahinter ist vermutlich eher Reichtum, aber vielleicht auch ganz etwas anderes.
Satzstrukturen

  • Eine Kategorie von Sätzen auf dieser Ebene verwendet den Modaloperator "wollen":
    • Ich will (ich habe) Erfolg/Freude/Liebe...
  • Andere Werte erkennen Sie an Formulierungen wie:
    • Es bringt mir...; Davon habe ich...; Ich erreiche damit...; Ohne [...] würde mir [...] fehlen.

Fragen

Werte werden erfragt durch: "Wofür?", "Was ist wichtig?"
Werte sind Motivatoren. Auf Fragen wie "Was haben Sie davon?", "Wofür tun Sie das?", "Was bringt es Ihnen?" oder "Was würde Ihnen fehlen, wenn Sie es nicht täten?" erhalten Sie Werte zur Antwort.


Hinweise & Beispiele

Der individuelle Wertbegriff und seine Normierungsfunktion in Gruppen:
Werte werden zwar individuell interpretiert, trotzdem sind gemeinsame Wertbegriffe für Gruppen sehr wichtig. Die Verwendung der gleichen Wertbegriffe ist für soziale Gruppen ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Wenn ein Gruppenmitglied die Bedeutung der zentralen Wertbegriffe nicht teilt, folgt häufig eine Art Ausschluss. Ein Beispiel: Freiheit und Demokratie sind hohe Werte in der politischen Landschaft.

Der Begriff "Wert" hat also zwei Bedeutungen:
Zum einen ist damit der individuelle und zum Teil unbewusste Entscheidungsschlüssel gemeint - zum anderen gemeinsame Begriffe, auf die man sich als moralische Richtschnur, für den Zusammenhalt einer Gruppe oder Gesellschaft, einigt. Gemeinsame Werte -> Moral.

Werte bestimmen die Richtung unseres Denkens und unserer Wahrnehmung ("Wo wollen wir hin und wovon weg?"), damit beeinflussen diese Werte bestimmte Glaubenssätze.
Glaubenssatzbündel wiederum ergeben Meta-Programme und die bestimmen, ob man seine Werte erreichen kann, sprich leben kann. Deine Glaubenssätze/Meta-Programme können die Werte und damit den Menschen entweder einschränken oder befreien. Ein Format, das intensiv mit dem Zusammenhang von Werten und Meta-Programmen arbeitet, ist das New Role Design.

Siehe auch

Logische Ebenen

Verwandte Begriffe

Literatur

Time Line Therapy, T. James & W. Woodsmall

Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit, R. Dilts, ISBN 3873870304

Der Werte Manager, Katja Dyckhoff und Peter Kensok, ISBN 3873875950

Weblinks