Visual Squash

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[Teilearbeit, Teilemodell, Arbeit mit Ambivalenz]

Der Visual Squash ist ein Format, das sich an standardisierter Teilearbeit (Teilemodell) orientiert.
Ziel des Visual Squash ist die Lösungsfindung zwischen zwei sich im Konflikt befindenden inneren Teilen bzw. anscheinend entgegengesetzten Interessen.
Die beiden Teile werden auf den Händen des Klienten platziert und deren Submodalitäten abgefragt. Durch den Kontakt mit und zwischen den beiden Teilen erfolgt die Herausarbeitung der positiven Absicht und das gegenseitige Würdigen der beiden Teile. Durch die Kommunikation mit den beiden Teilen werden diese auf die Integration vorbereitet, welche dann durch das Zusammenführen der Hände symbolisiert wird. Auf diese Weise entstehen sehr oft neue Verhaltensweisen, bei denen die positive Absicht beider (oder ggf. mehrerer) Teile beachtet wird.


Anwendung, Einsatz

Der Visual Squash ist sehr gut geeignet, wenn sich zwei Handlungen gegenseitig in die Quere kommen und sich sogar negativ beeinflussen oder blockieren. So tritt manchmal das Gefühl auf, dass, wenn man das "das eine" tut, man doch viel lieber "das andere" tun möchte und umgekehrt. Am Ende tut man keines von beiden wirklich bewusst und ist mit den Gedanken nicht wirklich bei einer der beiden Handlungen.

Beispiele:

  • Wo will ich leben - in einer Kleinstadt oder in der Großstadt?
  • Wo will ich meinen Urlaub verbringen - am Meer oder in den Bergen?
  • Wie verbringe ich meinen Abend - zum Sport gehen oder lieber ausruhen?
  • Wie reagiere ich auf Situation X - gelassen oder meine Meinung sagen?
  • Wie reagiere ich auf einen Streit - einlenken oder abwarten?

Ablauf

Der Ablauf erfolgt in mehreren Schritten, die je nach Notwendigkeit auch in mehreren Schleifen durchlaufen werden oder in ihrer Abfolge und Auslegung variieren können.

Identifizierung des Konfliktes und der ambivalenten Teile

Den inneren Konflikt bzw. die sich anscheinend widersprüchlichen Interessen und damit betroffenen Teile identifizieren.

  • Kennst du Situationen, wo du dich zwischen zwei Seiten hin- und hergerissen fühlst oder erlebst?

Herausarbeiten der Submodalitäten

Die beiden sich in Konflikt befindenden Teile auf die entsprechende Handfläche platzieren, sich mit ihnen identifizieren und die Submodalitäten beschreiben (der Klient soll die beiden Teile fühlen, hören und sehen können) lassen.

  • Wie fühlen sich die beiden Teile auf der jeweiligen Hand an?
  • Ist eine Hand wärmer oder schwerer?
  • Hat ein Teil eine Farbe oder ist eine Form zu erkennen?
  • Gibt es ein passendes Symbol für diesen Teil?
  • Sind Töne oder Stimmen zu hören?
  • Was sagt der Teil?

Dieses Vorgehen für beide Teile extra durchführen - erst die Submodalitäten des einen und dann des anderen Teils herausarbeiten und diese Beschreibung später für die Integration verwenden.

Erfragen der positiven Absicht und Würdigung

Jeden der beiden Teile begrüßen und auf diese Weise den Kontakt herstellen. Jeden der beiden Teile nach seiner positiven Absicht fragen und diesen in der Ich-Form für sich selber sprechen lassen.

  • Wissen beide Teile voneinander? Kennen sie sich?
  • Was ist die positive Absicht des jeweiligen Teils? Für welchen Wert steht er?
  • Ist ihnen bewusst, dass sie beide Teil eines Ganzen sind, voneinander lernen können und sich vielleicht ergänzen?
  • Respektieren und akzeptieren sich die beiden Teile schon?

Anschließend beide Teile würdigen und sich bei ihnen bedanken, dass sie da sind.

Erfragen der Ressourcen

Im nächsten Schritt die vorhandenen Ressourcen der Teile erfragen und herausfinden, welche davon auch für den anderen Teil von Nutzen sein und als Unterstützung dienen könnten. Dabei die Verhandlung der beiden Teile führen und unterstützen.

  • Hält jeder Teil die positive Absicht bzw. den Wert des Anderen für unterstützenswert?
  • Wie könnte eine Kooperation der beiden Teile aussehen?
  • Was müsste sich verändern, damit die beiden Teile zusammenarbeiten und sich akzeptieren würden?
  • Wie könnte das gemeinsame Ziel aussehen? (Variante nach Robert Dilts)

Das Ziel mit den beiden Teilen gemeinsam entwickeln und bei Bedarf notwendige Ressourcen integrieren. (Falls einer der beiden Teile noch sehr jung sein sollte, diesen älter werden lassen.) Jeden der beiden Teile getrennt fragen, ob er den anderen Teil annimmt und anerkennt. Beide Teile sich noch einmal gegenseitig würdigen lassen.

Kooperation und Zusammenführung

Die beiden Teile für die Kooperation vorbereiten und zur Integration führen. Hierbei sind die im ersten Schritt erfragten Submodalitäten sowie die Verwendung von hypnotischen Sprachmustern eine gute Unterstützung. Zusammenführen der Hände

  • Beiden Teilen bewusst machen, dass sie sich respektieren und unterstützen werden, ihre Ziele noch schneller und besser zu erreichen.
  • Beide Teile befragen, ob sie bereit sind, mit dem anderen Teil zu kooperieren und diesen zu integrieren.
  • Falls "Ja", die Hände langsam zusammenführen.
  • Sollte es zu einem Stocken während der Zusammenführung kommen, den Grund erfragen.
  • Eventuell gibt es von einem der beiden Teile oder eines bisher nicht beachteten Teils (siehe Variationen) Einwände gegen die Zusammenführung.
  • Bei möglichen Einwänden den Grund erfragen (zurück zu "Erfragen der positiven Absicht und Würdigung"); ggf. notwendige und nützliche Ressourcen erfragen und integrieren.

Und während du jetzt ganz langsam wahrnehmen kannst, wie sich deine Hände einander in der für dich richtigen und angenehmen Geschwindigkeit nähern und du dich weiterhin ganz entspannt auf die Kommunikation der beiden Teile konzentrieren kannst, auf genau die Art und Weise, die beiden gut tut, die beide noch näher und näher zusammenbringt. Die beiden ihre Fähigkeiten und ihr vielleicht bisher hier und da verborgenes Potential erkennen können, wirst du vielleicht gleich ganz fasziniert von dem sein, was für Veränderungen in dir stattfinden. Vielleicht kannst du ein Bild oder ein Symbol erkennen, wenn sich deine beiden Hände gleich berühren und somit beide Teile zusammenfinden werden, so schnell, wie du es zulassen kannst und so schnell, wie beide Teile sich annehmen werden.

Integration

  • Sobald die Hände zusammengeführt sind, auch hier die Submodalitäten der Integration, des neu entstandenen Teils erfragen (vor allem visuell).
  • Was für ein Bild oder Symbol könnte für die Integration stehen?
  • Was könnte die Zusammenführung für dich repräsentieren?

Das Bild oder Symbol, was gerade entstanden oder im Entstehen ist, nachdem die beiden Teile in ihrer ganz eigenen Geschwindigkeit zusammengefunden haben, wenn sie verschmelzen und sich gegenseitig akzeptieren. Jenes Bild oder Symbol was sich für dich ergibt und jetzt diesen neuen Teil, den Teil mit den Qualitäten und Fähigkeiten beider zusammen geführter Teile, bedeutet vielleicht...neue Wege, all deine Ziele zu erreichen und gleichzeitig viel mehr von deinem Potential wahrzunehmen und zu erkennen.

Öko-Check

Für den Öko-Check die beiden Hände an einer Stelle des Körpers ablegen - wo es am besten passt.

  • Wie ist das Gefühl unter den Händen?
  • Wie fühlt es sich an? Ist es gut so?
  • Brauchst du noch etwas??

Sollte noch etwas gebraucht werden, nach dem Grund und der möglichen Ressource fragen. Vielleicht meldet sich auch an dieser Stelle noch ein Teil, der Einwände oder Anregungen äußert. Den Prozess wiederholen, bis keine Einwände mehr auftauchen (siehe Variationen). Damit ist der Prozess, die Teileverhandlung abgeschlossen.

Future Pace

Zum Schluss noch eine Situation in der Zukunft vorstellen lassen, in der nun die neue Verhaltensweise integriert erlebt wird.

  • Wie anders als in der Vergangenheit erlebst du die Situation?
  • Wie fühlt sich das an?
  • Wie geht es dir dabei?


Variationen

In der Literatur wird der Visual Squash unterschiedlich und in leicht abweichenden Varianten beschrieben.

  • Variante nach Robert McDonald
Nach Robert McDonald "wohnen" die Teile im Körper und werden zunächst dort identifiziert. Anschließend wandern die beiden Teile von ihrem Ursprungsort im Körper in die Hände, wo sie dann (meist als Symbol) sicht- und wahrnehmbar werden. Nach dem Erfragen der positiven Absicht wird beiden Teilen die Notwendigkeit ihrer Kooperation und Zusammenarbeit erläutert - Was die Vorteile sind und was sie dadurch alles erreichen können. Durch das Zusammenführen der Hände erfolgt auch hier die Integration der beiden Teile.
  • Variante nach Robert Dilts (aus "Der große Zauberlehrling" von Alexa Mohl)
Die Besonderheit bei Robert Dilts ist die Arbeit mit Glaubenssätzen innerhalb des Visual Squash. Im Mittelpunkt stehen nicht nur das ambivalente Verhalten der beiden Teile, sondern vor allem die in Konflikt tretenden / stehenden Glaubenssätze, die eben durch die Teile hervorgebracht werden.
  1. Widersprüchliche Glaubenssätze identifizieren
  2. Widersprüchliche Glaubenssätze vollständig repräsentieren
  3. Kontakt herstellen
  4. Positive Absicht herausfinden und Anerkennung vermitteln
  5. Gemeinsames Ziel definieren
  6. Ressourcen entdecken
  7. Zustimmung zu Kommunikation und Kooperation einholen
  8. Integrieren
  9. Testen
  • Variante mit weiteren sich meldenden Teilen
Vielleicht meldet sich während des Prozesses ein zusätzlicher Teil, der mit der neuen Konstellation nicht zufrieden ist oder weitere Tipps und Anregungen hat. Sollte dieser Teil sich zeigen, ihn bitten, sich zu gedulden und die derzeit anstehende Integration zu beenden. Diesem "neuen" Teil weiterhin die Möglichkeit bieten, auch diesen Prozess mit ihm auf der einen Hand und den beiden eben zueinander gefundenen und integrierten Teilen auf der anderen Hand zu durchlaufen.


Hinweise & Beispiele

  • Darauf achten, dass die Bestimmung und Charakterisierung der Teile positiv vorgenommen und die positive Absicht des Verhaltens erfragt wird. Ggf. kann man Reframen. Sag der eine Teil beispielsweise "Ich will machen können, was ich will!" und könnte dies auf den anderen Teil negativ wirken, kann man dies reframen in "Das heißt, Du stehst für Selbstbestimmung!?"
  • Sich bei den beteiligten Teilen bedanken und diese einander würdigen und akzeptieren lassen.
  • Darauf achten, ob weitere Teile innerhalb des Prozesses auftauchen und diese entsprechend einbeziehen.

Praxis-Beispiel

Thema:

Zwiespältigkeit bzgl. der beruflichen Entwicklung: Lieber "viel Geld verdienen" (z.B. Unternehmensberatung) oder "was Soziales" (Therapie, Coaching etc.) machen? Impliziter Glaubenssatz vorher: Beides zusammen geht nicht.

Alternativen benennen

Nach ein paar einleitenden Worten bat mich der Coach, nochmal zu benennen, was die beiden Alternativen für mich bedeuten. Anschließend wurde ich gebeten, die Augen zu schließen, und mittels verschiedener Milton-Muster wurde eine (zunächst) leichte Trance eingeleitet.

Symbole finden

Nun sollte ich die beiden Alternativen symbolisch jeweils in eine meiner Hände nehmen, die am Anfang locker und geöffnet auf meinen Oberschenkeln plaziert waren. Mein Unbewusstes konnte dabei entscheiden, was in welche Hand kommt.

Trance-Phase: Annäherung der Hände

Nun begann eine - in meinem subjektiven Erleben - lange und intensive Trance-Phase. Der Coach verwendete Suggestionen, mit denen er mein Unbewusstes aufforderte, meine Hände aufeinander zu zu bewegen, genau in dem Maße, wie sich die Pole meiner Berufsalternativen aufeinander zubewegen wollten. Dabei spiegelte er in regelmäßigen Abständen verbal die Mikro-Bewegungen meiner Arme (kleine, ruckartige Bewegungen u.ä. ) und Hände (z.B. Zucken in den Fingern), fragte mich manchmal, was ich gerade erlebe und spiegelte diese Aussagen ebenfalls zurück (während dieser Zeit hatte ich häufiger das Gefühl, eine Hand sei leichter bzw. schwerer, als die andere, sie bewegten sich laut dem Feedback der Zuschauer auch auf verschiedenen Höhen oder unterschiedlich schnell).

Abschluss: Berührung der Hände

Die Formulierungen wiederholte er so lange, bis sich meine Hände nach einem mir ewig erscheinenden Zeitraum tatsächlich berührten. Ich erwachte auch ohne Suggestion sofort aus der Trance, und hatte für mich eine gute Lösung gefunden (Anmerkung: auf Öko-Check & Future Pace wurde hier verzichtet, gehört eigentlich dazu).


Ergebnis

Ich habe mich entschlossen: Sollte ich mich bei einer Firma bewerben, werde ich mir auf jeden Fall in den Vertrag schreiben lassen, dass ich nebenbei als Coach und Trainer selbständig tätig sein darf. Nun könnte man sagen: "Da hätte ich auch so drauf kommen können". War aber damals nicht so. Für mich hatte sich das irgendwie ausgeschlossen. Durch die Trance haben sich die Gegensätze integriert.

Längerfristige Folge

Etwa zwei Wochen später habe ich mich extrem kurzfristig noch für eine NLP-Trainer-Ausbildung angemeldet, die mir vor dem Prozess aus finanziellen Gründen derzeit nicht machbar erschien. Auch hier ist etwas in mir gereift, ich habe eine viable Lösung dafür gefunden. Der Ausbildung ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen...

Verwandte Begriffe


Literatur

  • Bandler, Richard / Grinder, John: Reframing. Junfernmann Verlag, Paderborn 2005 (8. Auflage). ISBN 3-87387-228-5
  • Mohl, Alexa: Der große Zauberlehrling - Teil 1, Kapitel 5 Teilearbeit. Junfernmann Verlag, Paderborn 2006. ISBN 3-87387-615-9


Weblinks

http://www.comprehensive-knowledge.de/unterlagen/Visual%20Squash.pdf